Hündin Fina zaubert ein Lächeln ins Gesicht
Besonderen Besuch hatten Jugendliche in der Heilpädagogischen Tagesstätte in Königsbrunn bei der Ferienbetreuung. Manch einer der Jugendlichen verlor die Angst vor Hunden.
„Achtung, Fina ist ein ‘Hüpfehund’, die hüpft nämlich ganz viel rum“, sagt Elisabeth Mittring. „Wem’s unangenehm ist, der darf es sagen.“Aufmerksam hören die sieben jungen Erwachsenen der Betreuerin zu. Sie sitzen auf ihren Stühlen, die zu einem Kreis angeordnet sind. Und sie sind ein bisschen aufgeregt. In der Mitte wird gleich die schwarz-weiße Zwergspaniel-Hündin Fina aus ihrer Transportbox klettern. Die 15-jährige Nina darf dabei assistieren, indem sie die Reißverschlüsse öffnet.
Neugierig beschnuppert der vierbeinige Besuch erst mal die Jugendlichen der Heilpädagogischen Tagesstätte (HPT) im Fritz-Felsenstein-Haus. Für die jungen Frauen und Männer ist das eine ganz neue Erfahrung, sie haben bisher wenig oder keinen Kontakt zu Hunden gehabt. „Das sind alles Jugendliche, die noch nicht im Hundeprojekt dabei waren“, stellt die stellvertretende HPT-Leiterin Carola Hermann die heutige Gruppe vor. Beim Hundeprojekt bringt Elisabeth Mittring einmal pro Woche einen ihrer beiden Hunde mit und integriert sie in den Therapiealltag. Das heutige Kennenlernen – liebevoll „Kuschel-Wuschel-Zeit“genannt – dagegen ist eine Maßnahme der Ferienbetreuung, die vier Wochen im Jahr angeboten wird.
Die fünfjährige Fina ist speziell für den heilpädagogischen Umgang ausgebildet. Die Ausbildung zum Therapiebegleithund dauert normalerweise drei Jahre, erläutert die Besitzerin. Als Fachkraft für tiergestützte Pädagogik konnte sie die aber selber machen und wurde von einem Tiertrainer überprüft. Durch den Hund könnten die Kinder
und Jugendlichen mit körperlicher und geistiger Behinderung zum Beispiel ihre Körpersprache verbessern. „Sie merken dann: Wenn ich mich nicht richtig bewege, funktioniert der Hund nicht.“
Jugendliche wie Daniel Lerchenmüller, Tomas Kubascik, Michelle Sauer und Marcel Schneider, die im Rollstuhl sitzen, freuen sich
heute genauso über den Kontakt zu Fina. Die springt auch mal ungefragt auf Daniels Schoß, was alle amüsiert. „Schau mal, wie die dich mag, Daniel“, sagt Mittring erfreut. Und dann passiert etwas Erstaunliches. Daniel, der sich anfangs sehr schüchtern und eher skeptisch gezeigt hat, lacht plötzlich und fängt an, sich mitzuteilen, seiner Sitznachbarin Lisa etwas zu erzählen. Auch der 13-jährige Tomas gackert fröhlich. Die Jugendlichen blühen sichtlich auf. Und Fina ist im Schlaraffenland: „Am Montag haben wir extra Leberwurst-Leckerlis für sie gebacken“, sagt Mittring. Wie man die Hundekekse gibt, wurde im Vorfeld geübt. Um die zu bekommen, muss die Hündin aber folgen. „Sitz“, „Platz“– die Kommandos funktionieren problemlos. Wem es möglich ist, der darf ein paar Schritte mit ihr gehen und „Fuß“üben.
„Fina, komm her“, ruft Lisa lautstark. Als ihr Elisabeth Mitt– ring „Lisa, freundlich“, entgegnet, schickt die eine Ergänzung in Richtung Fina hinterher: „... bitte“. Der ungewollt komische Moment bringt die Runde zum Lachen.
Mittring bestärkt die Jugendlichen, jeden auf eine andere Art. Tino Wöhrl sagte anfangs, dass er Angst vor Hunden habe. Mit ihrer liebevollen und aufgeschlossenen Art hat der 14-Jährige Fina aber gleich ins Herz geschlossen – und traut sich am Ende sogar, ihr ein Leckerli aus der Hand zu geben. Als er ihr das Wasser auffüllt und sie Sitz machen lässt, sagt die Betreuerin: „Wer hätte das gedacht, dass Tino hier zum Hundetrainer wird!“Ob er jetzt häufiger mit Hunden zu tun haben will? „Mal sehen“, antwortet Tino zurückhaltend, sein stolzer Gesichtsausdruck und der Applaus der anderen aber bestätigt, dass sich sein
Mut gelohnt hat. Bei dem ganzen Rumgewusel braucht auch die quirlige Fina mal eine Auszeit. „Nach einer Einheit mit den Jugendlichen, die so eine halbe bis Dreiviertelstunde dauert, braucht sie eine Pause.“Dann kann sich Fina in ihre Box zurückziehen. Mittags geht Mittring mit ihrer Hündin eine Runde Gassi. Die Hundebesitzerin ist seit fünf Jahren beim Fritz-Felsenstein-Haus angestellt. „Wir sind froh, dass wir sie haben“, sagt Carola Hermann. Und dass sie die Hundebegegnung möglich mache. „Man sieht ja, wie toll das wirkt.“
Um 16 Uhr endet ein Tag in der Ferienbetreuung. Maximal 24 Kinder, aufgeteilt in zwei Gruppen, können in der ersten Osterferienwoche, der ersten Pfingstferienwoche sowie der ersten und der letzten Sommerferienwoche betreut werden. Dann werde versucht, den Tag so entspannt wie möglich zu gestalten, erklärt Hermann. Die Kinder und Jugendlichen könnten die Betreuer so außerdem mal in einem anderen Kontext kennenlernen. Es gebe verschiedene Freizeitbeschäftigungen wie kürzlich ein Besuch in der Augsburger Feuerwehrerlebniswelt. An anderen Tagen werde auch einfach gemeinsam auf den Spielplatz gegangen oder gebastelt. „Für die Eltern ist es schön, weil wir zusätzliche Wochen mit abdecken – leider aber nicht so viele, wie die Eltern brauchen würden.“