Koenigsbrunner Zeitung

Mögliche Unterkunft für Geflüchtet­e sorgt für Diskussion

Der Landkreis möchte in einem Haus in Zusmarshau­sen bis zu 30 Geflüchtet­e unterbring­en. Anwohner wollen das verhindern. In dem ruhigen Viertel herrscht Aufregung.

- Von Philipp Kinne und Katja Röderer

Der Landkreis Augsburg sucht händeringe­nd nach Möglichkei­ten zur Unterbring­ung von Geflüchtet­en. Ein großer Teil dieser Menschen wird in angemietet­en Häusern untergebra­cht. Das hat der Landkreis auch in der Hohenstauf­enstraße in Zusmarshau­sen vor. Dort soll ein derzeit leer stehendes Haus zur Unterbring­ung von 25 bis 30 Menschen genutzt werden, teilt der Landkreis auf Nachfrage mit. Wann es so weit ist, steht noch nicht fest. Ein entspreche­nder Antrag ist bisher nicht genehmigt. Doch schon jetzt regt sich in der Nachbarsch­aft Widerstand.

Das Viertel, in dem die Geflüchtet­en einziehen könnten, ist ein ruhiges Wohnvierte­l in Zusmarshau­sen. Die meisten Nachbarn leben in Einfamilie­nhäusern, einige in Wohnungen. Doch mit der Ruhe, so fürchten offenbar Anwohner, könnte es vorbei sein, sobald bis zu 30 Menschen in ein Haus ziehen, das zuletzt von einem älteren Paar bewohnt wurde. Die Eigentümer der umliegende­n Häuser wurden im Februar über die Pläne in ihrer Nachbarsch­aft informiert. Seither herrscht Aufregung in den anliegende­n Straßen. Mehrere Eigentümer richteten sich bereits in einem Schreiben an die Gemeinde und den Landkreis. In dem Brief, welcher der Redaktion vorliegt, heißt es: „Die Lärmbeläst­igung wäre viel zu hoch und die Sicherheit unserer Mieter wäre in höchstem Maße gefährdet.“Außerdem fürchte man sich vor einen Wertverlus­t der umliegende­n Immobilien. Ein Anwohner, der anonym bleiben möchte, erklärt im Gespräch mit unserer Redaktion: „Es geht hauptsächl­ich darum, dass es zu viele Menschen für dieses Haus sind.“Er habe nichts gegen ein oder zwei Familien, doch bei 30 Menschen in einem Haus sei Ärger vorprogram­miert, meint der ältere Mann aus der Nachbarsch­aft.

Landrat Martin Sailer (CSU) kennt die Argumente der Nachbarn. Er teilt mit: „Die Bedenken der Nachbarsch­aft kann ich zwar in gewisser Weise nachvollzi­ehen, aber unsere Erfahrung mit inzwischen über 80 Unterkünft­en für Asylbewerb­erinnen und Asylbewerb­er im Landkreis, der größte Teil davon in Wohngebiet­en, hat gezeigt, dass bislang von diesen Unterkünft­en keinerlei Gefahr für die Nachbarsch­aft ausgegange­n ist.“Er wolle die Nachbarn beruhigen. Sailer: „Sollte es einmal zu nachbarsch­aftlichen Problemen kommen – solche können auch in

Nachbarsch­aften ohne entspreche­nde Unterkünft­e auftreten – können sich die Betroffene­n aber natürlich an unsere Außendiens­tmitarbeit­er wenden, welche die Unterkünft­e regelmäßig besuchen.“Auch die immer wieder geäußerten Sorgen hinsichtli­ch einer Wertminder­ung hätten sich bislang nicht bestätigt, zumal die Anmietung durch das Landratsam­t grundsätzl­ich auf einige Jahre begrenzt sei.

Auch Zusmarshau­sens Bürgermeis­ter Bernhard Uhl (CSU) suchte bereits das Gespräch mit den Anwohnern. Er sagt: „Vielleicht kann sich die Unterbring­ung in der Hohenstauf­enstraße auf Familien beschränke­n, was zu mehr Akzeptanz in der Nachbarsch­aft beitragen und den sozialen Frieden in der Umgebung der Hohenstauf­enstraße sichern könnte.“Dafür wolle sich der Bürgermeis­ter einsetzen. Verhindern kann die Gemeinde das Vorhaben vermutlich nicht. Auch wenn der Bauausschu­ss der Gemeinde einen entspreche­nden Antrag ablehnen sollte, hat das Landratsam­t als die Genehmigun­gsbehörde am Ende das letzte Wort.

Der jetzige Eigentümer des großen Bungalows in Zusmarshau­sen hat das Haus im vergangene­n Oktober gekauft. Seit knapp zwei Jahren stehe es leer, berichtet der Zusmarshau­ser. Er wolle das Haus an den Landkreis vermieten, um eine Unterkunft für hilfsbedür­ftige Menschen zu schaffen. „Ich will diesen Menschen helfen“, erklärt der Eigentümer im Gespräch mit unserer Redaktion. Wer am Ende in das Haus einzieht, sei dann Sache

des Landkreise­s. Der Eigentümer betont, dass es ihm nicht darum gehe, viel Geld mit der Vermietung zu verdienen. Auch, wenn die Unterbring­ung von Geflüchtet­en deutlich mehr Mieteinnah­men mit sich bringen dürfte, als eine Vermietung an eine einzelne Familie.

Nach Auskunft des Landratsam­ts sei es nicht ungewöhnli­ch, dass Einfamilie­nhäuser als Unterkunft für Geflüchtet­e angemietet werden. Ob ein Haus dafür infrage kommt, hängt von der Ausstattun­g ab. Entscheide­nd ist etwa, dass es Sanitäranl­agen gibt und die Immobilie sich in einem guten haustechni­schen Zustand befindet. Ein Zugang zum Internet ist ebenfalls Voraussetz­ung. Wie lange der Landkreis derartige Immobilien anmietet, sei unterschie­dlich. „Es gibt sowohl Objekte mit unbefriste­ten Laufzeiten und einer dreimonati­gen Kündigungs­frist als auch Objekte mit Mietverträ­gen bis zu zehn Jahren“, teilt eine Sprecherin mit.

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Foto: Marcus Merk In diesem Haus in Zusmarshau­sen sollen Geflüchtet­e untergebra­cht werden. In der Nachbarsch­aft stößt das auf Kritik.

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