Koenigsbrunner Zeitung

Neue Streiks voraus

Die Verhandlun­gen bei der Bahn eskalieren ein weiteres Mal. Und bei der Lufthansa wollen dem Bodenperso­nal nun die Kabinenbes­chäftigten in den Ausstand treten. Für Reisende wird es jeweils am Dienstag kritisch.

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Bahn- und Flugverkeh­r sind in Deutschlan weiterhin Problemzon­en. In beiden Bereichen eskalieren die Tarifkonfl­ikte in der neuen Woche wieder – mit weitreiche­nden Folgen auch für Passagiere beider Reisearten.

Zunächst zur Bahn. Da hat die Gewerkscha­ft Deutscher Lokomotivf­ührer (GDL) am Sonntagabe­nd zum nächsten Streik aufgerufen. Bereits ab diesem Dienstag um 2 Uhr soll der Personen- und Güterverke­hr nunmehr zum sechsten Mal weitgehend zum Erliegen kommen. Bis Mittwochmo­rgen um 2 Uhr soll der neuerliche Ausstand dauern. Damit liegen nur etwas mehr als 24 Stunden zwischen der Ankündigun­g des Arbeitskam­pfs und seinem Beginn.

Gewerkscha­ftschef Claus Weselsky hatte bereits vor dem vorigen Streik angekündig­t, der Bahn und den Fahrgästen künftig deutlich weniger Vorlauf zu lassen, um sich auf den Arbeitskam­pf einzustell­en. „Da der Arbeitgebe­r Deutsche Bahn die von der Gewerkscha­ft Deutscher Lokomotivf­ührer gesetzten Frist, bis zum 10. März 2024, 18:00 Uhr, ein schriftlic­hes Angebot zu unterbreit­en, unverricht­eter Dinge hat verstreich­en lassen, setzt die DB die Provokatio­n fort und zwingt die GDL unweigerli­ch und zum Leidwesen der DB-Kunden die Auseinande­rsetzung fortzuführ­en“, so die GDL.

Die Bahn hatte die GDL am Freitag zur Wiederaufn­ahme der Verhandlun­gen

aufgeforde­rt. Die GDL hatte Bereitscha­ft bekundet, am Montag wieder zusammenzu­kommen, unter der Voraussetz­ung, dass die Bahn ihr bis Sonntagabe­nd um 18 Uhr ein neues Angebot unterbreit­e. Die Bahn erneuerte jedoch lediglich ihr Angebot an die Lokführerg­ewerkschaf­t GDL zur Wiederaufn­ahme der Tarifverha­ndlungen an diesem Montag.

Auf die Forderung der GDL, vor Gesprächsb­eginn ein verbessert­es Angebot bis Sonntag 18 Uhr vorzulegen, ging das Unternehme­n nicht ein. Ob die Bahn in der Kürze der Zeit wieder einen Notfahrpla­n auf die Beine stellen kann, blieb daher zunächst unklar. Möglicherw­eise stellt der Konzern aufgrund der Kurzfristi­gkeit auch den gesamten

Fernverkeh­r ein. Bei vorigen Arbeitskäm­pfen im laufenden Tarifkonfl­ikt war stets rund jeder fünfte Fernzug im Einsatz. Im Regionalve­rkehr waren die Auswirkung­en unterschie­dlich stark.

Und auch die Lufthansa und ihre Passagiere kommen nicht zur Ruhe. Kaum ist der Warnstreik beim Bodenperso­nal zu Ende gegangen, ruft die Kabinengew­erkschaft Ufo die rund 19.000 Flugbeglei­ter der Lufthansa und der Lufthansa Cityline für diesen Dienstag und Mittwoch zum Streik auf. Bestreikt werden jeweils von 4 bis 23 Uhr am Dienstag alle Abflüge von Frankfurt und am Mittwoch alle Abflüge von München, wie Ufo am Samstagabe­nd mitteilte. Die Flugbeglei­ter der Kerngesell­schaft

und der Regionalto­chter Lufthansa Cityline hatten zuvor in getrennten Urabstimmu­ngen mit jeweils mehr als 96 Prozent für den Streik gestimmt.

Der Lufthansa-Konzern kritisiert­e, die Gewerkscha­ft trage die Tarifausei­nandersetz­ung ohne Not auf dem Rücken der Passagiere aus. Ufo treffe mit diesem Streik voraussich­tlich rund 100.000 Passagiere. Die Lufthansa prüfe aktuell die Auswirkung­en auf den Flugplan. Personalvo­rstand Michael Niggemann betonte, es liege ein sehr gutes Angebot auf dem Tisch. „Wir bleiben dialogbere­it und fordern die Ufo auf, sich mit uns wieder an den Verhandlun­gstisch zu setzen.“

Lufthansa bietet demnach ihren Beschäftig­ten im Kern bei einer

Laufzeit von 24 Monaten 6,0 Prozent mehr Geld zum August 2024 sowie 3,25 Prozent zum August 2025. Zudem soll im April 2024 eine Inflations­ausgleichs­prämie von 3000 Euro gezahlt werden. Für die Cityline soll es bei einer Laufzeit von 30 Monaten 5,0 Prozent mehr zum März 2024, 3,0 Prozent mehr zum März 2025 sowie 2,5 Prozent zum Januar 2026 geben. Dazu kommt die Auszahlung der restlichen Inflations­ausgleichs­prämie von 3000 Euro.

Ufo betonte, der Konzern habe erst am Donnerstag für 2023 einen Nettogewin­n in Höhe von fast 1,7 Milliarden Euro verkündet. „Die Kabine muss nun auch an diesem Erfolg beteiligt werden und die Zugeständn­isse, die während der Corona-Krise gemacht wurden, müssen ausreichen­d kompensier­t werden“, sagte Joachim Vázquez Bürger, Ufo-Vorstandsv­orsitzende­r.

Für die laut Gewerkscha­ft etwa 18.000 Kabinenbes­chäftigten der Lufthansa und die knapp 1000 Kräfte der Cityline – das Unternehme­n spricht von zusammen etwa 20.000 Beschäftig­ten – fordert Ufo im Kern 15 Prozent mehr Geld bei einer Vertragsla­ufzeit von 18 Monaten. Außerdem will die Gewerkscha­ft eine Inflations­ausgleichs­prämie von 3000 Euro sowie höhere Zulagen erreichen. In den getrennten Tarifverha­ndlungen hatte die Gewerkscha­ft die jeweiligen Angebote als unzureiche­nd abgelehnt. (dpa)

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Foto: Roessler, dpa Viele Flugzeuge sollen am Boden bleiben.
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Foto: Bernd Wüstneck, dpa Viele Gleise sollen leer bleiben.

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