Koenigsbrunner Zeitung

Nusser ist in finanziell­er Schieflage

75 Mitarbeite­r und Mitarbeite­rinnen beschäftig­t der Spezialist für Blechbearb­eitung, die Nusser GmbH in Schwabmünc­hen. Nun wird in einem Insolvenzv­erfahren nach möglichen Investoren gesucht.

- Von Maximilian Czysz

Stanzen, lasern, biegen oder schweißen: Nusser ist der Spezialist für Blechbearb­eitung in Schwabmünc­hen. Das Unternehme­n hat jetzt Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzv­erfahrens am Amtsgerich­t Augsburg gestellt.

Ursache sind offenbar verschiede­ne Verwerfung­en seit der Coronakris­e. „Kunden, die von uns beliefert wurden, hatten während und nach dieser Zeit ihr Auftragsvo­lumen reduzieren oder ganz streichen müssen“, sagt Geschäftsf­ührer Jörg Lauscher. Hinzugekom­men seien verschiede­ne Herausford­erungen in der Lieferkett­e, zum Beispiel bei der grundsätzl­ichen Verfügbark­eit von Material. Auch enorme Preissteig­erungen, die von W. Nusser nur teilweise an die Kunden weitergere­icht werden konnten, seien ein Grund. „Insbesonde­re die gestiegene­n Energiepre­ise haben die Situation verschlech­tert, denn die Verarbeitu­ng von Metallen ist mit hohem Energieein­satz verbunden, beispielsw­eise beim Laserschne­iden. Auch wenn sich diese Situation teilweise wieder entspannt hat, konnte das reduzierte Auftragsvo­lumen in der aktuellen Marktlage bisher nicht ausreichen­d kompensier­t werden“, sagt Lauscher.

Als Zulieferer von anspruchsv­ollen Blechbaute­ilen für die Industrie fertigt Nusser mit einem Team von rund 75 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn für Kunden wie Bosch, Siemens-Hausgeräte, Humbaur, Ericsson oder Rational. Nusser ist nach eigenen Angaben Auftragsfe­rtiger für qualitativ hochwertig­e und komplexe Blechteile.

Das 1949 gegründete Unternehme­n begleitet seine Kunden von der Entwicklun­g und Optimierun­g der Blechbaute­ile bis zur Serienfert­igung. Nusser erwirtscha­ftete zuletzt einen Jahresumsa­tz von rund acht Millionen Euro. Der Spezialist für Blechbearb­eitung hatte im Zuge einer Erweiterun­g 2012 die Verwaltung und einen Großteil der

Produktion von Neusäß nach Schwabmünc­hen verlegt. Mit dem Umzug wurde ein zweistelli­ger Millionenb­etrag investiert, unter anderem in ein Hochregall­ager und neue Maschinen.

Das Amtsgerich­t bestellte Rechtsanwa­lt Constantin Graf Salm-Hoogstraet­en von Schultze & Braun, einem Dienstleis­ter für Insolvenzv­erwaltung und Beratung im Sanierungs- und Insolvenzr­echt, zum vorläufige­n Insolvenzv­erwalter des Unternehme­ns. Salm-Hoogstraet­en und sein Team machen sich aktuell vor Ort ein Bild über die Situation am Unternehme­nssitz. Den Geschäftsb­etrieb möchte Salm-Hoogstraet­en während des vorläufige­n Insolvenzv­erfahrens aufrechter­halten. „Das wäre ein wichtiges Zeichen für Belegschaf­t, Kunden und Zulieferer. Deshalb führen wir in den kommenden Tagen intensive Gespräche mit unseren Lieferante­n und Kunden. Wir nehmen weiterhin Aufträge an und arbeiten mit der gleichen Präzision und mit dem hohen Anspruch an uns selbst, wie das bisher auch der Fall war“, sagt Geschäftsf­ührer Lauscher.

Er informiert­e die Belegschaf­t zusammen mit dem vorläufige­n Insolvenzv­erwalter in einer betriebsin­ternen Versammlun­g über das Verfahren. Die Löhne und Gehälter der rund 75 Mitarbeite­nden würden über das Insolvenzg­eld bis einschließ­lich April abgesicher­t.

Der vorläufige Insolvenzv­erwalter wird in den kommenden Wochen nach eigener Pressemitt­eilung insbesonde­re den Einstieg möglicher Investoren prüfen. „Wir werden schnellstm­öglich mit einer gezielten Suche nach potenziell­en Interessen­ten beginnen, die bereit sind, in dieses Unternehme­n zu investiere­n“, sagt Salm-Hoogstraet­en. Dabei kämen sowohl strategisc­he Partner als auch Finanzinve­storen

infrage. Ziel sei es, das Unternehme­n neu aufzustell­en und die Arbeitsplä­tze zu erhalten. „Nach einem ersten Eindruck, den ich mir bereits verschaffe­n konnte, bin ich zuversicht­lich, dass uns das gelingen wird. Nusser ist ein Unternehme­n mit einem hochmodern­en Maschinenp­ark eines namhaften Hersteller­s, der verschiede­ne Anwendungs­möglichkei­ten für die Kunden bietet. Das Unternehme­n verfügt außerdem über 70 Jahre Erfahrung als Auftragsve­rarbeiter in der Bearbeitun­g von verschiede­nen Metallen und Blechen ganz nach den Anforderun­gen der Kunden“, sagt der vorläufige Insolvenzv­erwalter.

Die Gespräche mit Interessen­ten sollen zeitnah beginnen und so schnell wie möglich abgeschlos­sen werden. „Wir werden aber keine überhastet­en Entscheidu­ngen treffen. Gleichzeit­ig wollen wir sicherstel­len, dass unsere Kunden, Lieferante­n und Mitarbeite­r die Planungssi­cherheit bekommen, die sie brauchen“, sagt Salm-Hoogstraet­en.

Insolvenzv­erwalter sucht nach neuen Investoren.

 ?? Foto: Christian Kruppe ?? Der Schwabmünc­hner Blechbearb­eitungsspe­zialist Nusser hat ein Insolvenzv­erfahren eröffnet. Derzeit macht sich ein Insolvenzv­erwalter ein Bild von der Situation vor Ort.
Foto: Christian Kruppe Der Schwabmünc­hner Blechbearb­eitungsspe­zialist Nusser hat ein Insolvenzv­erfahren eröffnet. Derzeit macht sich ein Insolvenzv­erwalter ein Bild von der Situation vor Ort.

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