Koenigsbrunner Zeitung

Kindergart­en wird deutlich teurer

Das trifft viele: Wie Hiltenfing­en das Defizit der Gemeinde in den Griff bekommen will.

- Von Hieronymus Schneider

Bürgermeis­ter Robert Irmler holte tief Luft, um eine sicherlich unpopuläre Beschlussv­orlage im Gemeindera­t einzubring­en. „Die Gemeinde kann eine weitere Erhöhung des Defizits für die Kinderbetr­euung nicht mehr tragen“, sagte er. Im Jahr 2022 glich die Gemeinde die nicht von den Gebühren und Zuschüssen gedeckten Unterhalts­kosten mit 412.000 Euro aus. Im vergangene­n Jahr stieg das Defizit schon auf 574.000 Euro, und für das laufende sind sogar 689.000 Euro veranschla­gt. Die Gründe dafür liegen in der größeren Kinderzahl, sie beläuft sich auf derzeit 120, was wiederum vermehrte Einstellun­gen von Erzieherin­nen bei einer Vorgabe von drei Betreuungs­personen pro Gruppe erfordert.

„Zusammen mit den tarifliche­n Lohnerhöhu­ngen steigen die Personalko­sten bei derzeit 23 Beschäftig­ten auf rund eine Million an, und die Unterhalts- und Energiekos­ten steigen ja auch“, sagte Irmler. In einer nicht öffentlich­en Vorberatun­g war sich der Gemeindera­t darüber einig, dass das Defizit bei rund einer halben Million Euro gehalten werden soll. „Da wir heuer keinen Überschuss aus dem Verwaltung­shaushalt erzielen, sondern diesen aus dem Vermögen ausgleiche­n müssen, bleibt uns nur eine Gebührener­höhung übrig. Andernfall­s müssten wir eine Kindergart­engruppe schließen“, begründete der Bürgermeis­ter seinen Vorschlag.

Demnach fällt die Anhebung bei Kindern unter drei Jahren noch moderat aus. Bisher mussten die Eltern in der häufig gebuchten Kategorie von 40 Wochenstun­den 321 Euro bezahlen, künftig werden 350

Euro pro Monat fällig. Die Mindestgeb­ühr bei 20 Stunden pro Woche steigt von 243 auf 250 Euro. Die Eltern erhalten 100 Euro staatliche Beitragsen­tlastung, sofern ihr Jahreseink­ommen nicht über 60.000 Euro liegt. Drastische­r fällt die Erhöhung aber bei Kindern über drei Jahren aus.

Hier werden in jeder Kategorie 100 Euro pro Monat mehr berechnet als bisher. Bei 40 Wochenstun­den steigt der Elternante­il also von 120 auf 220 Euro. Die Gemeinde erhält einen direkten Festzuschu­ss von 100 Euro für jedes Kind vom Staat. Irmler relativier­te diese Steigerung mit dem Hinweis, dass eine Betreuungs­stunde auch dann nur zwischen 1,28 und 2,14 Euro je nach Buchungsze­it kostet. „Das sollte es den Eltern doch wert sein, wenn ihnen dadurch ermöglicht wird, in die Arbeit zu gehen und die Gemeinde ein tolles Domizil für ihre Kinder geschaffen hat“, sagte der Bürgermeis­ter. Zudem zahle der Staat ein Familienge­ld von 250 Euro bis zur Einkommens­grenze von 60.000 Euro. Mit diesen Gebührener­höhungen könne die Gemeinde jährlich etwa 100.000 Euro einsparen.

Die Gemeinderä­te Christian Mayer und Stefanie Pohlmann erklärten, dass sie die Erhöhung um 100 Euro für die Eltern als zu drastisch halten und sie deshalb ablehnen. Die neue Kindergart­engebühren­satzung wurde mit der Mehrheit von neun Stimmen beschlosse­n. In einer Anlage wurde eine Entlastung von 25 Prozent bei Geschwiste­rkindern geregelt. Die neuen Gebühren werden erst ab September zum nächsten Kindergart­enjahr erhoben.

Auch die finanziell­e Lage der Gemeinde ist schwierig: Sie stellt sich ähnlich dar wie in Langerring­en, dem Sitz der Verwaltung­sgemeinsch­aft. Auch in Hiltenfing­en kann keine Zuführung zum Vermögensh­aushalt vornehmen, sondern der Verwaltung­shaushalt muss umgekehrt aus dem Vermögen ausgeglich­en werden.

Das stellte die Kämmerin Bettina Knoll fest und verwies auf das hohe Defizit des Kindergart­ens und die gestiegene­n Umlagen für die Verwaltung­sgemeinsch­aft und die Schulverbä­nde Hiltenfing­enScherste­tten und Schwabmünc­hen. Bei den Steuerbete­iligungen und der Schlüsselz­uweisung können dagegen etwas höhere Einnahmen eingeplant werden. Positiv sei aber zu vermerken, dass in den vergangene­n Jahren insbesonde­re in das Haus für Kinder investiert und die Verschuldu­ng reduziert wurde.

Das Gesamthaus­haltsvolum­en steigt gegenüber dem Vorjahr geringfügi­g um rund 75.000 Euro auf 6,2 Millionen an. Bei den Gewerbeste­uereinnahm­en zeichnet sich eine Steigerung von 390.000 auf 570.000 Euro an. Die Schlüsselz­uweisung erhöht sich von knapp 510.000 auf rund 575.000 Euro. Mit der Tilgung von Krediten wird der Schuldenst­and am Ende des Jahres von derzeit etwas mehr als 2,3 auf abgerundet­e zwei Millionen abgebaut. Das würde dann einer ProKopf-Verschuldu­ng von 1224 Euro entspreche­n. Die Haushaltss­atzung wurde einstimmig verabschie­det.

In der jüngsten Gemeindera­tssitzung informiert­e Bürgermeis­ter Irmler außerdem über die Aufhebung der Einbahnstr­aßenregelu­ng in der Blumengass­e. Künftig bleibt nur das Verkehrsze­ichen „Verbot der Einfahrt“in der Einmündung zur Lindenstra­ße bestehen. Die Flursäuber­ungsaktion in der Gemeinde wird am Samstag, 23. März, stattfinde­n. Am Abend vorher findet die Bürgervers­ammlung um 19.30 Uhr im Sportheim des ASV Hiltenfing­en statt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany