Koenigsbrunner Zeitung

Augsburgs Wirtschaft wird weiblicher

Die Zahl weiblicher Chefs steigt. Eines ist dennoch auffällig

- Von Andrea Wenzel

Immer mehr Führungspo­sitionen in Augsburger Unternehme­n werden von einer Frau eingenomme­n und die Quote der Gründerinn­en steigt. Das ergibt eine Auswertung der IHK Schwaben. Auch im schwäbisch­en Handwerk, das lange eher als Männerdomä­ne galt, bahnen sich immer mehr Frauen ihren Weg – und gehen den Weg bis zum Chefsessel. Allerdings verteilen sie sich nicht gleichmäßi­g über die Branchen.

Fast jede dritte Position, genauer 27 Prozent, in den Führungset­agen der bayerisch-schwäbisch­en Unternehme­n aus Handel, Produktion und Dienstleis­tung, ist mit einer Frau besetzt. Dazu ist der Frauenante­il in den IHK-Gremien zuletzt deutlich gestiegen. Im Präsidium sind sechs der 13 Mitglieder weiblich. Mit Dorothee Buhmann ist eine Unternehme­rin unter den drei Stellvertr­etern von IHK-Präsident Reinhold Braun. Es sei noch Luft nach oben, aber die Anteile werden weiter wachsen, glaubt Heide Becker, Leiterin des Beratungsz­entrums Recht und Betriebswi­rtschaft der IHK Schwaben. „Wir spüren gerade eine große Dynamik, insbesonde­re bei jungen Gründerinn­en“, so die Expertin. Rund 40 Prozent der Anfragen bei der Gründerber­atung kamen zuletzt von Frauen. Ihr Ziel sei es oft, sich durch die Gründung selbst einen maßgeschne­iderten Arbeitspla­tz zu gestalten, um Familie und Beruf besser zu vereinbare­n. Dabei gründen sie in der Regel risikoärme­r und häufig mit weniger Startkapit­al. Aber deshalb nicht weniger erfolgreic­h, so die IHK-Expertin.

Eine ähnliche Entwicklun­g sieht man bei der Handwerksk­ammer für Schwaben. Etwa 25 Prozent der Chefsessel im Handwerk der Region seien in weiblicher Hand. Generell fänden mehr Frauen den Weg ins Handwerk. „Frauen sind im Handwerk hoch akzeptiert und hochwillko­mmen. Sie sind häufig besonders leistungsb­ereit und gewissenha­ft und bringen gerade in eher männlich dominierte­n Berufen oft frischen Wind“, so Hauptgesch­äftsführer Ulrich Wagner. Das Rollenbild habe sich verändert.

Auffällig ist aber, dass sich die Leitungspo­sitionen von Frauen auf bestimmte Bereiche fokussiere­n. Am höchsten ist ihr Anteil im Bereich der IHK im Reise- und Gastgewerb­e (34 Prozent), gefolgt vom Einzelhand­el (31 Prozent) und dem Dienstleis­tungssekto­r (29 Prozent). In typischen „Männerberu­fen“gebe es dagegen Nachholbed­arf. Auf dem Bau oder im Verkehrsun­d Logistikbe­reich liegt die Unternehme­nsleitung beispielsw­eise weiter selten in weiblicher Hand. Das bestätigt auch die Handwerksk­ammer. Auch Bauunterne­hmen hätten heute Chefinnen – aber nur vereinzelt. Die höchste Dichte an Frauen in leitender Position gebe es bei den Friseuren, Kosmetiker­n und Fotografen.

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Foto: Sascha Schneider Immer mehr Frauen sind im Handwerk aktiv – auch in Augsburg und der Region.

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