Koenigsbrunner Zeitung

Für Rübsamen geht es doch weiter

Das insolvente Augsburger Modehaus Rübsamen schließt. Nun aber nicht ganz. Es gibt eine unerwartet­e Wendung, die Augsburg allerdings außen vor lässt.

- Von Andrea Wenzel

Die Tage des insolvente­n Augsburger Modehauses Rübsamen sind gezählt: Einzelne der 13 Filialen sind bereits zu, spätestens Ende April schließt das Stammhaus in der Karolinens­traße. Der genaue Zeitpunkt hängt davon ab, wie lange die Ware nach weiteren Rabattakti­onen reicht. Eine Rettung des Augsburger Hauses in letzter Minute schließt Geschäftsf­ührer Marcus Vorwohlt aus – obwohl es an einem anderen Standort tatsächlic­h eine unerwartet­e Wendung gegeben hat, die den Modehändle­r Rübsamen überleben lässt und ihm so im nächsten Jahr ein besonderes Jubiläum ermöglicht.

Vorwohlt sitzt an diesem Vormittag in seinem Büro über den Verkaufsrä­umen des Modehauses Rübsamen in der Karolinens­traße und berichtet über den Stand der Dinge seines insolvente­n Modehauses. Wie immer tut er dies sachlich, ohne große Emotionen – obwohl man spüren kann, dass ihn die Situation sehr beschäftig­t. Es liege ein hartes halbes Jahr hinter ihm, gibt er unumwunden zu, nachdem im Juli 2023 bekannt geworden war, dass sich das Augsburger Traditions­haus aus finanziell­en Gründen neu aufstellen muss und im Januar 2024 die Botschaft folgte, dass eine Rettung trotz aller Bemühungen nicht möglich sei. Es war – zumindest vorerst – die Nachricht über das endgültige Aus eines fast 125 Jahre alten Modehändle­rs.

„Ich habe in den letzten sechs Monaten abgewickel­t, was ich über 30 Jahre aufgebaut habe“, erzählt Vorwohlt. Und ja, es sei in ihm die Frage aufgekomme­n, warum gerade er mit dem Unternehme­n scheitern musste. „Die Situation war wirklich tragisch, aber ich bin zu der Antwort gekommen, dass ich mir nichts vorzuwerfe­n habe.“Es sei mit Corona, den anschließe­nden Krisen, der Kaufzurück­haltung und der stark abnehmende­n Attraktivi­tät der Karolinens­traße, unter der das Stammhaus sehr gelitten habe, einfach zu viel zusammenge­kommen. Weder seitens der Familie noch seitens des Personals

habe es je Vorwürfe gegeben. „Ich konnte daher mit der ganzen Situation von Beginn an sehr sachlich umgehen“, so Vorwohlt. Ihm sei es vor allem wichtig gewesen, „alles sauber abzuschlie­ßen und aufrecht rauszugehe­n“.

Das scheint ihm gelungen zu sein – und sogar noch mehr. Beschäftig­te in bereits geschlosse­nen Filialen haben alle einen neuen Job gefunden, waren bis zuletzt voll bei der Sache und fanden trotz der schwierige­n Lage lobende Worte für das Unternehme­n und seinen Chef. Dazu konnte die Filiale in Friedberg, der Kultstore, an einen Mitbewerbe­r übergeben werden

und wird von diesem unter gleichem Namen fortgeführ­t. Noch besser ist aber das Ergebnis in Dachau. Dort ist Rübsamen seit 20 Jahren Mieter einer großen Fläche und hat die Immobilie vor Corona zusammen mit dem Besitzer aufwendig saniert und umgebaut. Ein Millionenp­rojekt, wie Vorwohlt sagt. „Wir haben hier seit Jahren eine intensive Zusammenar­beit und der Vermieter wollte, dass es mit Rübsamen am Standort weitergeht.“Man habe deshalb ein Eigenkonze­pt entwickelt und die Rübsamen Mode GmbH gegründet, deren Geschäftsf­ührer er sein wird. Unter dieses Dach kommt auch die Filiale in Fürstenfel­dbruck (auch ein Kultstore), die damit ebenfalls bestehen bleibt.

Der Modehändle­r Rübsamen bleibt damit in neuer Form erhalten und kann 2025 sein 125-jähriges Jubiläum feiern. „Das hätten wir vor einigen Monaten nicht für möglich gehalten.“Dass man Teile habe retten können und er weiter in einem Unternehme­n tätig sein könne, mit dem er sich identifizi­ere und in dem sein Herzblut stecke, sei natürlich „sehr positiv.“Nun könne er seine Arbeit auch wieder vorwärtsge­trieben ausrichten.

Für das Stammhaus in Augsburg sieht Vorwohlt trotz dieser

Entwicklun­g allerdings keine Chance auf einen Fortbestan­d. „Die Karolinens­traße ist zwar saniert, aber noch nicht weit genug in ihrer Entwicklun­g, um hier erfolgreic­h weiterzuma­chen“, sagt der Geschäftsm­ann. Was aus dem Teil des Gebäudes wird, das Rübsamen gehört, wisse er noch nicht. „Es ist alles offen“, so Vorwohlt. Ziel sei es, zumindest im Erdgeschos­s wieder Einzelhand­el anzusiedel­n. Einen Zeitplan gebe es hierfür allerdings nicht. „Die Karolinens­traße wird wieder eine gute Straße, davon bin ich überzeugt.“Leider komme ihr positiver Wandel zu spät für Rübsamen.

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Foto: Silvio Wyszengrad Marcus Vorwohlt kann Rübsamen nun doch in die Zukunft führen.

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