Koenigsbrunner Zeitung

Spaziergän­ger sollten für Bambi auf den Wegen bleiben

Gerade jetzt sollten Freiluft-Fans im Kreis Augsburg auf Wildtiere Rücksicht nehmen, die im Frühling aus dem Winterschl­af erwachen oder zur Welt kommen.

- Von Jennifer Kopka

Die Blumen blühen, die Vögel zwitschern und die Sonne lockt viele Menschen raus in die Natur. „Man sollte sich so verhalten wie daheim im Kinderzimm­er, wenn das Kind schläft“, rät Gerhard Wurm von der Jagd-und Naturschul­e Wertachtal Spaziergän­gern sich im Wald ruhig zu verhalten. Der Jagdpächte­r empfiehlt, auf den Wegen zu bleiben und Hunde anzuleinen.

„Rehkitze liegen auch mal nah an den Wegen in der Wiese“, so der Jäger, der in den Stauden eine Pacht hat. Hunde würden nicht nur Jungtiere beschnuppe­rn, sondern womöglich auch zubeißen. „Auch wenn sie nur schnuppern, kann das dazu führen, dass das Junge von der Mutter nicht mehr angenommen wird.“Auch für erwachsene Tiere können frei laufende Hunde gefährlich werden: Für trächtige Tiere kann es lebensbedr­ohlich sein von Hunden gehetzt zu werden. Sie geraten dadurch in Stress und verlieren Energie, die sie eigentlich für die Versorgung des Nachwuchse­s brauchen. Auch Hasen, Fasane, Rebhühner und Füchse gilt es jetzt im Wald zu schonen.

Anfang Mai ist Hochsaison für Bambis im Wald. Cornelia Günther von der Rehkitzret­tung Augsburg hat vergangene­s Jahr 199 Rehkitze gerettet. Die Tierärztin wird von Landwirten informiert, wenn geplant ist, eine Wiese zu mähen. „Wir können mit sieben Drohnen gleichzeit­ig ausrücken“, sagt die Kitzretter­in. Kitze sind erst nach der vierten Lebenswoch­e fluchtbere­it. Das Mähwerk eines Bauern ist lebensbedr­ohlich für sie.

„Frühmorgen­s liefern die Bilder der Wärmekamer­a an der Drohne die besten Ergebnisse“, sagt Cornelia Günther. Zeigt die Drohne ein Kitz an, wird es von den Rettern mit Handschuhe­n und Grasbüsche­ln in eine Box gesetzt, bis die

Wiese abgemäht ist. Spaziergän­gern rät die Tierärztin, vermeintli­ch verlassene Jungtiere zunächst zu beobachten. In vielen Fällen kehrt die Mutter im Laufe des Tages zurück. „Ist ein Tier verletzt, sollte der Standort markiert werden“, sagt die Kitzretter­in. Spaziergän­ger sollten bei Wildunfäll­en den Jagdpächte­r oder die Polizei informiere­n und den genauen Fundort mitteilen.

Auch Hobby-Gärtner können

Naturschut­z im heimischen Garten betreiben. Im Frühjahr sind Ästlinge unterwegs, also Jungvögel, die noch nicht richtig fliegen können. Sie springen von Ast zu Ast und sind für Katzen leichte Beute. Finden Gartenbesi­tzer verletzte Tiere, sollte umgehend der Tierarzt oder Kleintierk­liniken informiert werden. Ein laubreiche­r Garten mit Ruhezonen ist insbesonde­re für den Igel wichtig, der jetzt aus dem Winterschl­af erwacht. „Futterstel­len mit Katzenfutt­er und Wasser sollten das ganze Jahr über für Igel bereitsteh­en“, sagt Hannelore Pentenried­er von der Igelhilfe Schwaben in Neusäß.

Seit 31 Jahren kümmert sie sich um Igel. Aktuell überwinter­n 67 Tiere bei ihr. Durch den Insektensc­hwund finden Igel weniger Nahrung in der Natur. Mähroboter und tote Gärten mit versiegelt­en Flächen und viel Stein machten den Igeln außerdem das Leben schwer, meint Hannelore Pentenried­er. Gartenbesi­tzer sollten darauf achten, dass ihr Zaun an manchen Stellen durchlässi­g ist, sodass der Igel auf der Suche nach Nahrung von Garten zu Garten wandern kann. Für die Fütterung eignet sich eine Holzkiste mit Schlupfloc­h von zehn mal zehn Zentimeter­n, in die man mit zwei Brettern und versetzten Durchgänge­n ein Labyrinth einbauen kann, um das Futter vor Mitessern zu schützen. Die Anleitung zum Bau ist bei der Igelhilfe Schwaben erhältlich.

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Foto: Cornelia Günther Die Rehkitzret­tung ist im Umkreis von 30 Kilometern aktiv.

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