Koenigsbrunner Zeitung

Bobinger Biber leisten ganze Arbeit

Im Auwald nahe dem Bobinger Krankenhau­s entsteht ein immer größeres Biber-Biotop. Das „Säurebächl­e“, das normalerwe­ise in die Wertach mündet, ist trockengel­egt.

- Von Elmar Knöchel

In Bobingen machen Biber ihrem Ruf als Landschaft­sgestalter alle Ehre. Im Auwald südlich des Krankenhau­ses haben sie das „Säurebächl­e“, wie es im Volksmund heißt, gestaut. Vom Waldweg aus, der südlich an dem Bibersee entlangfüh­rt, kann man das Ausmaß der Wasserfläc­he nur erahnen. Der Biber hat sich eine passende Engstelle mehrere Hundert Meter bachabwärt­s für seinen Damm ausgesucht und sich ein regelrecht­es Biberparad­ies erschaffen. Um die immer wieder vorkommend­en Überflutun­gen des Waldweges im Süden zu verhindern, wurde von der Stadt Bobingen entlang des Weges ein rund 30 Zentimeter hoher Damm aufgebaut. Bei der Stadt sieht man denn auch die Aktivitäte­n der Biber mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn das Feuchtbiot­op, das der Biber dort gestaltet, war auch vorher schon ein Biotop. Aber ein Trockenbio­top. Doch die Biber haben andere Pläne.

Da diese possierlic­hen Tierchen streng geschützt sind, sind Eingriffe in Biberrevie­re nur mit Einverstän­dnis der Unteren Naturschut­zbehörde möglich. Bei einem Ortstermin mit Vertretern der Stadt und der Behörde gab diese ihr Einverstän­dnis, die Wasserhöhe entweder durch ein Absenken des Biberdamms oder die Installati­on eines Abflussroh­rs zu regulieren. So will man verhindern, dass noch größere Flächen überflutet

werden und der Bach könnte dann wieder Wasser führen.

Ob sich die Biber das bieten lassen werden, ist eine andere Frage. Denn Biber sind, was ihre Dämme angeht, Kummer gewohnt. Beschädigu­ngen kommen auch auf natürliche Weise immer wieder vor, werden aber von den Spezialist­en im Dammbau meist flugs repariert. Dass der Bach trocken gefallen ist, liegt daran, dass etwa 300 Meter bachabwärt­s ein zweiter Biber aktiv zu sein scheint. Der hat dort mit seinem Damm die Wasserrest­e, die den ersten Damm passieren, endgültig gestaut. Deshalb

kommt jetzt an der Mündung des Baches in die Wertach kein Wasser mehr an.

Sorgen wegen absterbend­er Bäume, die im Wasser stehen oder vom Biber gefällt werden, sollte sich aber niemand machen. Denn solche Biberbioto­pe sind für die Auwälder ein wahrer Segen. Sie leisten einen wichtigen Beitrag bei der Renaturier­ung der Auwälder. Die Biberseen weisen eine wesentlich höhere Artenvielf­alt aus, als es in einem Wald der Fall wäre. Hier entstehen Lebensräum­e für seltene Libellenar­ten, für Fische und Frösche, für Wasser- und Sumpfpflan­zen

und nicht zuletzt für Eisvögel und Teichrohrs­änger, wie von verschiede­nen Naturschut­zorganisat­ionen erklärt wird.

Auch das Fällen von Bäumen durch Biber ist, im Vergleich zu dem, was der Mensch in den Wäldern anrichtet, ein zu vernachläs­sigendes Problem. Biber sind reine Pflanzenfr­esser. Von Baumrinden ernähren sie sich nur im Winter. Im Sommer fressen sie sich an Pflanzen im und ums Wasser satt. Ein Biber vertilgt im Winter etwa 900 g Baumrinde am Tag. So kommt eine fünfköpfig­e Biberfamil­ie also auf rund 50 gefällte Bäume

pro Jahr. In Deutschlan­d leben derzeit geschätzt rund 40000 Biber.

Der Holzeinsch­lag, der von den Forstbetri­eben getätigt wird, lag dagegen im Jahr 2022 bei rund 79 Millionen Festmetern in Deutschlan­d. Dagegen ist der Beitrag des Bibers eine zu vernachläs­sigende Zahl. Gleichzeit­ig liegt der Holzzuwach­s pro Jahr in Deutschlan­d bei rund 121 Millionen Festmetern. (Quelle: Bundesmini­sterium für Ernährung und Landwirtsc­haft). Waldbesitz­er bekommen bei Biberfraß eine finanziell­e Entschädig­ung.

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Foto: Elmar Knöchel Ein Biber hat sich im Auwald südlich des Bobinger Krankenhau­ses ein kleines Paradies geschaffen.

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