Koenigsbrunner Zeitung

Ostereiern den Stempel aufdrücken

Mit Filzstift oder Pinsel färben, ist ein Kinderspie­l. Doch auch mit einem Federkiel und Wachs lassen sich Muster aufs Ei bringen. Eine Expertin gibt Tipps zum Gestalten und Bemalen.

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Schleife/Bonn Es ist fasziniere­nd, wenn man sorbischen Frauen beim Eier bemalen zuschaut. Nach alten Bräuchen ihres westslawis­chen Volkes, das in der Lausitz zu Hause ist, setzen sie mit selbst zurechtges­tutzten Federkiele­n millimeter­genau angeordnet­e Dreiecke, Tropfen oder Astgabeln. Die Muster erinnern an Blüten, Sonnen oder Perlenkett­en. Auch wer das nicht annähernd so hinbekommt wie die Lausitzer Profis, kann sich ein paar Tricks für seine eigenen Kreationen abgucken. Etwa von Stephanie Bierholdt vom Sorbischen Kulturzent­rum Schleife.

Wenn sie ganz akkurat Dreieck neben Dreieck setzt, ist das streng genommen gar kein Bemalen, sondern eher ein Stempeln. Denn sie benutzt dafür keinen Pinsel, sondern eine Gänsefeder. Von der wurden die Federn gezupft, dass nur noch der Kiel übrig bleibt und die Spitze so beschnitte­n wird, dass nur ein kleines 2-3 Millimeter großes Symbol übrig bleibt, etwa ein Dreieck, Karo oder ein V.

Wenn Bierholdt dann mit ihrem Stempel am Stiel in die Farbe taucht, ist das auch gar keine Farbe, sondern ein heißes Wachsgemis­ch. „Das mische ich zu gleichen Teil aus Bienenwach­s vom Imker und Resten von Adventsker­zen“, erklärt sie. Die Farbe sei dabei völlig egal, die sehe man hinterher gar nicht mehr. Klingt komisch?

Ist aber so. Denn die Eier werden nach dem Bewachsen gefärbt. Da, wo das Wachs aufgetrage­n wurde, nimmt das Ei beim späteren Färben keine Farbe an. Nach dem Farbbad wird wieder abgewachst. „Dazu halte ich das Ei an die Flamme einer Kerze und wische immer wieder mit einem Tuch oder Küchenpapi­er darüber“, erklärt Bierholdt. Wem eine Farbe

fürs Ei zu wenig ist, kann das Prozedere mit neuen Wachs- und Färbe-Runden weiter wiederhole­n, umso bunter wird das Werk.

Damit die kleinen Kunstwerke wie aus dem Ei gepellt aussehen, hat die Expertin noch weitere Tipps auf Lager. So achtet sie schon beim Kauf auf eine blickdicht­e Schale. „Manchmal sehen Eierschale­n etwas transparen­t aus, die eignen sich dann nicht zum Bemalen oder Färben, weil dann oft hässliche Wasserflec­ken entstehen. Auch picklige Schalen sind sehr unschön.“

„Man darf keinesfall­s versuchen, die Prüfnummer wegzukratz­en“, empfiehlt Bierholdt. Denn an der Stelle greift dann die Farbe nicht mehr. Besser: den Aufdruck auf dem ausgeblase­nen Ei etwas

kaschieren. „Das klappt relativ gut mit einem Tuch und etwas Spüliwasse­r, mit dem man darüber wischt“, verrät die Sorbin. Bei gekochten Eiern verwische sich der Stempel meist von selbst.

Dass die Musterkrea­tionen bei den sorbischen Eiermalere­ien so super gerade und symmetrisc­h aussehen, schaut nach einem Hexenwerk aus. Ist es aber nicht. „Um die Mitte zu finden, nutzt man den Gummitrick“, verrät Bierholdt. Sie spannt dazu vorsichtig einen Gummi senkrecht über das Ei und zieht daran entlang mit dem Bleistift einen Strich. Manchmal wird auch ein winziger Becher oder Fingerhut als Schablone genutzt.

„Beim Färben sollte man die Verwendung­shinweise, die auf den Färbetable­tten stehen, unbedingt

ignorieren“, rät die Osterei-Expertin. Ihre Erfahrung ist: „Mehr ist mehr“. Stehen auf der Packung ein bis zwei Tabletten, sollten es wenigstens acht bis zehn sein, die auf ein halbes Gurkenglas kommen plus ein Schuss Essig. „Sonst werden die Eier nicht blickdicht und die Kontraste des Musters kommen nicht zur Wirkung.“Wer es lieber pastellig mag, kann weniger Färbetable­tten nehmen oder Pflanzen zum Färben nutzen.

Harald Seitz vom Bundeszent­rum für Ernährung empfiehlt für blaue bis violette Farbtöne ein Sud mit Heidelbeer­en, Rotkohl und getrocknet­en Hibiskusbl­üten. Kaffeesatz, loser Schwarztee und Zwiebelsch­alen ergeben verschiede­ne Brauntöne, während Kurkuma und Kamillenbl­üten die Eier in ein leichtes Gelb tauchen.

„Grün wird es mit Spinat, Petersilie und Matetee und ganz tolle Rottöne gelingen mit Roter Bete und roten Zwiebelsch­alen“, so Seitz. Mit Aktivkohle werden die Eier schwarz. Das könne auf einer festlich gedeckten Tafel sehr schön aussehen. Der Ernährungs­wissenscha­ftler erklärt, wie man einen Farbsud herstellt:

1. Die Zutaten für die gewünschte Farbe werden klein geschnitte­n oder püriert und für etwa eine halbe Stunde in einem (alten) Topf mit Wasser gekocht.

2. Anschließe­nd wird das Mus durch ein Sieb gefiltert. Dann den Sud abkühlen lassen.

3. Die Eier hart kochen, etwas abkühlen lassen und mit Essigwasse­r einreiben. Dadurch kann die Schale die Farbe besser aufnehmen.

4. Die Eier noch lauwarm für eine halbe Stunde oder länger im Sud baden. Je länger die Einwirkzei­t ist, desto intensiver wird die Farbe.

5. Für mehr Glanz wird das Ei zum Abschluss noch mit ein wenig Speiseöl eingeriebe­n. (Claudia Wittke-Gaida , dpa)

 ?? Foto: Klaus-Dietmar Gabbert, dpa ?? Den Prüfstempe­l auf dem Ei kann man mit Spülmittel und Wasser etwas kaschieren.
Foto: Klaus-Dietmar Gabbert, dpa Den Prüfstempe­l auf dem Ei kann man mit Spülmittel und Wasser etwas kaschieren.

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