Für Rübsamen geht es doch weiter
Das insolvente Augsburger Modehaus Rübsamen schließt. Nun aber nicht ganz. Es gibt eine unerwartete Wendung, die Augsburg allerdings außen vor lässt.
Die Tage des insolventen Augsburger Modehauses Rübsamen sind gezählt: Einzelne der 13 Filialen sind bereits zu, spätestens Ende April schließt das Stammhaus in der Karolinenstraße. Der genaue Zeitpunkt hängt davon ab, wie lange die Ware nach weiteren Rabattaktionen reicht. Eine Rettung des Augsburger Hauses in letzter Minute schließt Geschäftsführer Marcus Vorwohlt aus – obwohl es an einem anderen Standort tatsächlich eine unerwartete Wendung gegeben hat, die den Modehändler Rübsamen überleben lässt und ihm so im nächsten Jahr ein besonderes Jubiläum ermöglicht.
Vorwohlt sitzt an diesem Vormittag in seinem Büro über den Verkaufsräumen des Modehauses Rübsamen in der Karolinenstraße und berichtet über den Stand der Dinge seines insolventen Modehauses. Wie immer tut er dies sachlich, ohne große Emotionen – obwohl man spüren kann, dass ihn die Situation sehr beschäftigt. Es liege ein hartes halbes Jahr hinter ihm, gibt er unumwunden zu, nachdem im Juli 2023 bekannt geworden war, dass sich das Augsburger Traditionshaus aus finanziellen Gründen neu aufstellen muss und im Januar 2024 die Botschaft folgte, dass eine Rettung trotz aller Bemühungen nicht möglich sei. Es war – zumindest vorerst – die Nachricht über das endgültige Aus eines fast 125 Jahre alten Modehändlers.
„Ich habe in den letzten sechs Monaten abgewickelt, was ich über 30 Jahre aufgebaut habe“, erzählt Vorwohlt. Und ja, es sei in ihm die Frage aufgekommen, warum gerade er mit dem Unternehmen scheitern musste. „Die Situation war wirklich tragisch, aber ich bin zu der Antwort gekommen, dass ich mir nichts vorzuwerfen habe.“Es sei mit Corona, den anschließenden Krisen, der Kaufzurückhaltung und der stark abnehmenden Attraktivität der Karolinenstraße, unter der das Stammhaus sehr gelitten habe, einfach zu viel zusammengekommen. Weder seitens der Familie noch seitens des Personals
habe es je Vorwürfe gegeben. „Ich konnte daher mit der ganzen Situation von Beginn an sehr sachlich umgehen“, so Vorwohlt. Ihm sei es vor allem wichtig gewesen, „alles sauber abzuschließen und aufrecht rauszugehen“.
Das scheint ihm gelungen zu sein – und sogar noch mehr. Beschäftigte in bereits geschlossenen Filialen haben alle einen neuen Job gefunden, waren bis zuletzt voll bei der Sache und fanden trotz der schwierigen Lage lobende Worte für das Unternehmen und seinen Chef. Dazu konnte die Filiale in Friedberg, der Kultstore, an einen Mitbewerber übergeben werden
und wird von diesem unter gleichem Namen fortgeführt. Noch besser ist aber das Ergebnis in Dachau. Dort ist Rübsamen seit 20 Jahren Mieter einer großen Fläche und hat die Immobilie vor Corona zusammen mit dem Besitzer aufwendig saniert und umgebaut. Ein Millionenprojekt, wie Vorwohlt sagt. „Wir haben hier seit Jahren eine intensive Zusammenarbeit und der Vermieter wollte, dass es mit Rübsamen am Standort weitergeht.“Man habe deshalb ein Eigenkonzept entwickelt und die Rübsamen Mode GmbH gegründet, deren Geschäftsführer er sein wird. Unter dieses Dach kommt auch die Filiale in Fürstenfeldbruck (auch ein Kultstore), die damit ebenfalls bestehen bleibt.
Der Modehändler Rübsamen bleibt damit in neuer Form erhalten und kann 2025 sein 125-jähriges Jubiläum feiern. „Das hätten wir vor einigen Monaten nicht für möglich gehalten.“Dass man Teile habe retten können und er weiter in einem Unternehmen tätig sein könne, mit dem er sich identifiziere und in dem sein Herzblut stecke, sei natürlich „sehr positiv.“Nun könne er seine Arbeit auch wieder vorwärtsgetrieben ausrichten.
Für das Stammhaus in Augsburg sieht Vorwohlt trotz dieser
Entwicklung allerdings keine Chance auf einen Fortbestand. „Die Karolinenstraße ist zwar saniert, aber noch nicht weit genug in ihrer Entwicklung, um hier erfolgreich weiterzumachen“, sagt der Geschäftsmann. Was aus dem Teil des Gebäudes wird, das Rübsamen gehört, wisse er noch nicht. „Es ist alles offen“, so Vorwohlt. Ziel sei es, zumindest im Erdgeschoss wieder Einzelhandel anzusiedeln. Einen Zeitplan gebe es hierfür allerdings nicht. „Die Karolinenstraße wird wieder eine gute Straße, davon bin ich überzeugt.“Leider komme ihr positiver Wandel zu spät für Rübsamen.