Er hat Angst vor dem Bühnenabschied
Am 16. März spielt der Augsburger Kabarettist Silvano Tuiach in Bobingen. Die Singoldhalle gehört zu seinen Lieblingsorten. Das hat verschiedene Gründe, wie er im Interview verrät.
Sie sagen, dass die Bobinger Singoldhalle zu Ihren Lieblingsorten gehört. Warum eigentlich?
Silvano Tuiach: Ich war einer der Ersten, der dort nach der Eröffnung spielen durfte. Was mir an der Singoldhalle außerdem so gut gefällt: Der Bereich hinter der Bühne ist einfach so gemütlich. Man kann direkt dahinter parken und muss seinen Koffer nicht so weit schleppen.
Was steckt alles in Ihrem Koffer?
Tuiach: Meine Requisiten. Das ist der Ranzmayr-Mantel und Ranzmayr-Hut. Natürlich auch meine Bücher, die im Augsburger SodalaVerlag erschienen sind. Dazu gehören „Die verloren gegangenen Wörter“, „Die dümmsten Redewendungen“, „Die schönsten Gedichte zum 70. Geburtstag“und „Augsburg – quo vadis“. Ich habe übrigens auch meinen zweiten Koffer schon gepackt, falls es zu politischen Veränderungen kommt.
Sie spielen auf die AfD und das Geheimtreffen ab, bei dem es um Remigration ging.
Tuiach: Mein Vater war Italiener. Ich bin 1962 eingebürgert worden. Wenn ich zurück nach Italien müsste, dann wäre ich dort vollkommen hilflos. Ich habe dort keine Verwandten, die mich aufnehmen könnten.
Haben Sie eine doppelte Staatsbürgerschaft?
Tuiach: Nein, so etwas gab es damals nicht. Wenn ich jetzt Deutschland verlassen müsste, dann wäre das traurig. Deshalb
habe ich mich im neuen Programm satirisch damit beschäftigt, was eigentlich deutsch ist.
Was würden Sie in Italien nur machen? Die Sonne und das Dolce Vita genießen?
Tuiach: Vielleicht in Ostia oder Jesolo Deutsche anbetteln. Ich hoffe, dass ich bleiben darf. Ich will doch noch ein paar Jahre auf der Bühne kämpfen. Zum Beispiel gegen den asiatischen Marienkäfer, der den deutschen Marienkäfer verdrängt.
Erinnern Sie sich eigentlich noch an 1962?
Tuiach: Damals habe ich für einen Skandal gesorgt. Ich habe ins Poesiealbum meiner Klassenkameradin
Brigitte etwas Ungehöriges geschrieben. Ich werde es bei meinem Auftritt in der Bobinger Singoldhalle vorlesen.
Gibt es Brigitte wirklich?
Tuiach: Ja. Brigitte wohnt heute in Königsbrunn und besuchte damals mit mir die Volksschule in Steppach. Wir haben auch im selben Haus gewohnt.
Sie haben noch Kontakt?
Tuiach: Ja. Vor Jahren hat sie mir dann das Poesiealbum gezeigt. Wissen Sie eigentlich, was ein Poesiealbum ist?
Klar.
Tuiach:
Das wurde früher herumgereicht, und jeder durfte etwas hineinschreiben. Zum Beispiel: „Das Glück ist wie ein Omnibus, auf den man warten muss. Und kommt er endlich angewetzt, dann ruft der Schaffner: Schon besetzt.“
Gab es damals auch kleine Bilder, die man ins Poesiealbum geklebt hat?
Tuiach: Nein, ich glaube nicht.
Wie sind Sie eigentlich früher nach Deutschland gekommen?
Tuiach: Als mein italienischer Vater Steppach auf der Karte las, dachte er sich, dass es sich um einen besonders katholischen Ort handeln muss. In St. Eppach habe ich im Großen und Ganzen eine sehr zufriedene Kindheit verbracht. Eine Wohnung haben wir dort bekommen, weil man Vater Küchenchef im Officersclub der Amerikaner war. Deshalb musste ich als Kind nie Hunger leiden. Es gab daheim immer die tollsten Donuts.
Sie sind trotz der Donuts gut in Form geblieben. Andere Menschen, die ihr Leben lang amerikanisches Essen bekommen haben, schauen heute aus wie ein Donut.
Tuiach: Ja, das stimmt. Aber um ehrlich zu sein: Ich war als Kind übergewichtig, mit 15 oder 16 hat sich das dann gelegt.
Was erwartet das Publikum in Bobingen noch?
Tuiach: Passend zum Frühjahr gebe ich Putztipps. Der Mann ist ja eher ein Anschaffer, auch wenn er von der Frau meistens als „Dätsch mer“genannt wird. Er kann zum Beispiel empfehlen, wer von der Verwandtschaft kommen soll, damit seiner Frau nicht zu langweilig wird und sie dann gemeinsam mit den Verwandten putzen kann. Er organisiert alles.
Papa denkt, Mama lenkt?
Tuiach: So ungefähr. Ich gebe auch Tipps, wie sich das Gehirn fit halten lässt. Ich werde außerdem mit einer Sensation überraschen.
Eine Sensation?
Tuiach: Ich plane einen Vergnügungspark für Senioren im Süden von Augsburg.
Was steckt dahinter?
Tuiach: Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Was ich schon sagen kann: Zusammen mit Herrn Braun, der ja auch eine Größe im Augsburger Kabarett ist, wollen wir den deutschen Märchen ein Facelifting verleihen. Vorgenommen haben wir uns das Rotkäppchen.