Spaziergänger sollten für Bambi auf den Wegen bleiben
Gerade jetzt sollten Freiluft-Fans im Kreis Augsburg auf Wildtiere Rücksicht nehmen, die im Frühling aus dem Winterschlaf erwachen oder zur Welt kommen.
Die Blumen blühen, die Vögel zwitschern und die Sonne lockt viele Menschen raus in die Natur. „Man sollte sich so verhalten wie daheim im Kinderzimmer, wenn das Kind schläft“, rät Gerhard Wurm von der Jagd-und Naturschule Wertachtal Spaziergängern sich im Wald ruhig zu verhalten. Der Jagdpächter empfiehlt, auf den Wegen zu bleiben und Hunde anzuleinen.
„Rehkitze liegen auch mal nah an den Wegen in der Wiese“, so der Jäger, der in den Stauden eine Pacht hat. Hunde würden nicht nur Jungtiere beschnuppern, sondern womöglich auch zubeißen. „Auch wenn sie nur schnuppern, kann das dazu führen, dass das Junge von der Mutter nicht mehr angenommen wird.“Auch für erwachsene Tiere können frei laufende Hunde gefährlich werden: Für trächtige Tiere kann es lebensbedrohlich sein von Hunden gehetzt zu werden. Sie geraten dadurch in Stress und verlieren Energie, die sie eigentlich für die Versorgung des Nachwuchses brauchen. Auch Hasen, Fasane, Rebhühner und Füchse gilt es jetzt im Wald zu schonen.
Anfang Mai ist Hochsaison für Bambis im Wald. Cornelia Günther von der Rehkitzrettung Augsburg hat vergangenes Jahr 199 Rehkitze gerettet. Die Tierärztin wird von Landwirten informiert, wenn geplant ist, eine Wiese zu mähen. „Wir können mit sieben Drohnen gleichzeitig ausrücken“, sagt die Kitzretterin. Kitze sind erst nach der vierten Lebenswoche fluchtbereit. Das Mähwerk eines Bauern ist lebensbedrohlich für sie.
„Frühmorgens liefern die Bilder der Wärmekamera an der Drohne die besten Ergebnisse“, sagt Cornelia Günther. Zeigt die Drohne ein Kitz an, wird es von den Rettern mit Handschuhen und Grasbüscheln in eine Box gesetzt, bis die
Wiese abgemäht ist. Spaziergängern rät die Tierärztin, vermeintlich verlassene Jungtiere zunächst zu beobachten. In vielen Fällen kehrt die Mutter im Laufe des Tages zurück. „Ist ein Tier verletzt, sollte der Standort markiert werden“, sagt die Kitzretterin. Spaziergänger sollten bei Wildunfällen den Jagdpächter oder die Polizei informieren und den genauen Fundort mitteilen.
Auch Hobby-Gärtner können
Naturschutz im heimischen Garten betreiben. Im Frühjahr sind Ästlinge unterwegs, also Jungvögel, die noch nicht richtig fliegen können. Sie springen von Ast zu Ast und sind für Katzen leichte Beute. Finden Gartenbesitzer verletzte Tiere, sollte umgehend der Tierarzt oder Kleintierkliniken informiert werden. Ein laubreicher Garten mit Ruhezonen ist insbesondere für den Igel wichtig, der jetzt aus dem Winterschlaf erwacht. „Futterstellen mit Katzenfutter und Wasser sollten das ganze Jahr über für Igel bereitstehen“, sagt Hannelore Pentenrieder von der Igelhilfe Schwaben in Neusäß.
Seit 31 Jahren kümmert sie sich um Igel. Aktuell überwintern 67 Tiere bei ihr. Durch den Insektenschwund finden Igel weniger Nahrung in der Natur. Mähroboter und tote Gärten mit versiegelten Flächen und viel Stein machten den Igeln außerdem das Leben schwer, meint Hannelore Pentenrieder. Gartenbesitzer sollten darauf achten, dass ihr Zaun an manchen Stellen durchlässig ist, sodass der Igel auf der Suche nach Nahrung von Garten zu Garten wandern kann. Für die Fütterung eignet sich eine Holzkiste mit Schlupfloch von zehn mal zehn Zentimetern, in die man mit zwei Brettern und versetzten Durchgängen ein Labyrinth einbauen kann, um das Futter vor Mitessern zu schützen. Die Anleitung zum Bau ist bei der Igelhilfe Schwaben erhältlich.