Nusser ist in finanzieller Schieflage
75 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt der Spezialist für Blechbearbeitung, die Nusser GmbH in Schwabmünchen. Nun wird in einem Insolvenzverfahren nach möglichen Investoren gesucht.
Stanzen, lasern, biegen oder schweißen: Nusser ist der Spezialist für Blechbearbeitung in Schwabmünchen. Das Unternehmen hat jetzt Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens am Amtsgericht Augsburg gestellt.
Ursache sind offenbar verschiedene Verwerfungen seit der Coronakrise. „Kunden, die von uns beliefert wurden, hatten während und nach dieser Zeit ihr Auftragsvolumen reduzieren oder ganz streichen müssen“, sagt Geschäftsführer Jörg Lauscher. Hinzugekommen seien verschiedene Herausforderungen in der Lieferkette, zum Beispiel bei der grundsätzlichen Verfügbarkeit von Material. Auch enorme Preissteigerungen, die von W. Nusser nur teilweise an die Kunden weitergereicht werden konnten, seien ein Grund. „Insbesondere die gestiegenen Energiepreise haben die Situation verschlechtert, denn die Verarbeitung von Metallen ist mit hohem Energieeinsatz verbunden, beispielsweise beim Laserschneiden. Auch wenn sich diese Situation teilweise wieder entspannt hat, konnte das reduzierte Auftragsvolumen in der aktuellen Marktlage bisher nicht ausreichend kompensiert werden“, sagt Lauscher.
Als Zulieferer von anspruchsvollen Blechbauteilen für die Industrie fertigt Nusser mit einem Team von rund 75 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für Kunden wie Bosch, Siemens-Hausgeräte, Humbaur, Ericsson oder Rational. Nusser ist nach eigenen Angaben Auftragsfertiger für qualitativ hochwertige und komplexe Blechteile.
Das 1949 gegründete Unternehmen begleitet seine Kunden von der Entwicklung und Optimierung der Blechbauteile bis zur Serienfertigung. Nusser erwirtschaftete zuletzt einen Jahresumsatz von rund acht Millionen Euro. Der Spezialist für Blechbearbeitung hatte im Zuge einer Erweiterung 2012 die Verwaltung und einen Großteil der
Produktion von Neusäß nach Schwabmünchen verlegt. Mit dem Umzug wurde ein zweistelliger Millionenbetrag investiert, unter anderem in ein Hochregallager und neue Maschinen.
Das Amtsgericht bestellte Rechtsanwalt Constantin Graf Salm-Hoogstraeten von Schultze & Braun, einem Dienstleister für Insolvenzverwaltung und Beratung im Sanierungs- und Insolvenzrecht, zum vorläufigen Insolvenzverwalter des Unternehmens. Salm-Hoogstraeten und sein Team machen sich aktuell vor Ort ein Bild über die Situation am Unternehmenssitz. Den Geschäftsbetrieb möchte Salm-Hoogstraeten während des vorläufigen Insolvenzverfahrens aufrechterhalten. „Das wäre ein wichtiges Zeichen für Belegschaft, Kunden und Zulieferer. Deshalb führen wir in den kommenden Tagen intensive Gespräche mit unseren Lieferanten und Kunden. Wir nehmen weiterhin Aufträge an und arbeiten mit der gleichen Präzision und mit dem hohen Anspruch an uns selbst, wie das bisher auch der Fall war“, sagt Geschäftsführer Lauscher.
Er informierte die Belegschaft zusammen mit dem vorläufigen Insolvenzverwalter in einer betriebsinternen Versammlung über das Verfahren. Die Löhne und Gehälter der rund 75 Mitarbeitenden würden über das Insolvenzgeld bis einschließlich April abgesichert.
Der vorläufige Insolvenzverwalter wird in den kommenden Wochen nach eigener Pressemitteilung insbesondere den Einstieg möglicher Investoren prüfen. „Wir werden schnellstmöglich mit einer gezielten Suche nach potenziellen Interessenten beginnen, die bereit sind, in dieses Unternehmen zu investieren“, sagt Salm-Hoogstraeten. Dabei kämen sowohl strategische Partner als auch Finanzinvestoren
infrage. Ziel sei es, das Unternehmen neu aufzustellen und die Arbeitsplätze zu erhalten. „Nach einem ersten Eindruck, den ich mir bereits verschaffen konnte, bin ich zuversichtlich, dass uns das gelingen wird. Nusser ist ein Unternehmen mit einem hochmodernen Maschinenpark eines namhaften Herstellers, der verschiedene Anwendungsmöglichkeiten für die Kunden bietet. Das Unternehmen verfügt außerdem über 70 Jahre Erfahrung als Auftragsverarbeiter in der Bearbeitung von verschiedenen Metallen und Blechen ganz nach den Anforderungen der Kunden“, sagt der vorläufige Insolvenzverwalter.
Die Gespräche mit Interessenten sollen zeitnah beginnen und so schnell wie möglich abgeschlossen werden. „Wir werden aber keine überhasteten Entscheidungen treffen. Gleichzeitig wollen wir sicherstellen, dass unsere Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter die Planungssicherheit bekommen, die sie brauchen“, sagt Salm-Hoogstraeten.
Insolvenzverwalter sucht nach neuen Investoren.