Bobinger Biber leisten ganze Arbeit
Im Auwald nahe dem Bobinger Krankenhaus entsteht ein immer größeres Biber-Biotop. Das „Säurebächle“, das normalerweise in die Wertach mündet, ist trockengelegt.
In Bobingen machen Biber ihrem Ruf als Landschaftsgestalter alle Ehre. Im Auwald südlich des Krankenhauses haben sie das „Säurebächle“, wie es im Volksmund heißt, gestaut. Vom Waldweg aus, der südlich an dem Bibersee entlangführt, kann man das Ausmaß der Wasserfläche nur erahnen. Der Biber hat sich eine passende Engstelle mehrere Hundert Meter bachabwärts für seinen Damm ausgesucht und sich ein regelrechtes Biberparadies erschaffen. Um die immer wieder vorkommenden Überflutungen des Waldweges im Süden zu verhindern, wurde von der Stadt Bobingen entlang des Weges ein rund 30 Zentimeter hoher Damm aufgebaut. Bei der Stadt sieht man denn auch die Aktivitäten der Biber mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn das Feuchtbiotop, das der Biber dort gestaltet, war auch vorher schon ein Biotop. Aber ein Trockenbiotop. Doch die Biber haben andere Pläne.
Da diese possierlichen Tierchen streng geschützt sind, sind Eingriffe in Biberreviere nur mit Einverständnis der Unteren Naturschutzbehörde möglich. Bei einem Ortstermin mit Vertretern der Stadt und der Behörde gab diese ihr Einverständnis, die Wasserhöhe entweder durch ein Absenken des Biberdamms oder die Installation eines Abflussrohrs zu regulieren. So will man verhindern, dass noch größere Flächen überflutet
werden und der Bach könnte dann wieder Wasser führen.
Ob sich die Biber das bieten lassen werden, ist eine andere Frage. Denn Biber sind, was ihre Dämme angeht, Kummer gewohnt. Beschädigungen kommen auch auf natürliche Weise immer wieder vor, werden aber von den Spezialisten im Dammbau meist flugs repariert. Dass der Bach trocken gefallen ist, liegt daran, dass etwa 300 Meter bachabwärts ein zweiter Biber aktiv zu sein scheint. Der hat dort mit seinem Damm die Wasserreste, die den ersten Damm passieren, endgültig gestaut. Deshalb
kommt jetzt an der Mündung des Baches in die Wertach kein Wasser mehr an.
Sorgen wegen absterbender Bäume, die im Wasser stehen oder vom Biber gefällt werden, sollte sich aber niemand machen. Denn solche Biberbiotope sind für die Auwälder ein wahrer Segen. Sie leisten einen wichtigen Beitrag bei der Renaturierung der Auwälder. Die Biberseen weisen eine wesentlich höhere Artenvielfalt aus, als es in einem Wald der Fall wäre. Hier entstehen Lebensräume für seltene Libellenarten, für Fische und Frösche, für Wasser- und Sumpfpflanzen
und nicht zuletzt für Eisvögel und Teichrohrsänger, wie von verschiedenen Naturschutzorganisationen erklärt wird.
Auch das Fällen von Bäumen durch Biber ist, im Vergleich zu dem, was der Mensch in den Wäldern anrichtet, ein zu vernachlässigendes Problem. Biber sind reine Pflanzenfresser. Von Baumrinden ernähren sie sich nur im Winter. Im Sommer fressen sie sich an Pflanzen im und ums Wasser satt. Ein Biber vertilgt im Winter etwa 900 g Baumrinde am Tag. So kommt eine fünfköpfige Biberfamilie also auf rund 50 gefällte Bäume
pro Jahr. In Deutschland leben derzeit geschätzt rund 40000 Biber.
Der Holzeinschlag, der von den Forstbetrieben getätigt wird, lag dagegen im Jahr 2022 bei rund 79 Millionen Festmetern in Deutschland. Dagegen ist der Beitrag des Bibers eine zu vernachlässigende Zahl. Gleichzeitig liegt der Holzzuwachs pro Jahr in Deutschland bei rund 121 Millionen Festmetern. (Quelle: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft). Waldbesitzer bekommen bei Biberfraß eine finanzielle Entschädigung.