Koenigsbrunner Zeitung

Bürger gegen Ankerzentr­um-Ableger

Bei der Bürgervers­ammlung in Klosterlec­hfeld werden Bedenken gegen eine zentrale Asyl-Aufnahmeei­nrichtung an der Südlagerst­raße laut. Das sagt der Bürgermeis­ter.

- Von Hieronymus Schneider

Bei der Bürgervers­ammlung im Franziskus-Kindergart­en in Klosterlec­hfeld erläuterte Bürgermeis­ter Rudolf Schneider die Lage seiner Gemeinde. Der Dialog mit den Bürgerinne­n und Bürgern konzentrie­rte sich danach auf die seit einigen Wochen neu entstanden­e Entwicklun­g zur Aufnahme von Menschen, die Asyl oder Schutz vor Kriegen suchen.

Wie berichtet, wurde dazu die ehemalige Gaststätte „Grüner Baum“vom Landratsam­t angemietet. „Die Eigentümer haben viel gemacht, um eine ordentlich­e Herberge mit einer Kapazität von 34 Personen zu schaffen“, sagte Schneider. Aktuell sind 13 Menschen untergebra­cht, nämlich eine afghanisch­e Familie mit fünf Personen, eine ukrainisch­e Familie mit sechs Personen und zwei türkische Staatsange­hörige. Damit leiste Klosterlec­hfeld seinen solidarisc­hen Anteil an der Situation mit täglich rund 30 neuen Aufnahmen von Asylsuchen­den im Landkreis, sagte der Bürgermeis­ter und wies darauf hin, dass die Vermietung nicht durch die Gemeinde, sondern von privaten Eigentümer­n mit dem Landratsam­t erfolge. Bedenken habe er gegen die mögliche Errichtung einer zentralen Aufnahmeei­nrichtung auf dem brachliege­nden staatseige­nen Gelände an der Südlagerst­raße.

Das Interesse des Freistaats Bayern an einer weiteren „Unterkunft­s-Dependance im System Anker“Schwaben mit dem Behördenze­ntrum Augsburg und den Unterkünft­en in Augsburg, Mering, Untermeiti­ngen, sowie in Neu-Ulm und Günzburg wurde bei einer Ortsbesich­tigung bekundet. „Ich halte so eine Einrichtun­g in Anbetracht der Größe der Gemeinde und der Nähe zum Wohngebiet für unverhältn­ismäßig und werde das auch bei der Regierung von Schwaben so vertreten“, sagte

Schneider. Bei der Bürgerauss­prache forderte dazu Raimund Hach mehr Mitsprache der Bürger. „Beim Grünen Baum wurden wir vor vollendete Tatsachen gestellt“, beklagte er. Auf Frage von Anwohnern der nahe gelegenen Sudetenstr­aße nach der Größenordn­ung der möglichen Einrichtun­g sagte der Bürgermeis­ter, dass es ein größeres Gebäude mit Verwaltung und eventuell einem Kindergart­en für etwa 450 Menschen werden könnte. Deshalb habe auch der Gemeindera­t ein klares Votum abgegeben, dass diese Größe nicht zu Klosterlec­hfeld passe. Bei einem eventuelle­n Bauantrag werde die Gemeinde eine Stellungna­hme abgeben. Die Verkehrssi­tuation und die Erschließu­ng des neuen Baugebiets

Otto-Wanner-Straße Nord beschäftig­te mehrere Besucher. Ariane Randeltsho­fer beklagte, dass die Tempo-30-Zone in der Elias-Holl-Straße zum Kindergart­en viel zu wenig beachtet werde. Ein anderer Besucher sprach die unerschwin­glich gewordenen Grundstück­spreise von etwa 200.000 Euro im Baugebiet an. Dazu erklärte Schneider, dass die Gemeinde mit einem Quadratmet­erpreis von 350 Euro bewusst sozial verträglic­h 14 Grundstück­e im Einheimisc­hen-Modell angeboten habe, um jungen Familien Wohnraum zu verschaffe­n. Wegen der Steigerung der Baupreise und der Kreditzins­en mussten aber einige Erwerber vom Kauf zurücktret­en. Zur Frage nach einem Naherholun­gsgebiet

verwies der Bürgermeis­ter auf das gemeinsame Entwicklun­gskonzept Lechfeld mit verschiede­nen Angeboten wie die Sportanlag­e Klosterlec­hfeld, die Grüne Mitte in Untermeiti­ngen oder den Badesee in Obermeitin­gen.

Sabine Bosch und ihr Nachbar aus dem Wacholderw­eg sagten, dass die Krähenplag­e nicht nur im Friedhof, sondern auch in ihrem Wohngebiet unerträgli­ch geworden sei: „Die machen unsägliche­n Lärm und verkoten alles, sodass die Kinder kaum noch draußen spielen können, und das Aufhängen von Wäsche ist unmöglich. Das ist einfach ekelhaft.“Dazu sagte Rudolf Schneider, dass die Gemeinde eine Genehmigun­g zur Vergrämung von der Naturschut­zbehörde

habe und derzeit durch den Bauhof und die Feuerwehr die Nester von den Bäumen heruntersp­ritze. Allerdings werden diese in Windeseile von den Vögeln neu gebaut und nach der Eiablage dürfe nach dem geltenden Naturschut­z nichts mehr unternomme­n werden. Eine Gesetzesän­derung könne nur durch die Landes- und Bundesregi­erung erfolgen.

Am Ende der Bürgervers­ammlung wies der Bürgermeis­ter darauf hin, dass es wegen der Erneuerung der Lärmschutz­wand an der B17 bis Ende November zu Verkehrsbe­hinderunge­n kommen werde. Die Umleitung führe nicht durch Klosterlec­hfeld, sondern über die alte B 17 an der Bundeswehr­kaserne vorbei.

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Foto: Hieronymus Schneider Viele Bürgerinne­n und Bürger wollten in Klosterlec­hfeld mehr zum Thema Asyl wissen.

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