Alte Musik wird neu entdeckt
Abwechslungsreiches Konzert mit Werken von Maddalena Sirmen zum Weltfrauentag in der Stadthalle Schwabmünchen.
Musik einer unbekannten Komponistin in einem Konzert vorzustellen, ist eine Herausforderung und sicherlich keine leichte Aufgabe, die von vorneherein Erfolg verspricht. Dennoch hat das Kulturbüro Schwabmünchen dieses Wagnis anlässlich des Internationalen Frauentages unternommen und das Orchester Divertimento unter der Leitung von Jürgen Scholz eingeladen, Werke von Laura Maddalena Lombardini-Sirmen zu präsentieren sowie ihre Lebensgeschichte nachzuzeichnen.
Denn Musik, die von Frauen komponiert wurde, ist bis heute in den Konzertprogrammen unterrepräsentiert. Dass sich dieses Wagnis aber gelohnt hat, bewies in der Stadthalle Schwabmünchen der große Besuch von Klassik-Liebhabern,
die ihre Lust auf unbekannte Werke dokumentierten. Als Solistinnen waren für dieses Konzert Floriane Haslach (Violine) und Judith Dölle-Kohn (Sopran) gewonnen worden. Dies war erforderlich, um die ganze Breite des Schaffens der italienischen Künstlerin abzudecken. Denn sie war nicht nur eine erfolgreiche Komponistin in der Klassik, sondern trat auch als virtuose Geigerin und gefeierte Sängerin in einem Zeitraum von knapp zwei Jahrzehnten in den großen Metropolen Europas auf.
Ihren abwechslungsreichen Lebensweg, der Maddalena Sirmen von der Ausbildung in einem venezianischen Ospedale (Waisenhaus) über Paris, London und Dresden bis an den russischen Zarenhof in Sankt Petersburg führte, zeichneten Jürgen Scholz und Joachim
Stork in ihrem durch Bildpräsentationen untermalten Vortrag detailliert nach. Dazu erklangen im ersten Teil des Konzertes Kammermusikwerke Maddalena Sirmens, die von Floriane Haslach, Clemens Schmied, Ludwig Domberger, Wolfgang Schirmer und Ulrike Rath ausdrucksstark vorgetragen wurden.
Im Mittelpunkt des zweiten Teils des Abends stand dann das Wirken von Maddalena Sirmen als Violinvirtuosin und Sängerin. Judith Dölle-Kohn präsentierte mit ihrer klaren Sopranstimme zwei Arien, die eine Vorstellung von der großen Virtuosität und Ausdrucksstärke der italienischen Künstlerin vermitteln konnten. Eine dieser Opernarien, die eigens für Maddalena Sirmen komponiert worden war und vermutlich seit 250 Jahren nicht mehr aufgeführt wurde, war eigens für diese Veranstaltung aus alten Stimmheften in moderne Notation übertragen worden.
Den Abschluss des gelungenen Abends bildete dann noch ein dreisätziges Konzert für Violine und Orchester. Es wurde von Floriane Haslach zusammen mit dem Orchester Divertimento gespielt. Die junge Künstlerin, Preisträgerin bei „Jugend musiziert“, Mitglied im Landesjugendorchester und zur Zeit in der Ausbildung bei Professor Linus Roth am „Leopold Mozart College of Music“der Universität Augsburg, brillierte hier mit ausdrucksstarkem Spiel und zeigte sich sämtlichen großen spieltechnischen Herausforderungen, die das Stück stellte, souverän gewachsen. (AZ)