Neues Baugebiet in der Kritik
Anwohnende in Langenneufnach sprechen sich dagegen aus – doch der Gemeinderat genehmigt den neuen Flächennutzungsplan trotzdem.
Nachdem im Herbst 2021 die ersten Entwürfe für das neue Baugebiet „Westlich der Wörishofer Straße II“in Langenneufnach vorgestellt wurden, bemängeln Anwohner die Planungen des am Hang liegenden neuen Baugebietes und äußern ihre Bedenken, dass sich die Überschwemmungsgefahr für ihre östlich der Wörishofer Straße liegenden Grundstücke bei Starkregen erhöhen wird. Bereits in der Vergangenheit wurden mehrmals ihre Grundstücke durch das abfließende Hangwasser beschädigt. Während der jüngsten Sitzung sprachen sich nun alle Gemeinderäte für die Änderung des Flächennutzungsplanes aus.
Bürgermeister Gerald Eichinger berichtete gleich zu Beginn der Sitzung, dass er zuvor von Anwohnern einen Antrag auf Vertagung der Entscheidung über den Flächennutzungsplan sowie Drohungen gegenüber dem Gemeinderat erhalten habe. Dem Antrag könne er nicht zustimmen, da dies nur durch Gemeinderäte und auch nur mit entsprechendem zeitlichen Vorlauf möglich sei. Auch während der Sitzung forderte erneut ein Zuhörer das Gremium auf, die Entscheidung zu vertagen und ein Gewässergutachten einzuholen. Eine weitere Zuhörerin berichtete von ihren Ängsten bei Starkregen wegen der Überschwemmungsgefahr und bemängelte, dass sie von keiner Stelle Hilfe erhalte.
Peter Nardo vom Ingenieurbüro Tremel erläuterte anschließend gemeinsam
mit Bürgermeister Gerald Eichinger die nach der Auslegung eingegangenen Stellungnahmen. Seitens der Behörden gab es keine Einwände gegen das neue Baugebiet. Umfangreich waren allerdings die Stellungnahmen zweier Bürger, die hierzu auch bereits eine Petition beim Landtag eingereicht hatten.
Sie forderten die Gemeinde auf, die Zufahrtsstraße in das neue Baugebiet nicht von der Wörishofer Straße zu planen, da sich dadurch die Überschwemmungsgefahr
für die gegenüberliegenden Grundstücke erhöhen werde. Stattdessen schlugen sie vor, eine Zufahrt über die Habertsweiler Straße zu schaffen. Laut Nardo sei dies unwirtschaftlich, da hierfür zusätzlich ein neu zu bauender Zufahrtsweg dann über eine landwirtschaftliche Fläche führen würde und die Bauplätze mit den meisten Wohnungen die längste Fahrtstrecke hätten.
Gleichzeitig kritisierten die Anwohner die von der Gemeinde geplanten Schutzmaßnahmen für
das Regenwasser, das zuerst in den Straßengraben, dann auf die tiefer gelegene Wörishofer Straße und schließlich auf ihre Grundstücke fließe. Laut den Berechnungen eines weiteren Ingenieurbüros lasse sich das Oberflächenwasser in Versickerungsmulden auffangen und ableiten, so Nardo. Zudem müssen auf jedem Baugrundstück Zisternen zur gedrosselten Weiterleitung errichtet werden, und das Niederschlagswasser der Erschließungsstraße soll durch Schächte nicht auf die Wörishofer Straße gelangen. Durch diese Maßnahmen werde sich die Oberflächenwassersituation verbessern.
Kritisiert haben die Bürger in ihren Stellungnahmen auch weitere Aspekte: Sie sind unter anderem der Meinung, dass durch die Bodenversiegelung und rege Bautätigkeit wichtige Flächen für die Landwirtschaft als auch für den Naturpark Augsburg Westliche Wälder verschwinden. Durch die neuen Häuser werde die Frischluftzufuhr gehindert und es werde zu vermehrter Nebelbildung kommen. Zudem fehlen Gehwege für die Bewohner des Baugebietes, es würden Anwohner durch den hohen Geräuschpegel der Wärmepumpen der neuen Häuser gestört, es beeinträchtige den Erholungswert der Altanrainer und zerstöre das Landschaftsbild. Von „einer unangemessenen Härte für die Bürger von Langenneufnach“war die Rede. Diesen Punkten widersprachen Nardo und Eichinger und lieferten hierzu verschiedene Auswertungen und Gegendarstellungen.
Zweiter Bürgermeister Franz Wenninger sagte, dass er vollstes Verständnis für die Sorgen der Anwohner bei Starkregen habe. Kein Verständnis habe er allerdings, dass die Anwohner alles auf die Gemeinde abwälzen wollen und nicht bereit seien, eigene Maßnahmen zum Schutz ihrer Grundstücke zu ergreifen. Gemeinderatsmitglied Leonhard EisenschmidStrobel war der Meinung, dass sich die Überschwemmungssituation nicht verbessern werde, aber er hoffe gleichzeitig, dass sie sich auch nicht verschlechtern werde.