Der ungläubige Thomas überzeugt in Bobingen
Schauspieler der Theaterschmiede stimmen mit ihrem Passionsspiel wieder auf die Osterzeit ein. Die Zuschauer in der Singoldhalle sind berührt.
Aufgeregt waren die Schauspieler der Theaterschmiede Bobingen bis zum Schluss. Das diesjährige Passionsspiel versprach eine Reihe besonderer Aufführungen auf der Bühne der Singoldhalle Bobingen. Ingrid Sedlacek, Theaterleiterin und verantwortlich für Regie und Inszenierung, hatte mit ihrem Team aus (Laien-)Schauspielern wieder einmal alles richtig gemacht. Begeistert und berührt kamen die Besucher aus dem Passionsspiel, hatten mit dem „ungläubigen Thomas“mitgelitten und mitgezweifelt.
„Der Jünger Thomas konnte nicht glauben“, meinte Schirmherr Pfarrer Mariusz Pluta in einer kleinen Einführung vor dem Theaterstück. „Aber war er wirklich ungläubig, nur weil er einen Beweis für die Auferstehung haben wollte?“ Es würde, so Pluta, wohl jeder seine Zweifel haben, wenn er heute hören würde, dass Jesus lebt. Thomas habe geglaubt. Glaube heiße nicht, keine Fragen zu stellen. Jesus sei den Jüngern genau deshalb zum zweiten Mal erschienen, damit Thomas an ihn direkt seine Fragen stellen konnte. „Thomas war ein Zweifler, aber nicht ungläubig“, zeigte sich Pfarrer Pluta überzeugt und mahnte am Ende: „Wer von uns hat keine Zweifel?“.
Schauspieler Christian Vollmann überzeugte in seiner Rolle als Thomas und riss die Besucher mit in eine ferne Zeit. Ihm zur Seite stehen im Stück seine Brüder Samuel und Joshua. Sie hören erst und treffen dann später auf Jesus und seine Jünger Andreas, Phillipus, Matthäus, Bartholomäus und Johannes. Die Jünger werden Zeugen, wie Jesus die Aussätzigen heilt, Maria Magdalena bekehrt und den Besessenen Raul von seinen
Dämonen befreit. Die Pharisäer Nathan und Aman sorgen für seine Verurteilung und Kreuzigung.
Raffiniert inszeniert war das Bühnenbild, welches Platz für zahlreiche Szenenwechsel und
Schauorte bot. Ob der See Genezareth, die Stadt Jerusalem oder der Weinberg von Jünger Thomas – mit Licht, Hintergrund und Illumination wurden die einzelnen Orte lebendig. Besonders hervorzuheben beim diesjährigen Passionsspiel:
Die Musik unter der Gesamtleitung von Jaqueline Burckhardt. Burckhardt selbst umrahmte das gesamte Stück musikalisch mit Unterstützung von Werner Sirch (Perkussion). Dazu kamen die Lieder eines Projektchores und die zahlreichen Solisten wie Christian Vollmann, Tanja Laccone, Iris Haslinger, Tina Dorn und Jochen Ulsamer, die mit ihren wunderbaren Stimmen die Besucher verzauberten.
Wie zum Beispiel Johannes und Christine Ruschkowski aus Göggingen. „Wir haben vor ein paar Jahren die Aufführung des ,Judas’ gesehen und waren begeistert“, erzählen sie. Die heurige Passion habe ihnen aber noch besser gefallen. Vor allem wie Christian Vollmann in der Rolle des Thomas aufgegangen sei, habe überzeugt. „Er hat sich die Rolle wirklich sehr zu Herzen genommen, das konnte man spüren“, ist Christine Ruschkowski
überzeugt. Es sei toll gespielt gewesen. Ihrem Mann gefiel Jochen Ulsamers Darstellung des Besessenen Raul. Begeistert waren beide auch von der wunderbaren Musik.
Auch Regine Hörmann aus Haunstetten war am Ende des Passionsspiels ergriffen. „Mir hat gut gefallen, wie sich das Stück entwickelt hat, wie die Zweifel auf dem Weg des Thomas dargestellt wurden.“Besonders berührte sie die Szene, wie der Chor im verdunkelten Saal mit Kerzen nach dem Tod Jesus am Kreuz einzog.
Das Passionsspiel der Theaterschmiede Bobingen war eine Einstimmung auf die wichtigste Zeit im Kirchenjahr: das Osterfest. Und ganz im christlichen Sinne, spendet die Theaterschmiede traditionsgemäß die Einnahmen der Aufführungen für einen guten Zweck. In diesem Jahr gehen 4.500 Euro an den Bobinger Tisch.