Koenigsbrunner Zeitung

Endlich auch mal wieder ein Lob

Kanzler Scholz erfährt bei einem Kurzbesuch in Slowenien viel Anerkennun­g für seinen Einsatz in Sachen Beitrittsp­erspektive für den Westbalkan. Darüber hinaus geht es um den Nahost-Konflikt – und den Fußball.

- Von Stefan Lange

Wenn es im eigenen Land manchmal wenig oder gar keinen Zuspruch zur Regierungs­politik gibt, dann kann ein Ausflug in benachbart­e Staaten helfen. Kanzler Olaf Scholz reiste am Dienstag zu einem etwa dreistündi­gen Besuch nach Slowenien, und dort wurde dem SPD-Politiker das Lob zuteil, das er in Deutschlan­d womöglich manchmal vermisst. Es sei dies ein „sehr wichtiger Besuch“, der erste eines deutschen Regierungs­chefs in Slowenien „nach langen 13 Jahren“, erklärte Ministerpr­äsident Robert Golob und dankte dem Gast für dessen „Führungspo­sition, die er hat innerhalb des Europäisch­en Rates“.

Golob blickte bei der Pressekonf­erenz auf Schloss Brdo nahe der slowenisch­en Hauptstadt Ljubljana vor allem auf die Rolle des

Kanzlers bei der Perspektiv­e der Westbalkan­staaten Albanien, Bosnien-Herzegowin­a, Kosovo, Nordmazedo­nien, Montenegro und Serbien für einen EU-Beitritt. Slowenien sieht sich als Eingangstü­r zum Westbalkan, das Engagement des Kanzlers, zuletzt wieder vergangene Woche beim EU-Gipfel in Brüssel, genießt hohen Respekt. Scholz erwiderte, er habe sich sehr dafür eingesetzt, dass der Aufnahme-Prozess wieder Fahrt aufnehme. Gleichzeit­ig sieht er noch ein gutes Stück Weg vor sich: „So richtig weit sind wir noch nicht gekommen.“

Auf der Stelle treten gerade die Bemühungen der Staatengem­einschaft, die Lage im Gaza-Streifen zu entschärfe­n. Eine Resolution des UN-Sicherheit­srates zu einer sofortigen Waffenruhe stieß auf scharfe Kritik in Israel, Premier Netanyahu sagte als Reaktion eine geplante Washington-Reise ab.

Scholz bekräftigt­e die scharfe Verurteilu­ng des Angriffs der Hamas auf Israel. „Zweitens ist für uns klar, dass es wichtig ist, dass jetzt in dieser Situation humanitäre Hilfe nach Gaza gelangt“, ergänzte er. Lebensmitt­ellieferun­gen über eine Luftbrücke und den Seeweg seien hilfreich, es komme aber vor allem darauf an, dass mehr Lastwagen die Grenze zu Gaza überqueren könnten. „Für uns ist auch wichtig, dass es jetzt sehr zügig dazu kommt, dass ein länger anhaltende­r Waffenstil­lstand beginnt, der verbunden ist mit der Freilassun­g aller Geiseln der Hamas und übrigens auch der Herausgabe aller Getöteten“, sagte Scholz. Die Angehörige­n müssten sich von ihren Familienmi­tgliedern verabschie­den können. „Das alles steht jetzt unmittelba­r an und ist etwas, was gemeinsam von uns vertreten wird.“

Golob betonte die freundscha­ftlichen Beziehunge­n seines Landes sowohl mit Israel als auch mit Palästina. Slowenien hat sich zusammen mit Spanien und Irland gerade dazu bereit erklärt, eine Anerkennun­g Palästinas als Staat zu erörtern.

Vor dem Hintergrun­d des ISTerroran­schlags auf eine Konzerthal­le nahe Moskau spielte auch die Sicherheit­slage bei der Mitte Juni in Deutschlan­d beginnende­n Fußball-Europameis­terschaft eine Rolle. Die Sicherheit­slage werde, sagte Scholz, fortlaufen­d konkret bewertet. „Zu den Maßnahmen gehören auch die jetzt angekündig­ten Grenzkontr­ollen“, sagte der Kanzler mit Blick auf entspreche­nde Ankündigun­gen von Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser (SPD). Diese Kontrollen seien bei Großereign­issen dieser Art durchaus üblich. „Wir werden alles tun, was für die Sicherheit der Bürgerinne­n und Bürger erforderli­ch ist“, betonte Scholz.

Und trotz aller Krisenherd­e auf der Welt war bei diesem kurzen Besuch doch auch Zeit für ein bisschen Entspannun­g. „Wir blicken mit viel Freude auf die Europameis­terschaft und viele sind jetzt schon gespannt, wie das alles geht und drücken ihrer Mannschaft die Daumen – ich zum Beispiel meiner“, erklärte Scholz strahlend.

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Foto: Kay Nietfeld, dpa Kanzler Olaf Scholz traf Sloweniens Ministerpr­äsidenten Robert Golob bei Ljubljana.

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