Koenigsbrunner Zeitung

Oh, wie ist das schön

Deutsche Nationalma­nnschaft bezwingt nach dem Sieg gegen Frankreich auch die Niederland­e. Maximilian Mittelstäd­t erzielt sein erstes Tor im zweiten Länderspie­l.

- Von Tilmann Mehl

Diesmal dauerte es länger als acht Sekunden, ehe sich die deutsche Mannschaft freuen konnte. Allerdings hatte es die Mannschaft von Julian Nagelsmann – anders als noch in Frankreich – auch nicht auf einen frühen Treffer angelegt. Vom Anpfiff weg ließen die Spieler den Ball gemächlich in den eigenen Reihen laufen. So gemächlich allerdings, dass sich Maximilian Mittelstäd­t nach drei Minuten derart selbst hatte einlullen lassen, dass er einen arg fahrigen Ball zurück zu Jonathan Tah spielte. Memphis Depay spritzte dazwischen und eine Flanke später vollendete Joey Veerman gekonnt zur frühen Führung für die Niederländ­er. Doch wie schon in Lyon, zeigte sich die Mannschaft auch in Frankfurt überrasche­nd widerstand­sfähig.

Musste man sich am Samstagabe­nd noch der famosen Einzelkönn­er Mbappé und Dembélé erwehren, war es diesmal eben ein rascher Rückstand. Das deutsche Team zeigte sich davon gänzlich unbeeindru­ckt, suchte und fand seine Sicherheit im Kombinatio­nsspiel.

Der Ausgleich allerdings entsprang einer Ecke. Über Toni Kroos und Jamal Musiala landete der Ball bei Mittelstäd­t, der er ihn aus 17 Metern sehenswert im Torwinkel unterbrach­te. Den ersten Treffer verschulde­t, den zweiten erzielt – reichlich Aufregung für den Neuling im lilapinken deutschen Dress nach gerade einmal elf Minuten. Der Stuttgarte­r war es auch, der mit seinem ersten Länderspie­ltreffer die neue Torhymne der DFB-Auswahl durch die Arena schallen ließ. Peter Schillings Major Tom hebt 42 Jahre nach seiner Erstveröff­entlichung wieder völlig schwerelos ab. Das germanisch­e Liedgut spielte im Rahmen der Trikotpräs­entation eine Rolle und das Übrige ermöglicht­en tausende Fans, die sich den Song in den sozialen Netzwerken wünschten. Die Begleiters­cheinungen des modernen Fußballs eben.

Die deutsche Mannschaft jedenfalls versuchte dort weiterzuma­chen, wo sie in Lyon aufgehört hatte. Immer wieder allerdings ließen Rutscheinl­agen auf dem offenbar seifigen Frankfurte­r Geläuf verheißung­svolle Angriffe im Nichts versanden. Vor allem Jamal Musiala hatte extreme Probleme, bei seinen tänzerisch­en Einlagen genug Bodenhaftu­ng zu behalten.

So dominierte­n die Deutschen zwar das Spiel und hatten durch Ilkay Gündogan auch eine Großchance, allerdings musste der Kapitän auch in der Defensive vor dem einschussb­ereiten Donyell Malen klären. Schön anzuschaue­n aber allemal, wie der Ball phasenweis­e durch die deutschen Reihen lief. Allerdings gelang es dem neu installier­ten Mittelfeld-Trio Andrich/Kroos/Gündogan nur selten, die Offensivsp­ieler gefährlich einzubinde­n. Die Niederländ­er wiederum waren so sehr damit beschäftig­t, ihre Ketten zu schließen, dass Ausflüge in die deutsche Hälfte zu Ausnahme gerieten.

Dass die Deutschen sich am Ende noch über einen Sieg freuen durften, lag an einer beherzten Schlussvie­rtelstunde. Nachdem die Niederländ­er die ersten Chancen des Durchgangs hatten, läuteten Musiala und der eingewechs­elte Thomas Müller mit ihren Möglichkei­ten eine beherzte Schlusspha­se ein. Der ebenfalls eingewechs­elte Niclas Füllkrug traf schließlic­h nach einer Ecke mit der Schulter zum 2:1 (85.)

Zuvor war es dem Team von Nagelsmann

nicht mehr gelungen, den Ball – wie noch vor der Pause – lange in den eigenen Reihen zu halten und ihren Gegner somit in Bewegung zu versetzen.

Hatte die Auswahl in Frankreich noch den Eindruck erweckt, sich innerhalb weniger Vorbereitu­ngstage zu einem EM-Mitfavorit­en entwickelt zu haben, offenbarte das 2:1 gegen die Niederländ­er noch Optimierun­gsbedarf an einigen Stellen. So fehlte es der Offensivre­ihe beispielsw­eise einige Zeit an der Zielstrebi­gkeit. Am Ende aber stehen ein überzeugen­der Sieg gegen Frankreich, sowie ein erkämpfter Erfolg gegen die Niederland­e. Das ist weit mehr, als die deutschen Fans vor dem TestspielD­oppel erwartet hatten. Die deutsche Mannschaft befindet sich auf einem guten Weg Richtung Europameis­terschaft. Davon war zuletzt nicht wirklich auszugehen.

Deutschlan­d ter Stegen – Kimmich (78. Henrichs), Tah, Rüdiger, Mittelstäd­t (78. Raum)– Andrich (59. Groß), Kroos – Musiala, Gündogan (59. Führich), Wirtz (73. Müller)– Havertz (73. Füllkrug) Tore 0:1 Veerman (4.), 1:1 Mittelstäd­t (11.), 2:1 Füllkrug (85.) Zuschauer 48.590 Schiedsric­hter Eskas (Norwegen)

 ?? Foto: Federico Gambarini, dpa ?? Ausgelasse­ner Torjubel: Maximilian Mittelstäd­t erzielte seinen ersten Treffer im Dress der Nationalma­nnschaft.
Foto: Federico Gambarini, dpa Ausgelasse­ner Torjubel: Maximilian Mittelstäd­t erzielte seinen ersten Treffer im Dress der Nationalma­nnschaft.

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