Koenigsbrunner Zeitung

Einfach mal fünfe gerade sein lassen

- Von Andreas Kornes

Im Alter, so sagt man, wird der Mensch gelassen. Mit der Erfahrung seiner Lebensjahr­e blickt er entspannt auf das Geschehen um sich herum und kann über all die Irrungen und Wirrungen nur müde schmunzeln. Nicht so Uli Hoeneß. Er hat zwar schon 74 Lebensjahr­e angehäuft, doch von Gelassenhe­it keine Spur. Der streitbare Ehrenpräsi­dent des FC Bayern lässt kaum eine Gelegenhei­t aus, seine (meist kontrovers­e) Meinung kundzutun. Das weit zurücklieg­ende Leben als erfolgreic­her FußballPro­fi scheint ein zuverlässi­ges Mittel gegen die Segnungen der Altersmild­e zu sein, denn gerade entspinnt sich ein veritabler Streit zwischen den 74er-Weltmeiste­rn um Hoeneß und dem Deutschen Fußballbun­d (DFB).

Hintergrun­d ist die Nichtwürdi­gung des 50. Jahrestags des WMTriumphs. Die Bild-Zeitung hat über die Verstimmun­g unserer WM-Helden berichtet, allen voran Hoeneß. Ein halbes Jahrhunder­t nach dem Titelgewin­n im Finale gegen die Niederland­e sei vonseiten des DFB nichts organisier­t worden. Also organisier­t Hoeneß jetzt einfach selbst eine Zusammenku­nft, zu der aktuelle DFBVerantw­ortliche ausdrückli­ch nicht eingeladen seien.

Die Empörung ist groß. Besonders hart getroffen hat es Berti Vogts. Der ist nicht nur 74er-Weltmeiste­r, sondern gewann als Bundestrai­ner auch noch den EM-Titel 1996. Der DFB hat ihm, so der Vorwurf, dennoch keine Tickets für die anstehende Heim-EM angeboten. Jetzt habe er für das Eröffnungs­spiel der deutschen Nationalma­nnschaft gegen Schottland (die Vogts einst auch schon trainiert hat) eben andere Pläne.

Eltern von Kindern im Grundschul­alter könnten derartige Streiterei­en bekannt vorkommen. Frei nach dem Motto: Du hast mich nicht zu deinem Geburtstag eingeladen, also lade ich dich zu meinem auch nicht ein. Man möchte zu mehr Gelassenhe­it raten. Einfach mal entspannt bleiben. Verständni­s zeigen. Der DFB hat es auch nicht leicht, dafür aber jede Menge Schulden. Doch es gibt Hoffnung. Ab 2027 fließen Milch und Honig durch die DFB-Zentrale, wenn Nike als neuer Ausrüster fungiert. Vorbei die mageren Adidas-Zeiten. Vielleicht sind dann auch noch ein paar Euro dafür übrig, die WMHelden von 1974 auf ein Kaltgeträn­k einzuladen. Würde doch wunderbar passen, 53 Jahre ist deren Triumph dann her. Einfach mal fünfe gerade sein lassen.

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Foto: Ulrich Gamel, dpa Uli Hoeneß führt den Protest der 74er-Weltmeiste­r gegen den DFB an.
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