Augsburgs Wirtschaft wird weiblicher
Die Zahl weiblicher Chefs steigt. Eines ist dennoch auffällig
Immer mehr Führungspositionen in Augsburger Unternehmen werden von einer Frau eingenommen und die Quote der Gründerinnen steigt. Das ergibt eine Auswertung der IHK Schwaben. Auch im schwäbischen Handwerk, das lange eher als Männerdomäne galt, bahnen sich immer mehr Frauen ihren Weg – und gehen den Weg bis zum Chefsessel. Allerdings verteilen sie sich nicht gleichmäßig über die Branchen.
Fast jede dritte Position, genauer 27 Prozent, in den Führungsetagen der bayerisch-schwäbischen Unternehmen aus Handel, Produktion und Dienstleistung, ist mit einer Frau besetzt. Dazu ist der Frauenanteil in den IHK-Gremien zuletzt deutlich gestiegen. Im Präsidium sind sechs der 13 Mitglieder weiblich. Mit Dorothee Buhmann ist eine Unternehmerin unter den drei Stellvertretern von IHK-Präsident Reinhold Braun. Es sei noch Luft nach oben, aber die Anteile werden weiter wachsen, glaubt Heide Becker, Leiterin des Beratungszentrums Recht und Betriebswirtschaft der IHK Schwaben. „Wir spüren gerade eine große Dynamik, insbesondere bei jungen Gründerinnen“, so die Expertin. Rund 40 Prozent der Anfragen bei der Gründerberatung kamen zuletzt von Frauen. Ihr Ziel sei es oft, sich durch die Gründung selbst einen maßgeschneiderten Arbeitsplatz zu gestalten, um Familie und Beruf besser zu vereinbaren. Dabei gründen sie in der Regel risikoärmer und häufig mit weniger Startkapital. Aber deshalb nicht weniger erfolgreich, so die IHK-Expertin.
Eine ähnliche Entwicklung sieht man bei der Handwerkskammer für Schwaben. Etwa 25 Prozent der Chefsessel im Handwerk der Region seien in weiblicher Hand. Generell fänden mehr Frauen den Weg ins Handwerk. „Frauen sind im Handwerk hoch akzeptiert und hochwillkommen. Sie sind häufig besonders leistungsbereit und gewissenhaft und bringen gerade in eher männlich dominierten Berufen oft frischen Wind“, so Hauptgeschäftsführer Ulrich Wagner. Das Rollenbild habe sich verändert.
Auffällig ist aber, dass sich die Leitungspositionen von Frauen auf bestimmte Bereiche fokussieren. Am höchsten ist ihr Anteil im Bereich der IHK im Reise- und Gastgewerbe (34 Prozent), gefolgt vom Einzelhandel (31 Prozent) und dem Dienstleistungssektor (29 Prozent). In typischen „Männerberufen“gebe es dagegen Nachholbedarf. Auf dem Bau oder im Verkehrsund Logistikbereich liegt die Unternehmensleitung beispielsweise weiter selten in weiblicher Hand. Das bestätigt auch die Handwerkskammer. Auch Bauunternehmen hätten heute Chefinnen – aber nur vereinzelt. Die höchste Dichte an Frauen in leitender Position gebe es bei den Friseuren, Kosmetikern und Fotografen.