Anwohner mit Maßnahme unzufrieden
Nach einem tödlichen Unfall in der Bobinger Wertachstraße war eine Veränderung beschlossen worden. Anwohner beschweren sich.
Nach einem tödlichen Radunfall in der Bobinger Wertachstraße sah man bei der Stadt Handlungsbedarf. Um die Probleme zu beheben, hatte der Bauausschuss verschiedene Möglichkeiten diskutiert. Am Ende entschied sich das Gremium für diese Variante: In Zukunft sollen Radfahrende in beiden Richtungen die Straße befahren. Dazu werden auf jeder Seite sogenannte „Schutzstreifen“mit einer Breite von 1,50 Metern markiert. Diese Streifen sollen im Bereich zwischen Landshuter Allee und Schwettinger Weg aufgebracht werden. Gleichzeitig würden die jetzigen Parkplätze auf der Südseite der Wertachstraße wegfallen. Um einen Ersatz zu schaffen, sollen im Bereich des Grünstreifens zwei Parkbuchten geschaffen werden. Somit wäre dann insgesamt Platz für zehn parkende Fahrzeuge. Die Baumaßnahme soll in den nächsten Tagen beginnen. Jetzt aber regt sich Widerspruch bei den betroffenen Anliegern.
Alexander Götz, ein ehemaliger Polizeibeamter, bemängelt die unzureichende Planung. „Die Wertachstraße ist stark frequentiert. Vor allem von Großfahrzeugen. Wie da zwei aufgemalte Radstreifen mehr Sicherheit bringen sollen, erschließt sich mir nicht. Außerdem enden die Streifen dann auf beiden Seiten praktisch im Nichts.“
Dazu käme, dass die Stadt bereits vorher schon mit einer Notlösung die Situation vor seinem Haus schwieriger gemacht habe. Denn die dort installierte Bushaltestelle sei ebenfalls nicht befriedigend. Die Buspassagiere, viele davon Kinder des nahe gelegenen
Kindergartens, stünden auf der Nordseite nach dem Verlassen des Busses buchstäblich im Feld. Nicht einmal eine Querungshilfe sei vorhanden. Wenn nun noch die parkenden Autos verschwinden, würden sich die dort gefahrenen Geschwindigkeiten automatisch erhöhen. „Eine verbesserte Sicherheit kann ich durch diese nicht zu Ende gedachte Planung nicht erkennen“, so Götz. Die einzig vernünftige Möglichkeit, die Lage zu entschärfen, sei seiner Meinung nach ein Radweg auf der Nordseite der Straße. „Diese Möglichkeit ist aber von der Stadt sofort verworfen worden, weil dazu das Geld fehlt und der nötige Grunderwerb als zu schwierig eingestuft worden ist.“
Auch Andreas Povse ist sauer. Für den Familienvater würde sich die Situation durch die wegfallenden Parkplätze verschlimmern. „Bis zu den paar geplanten Parkbuchten sind es rund 100 Meter. Dazu ist wahrscheinlich, dass die dann belegt sein werden.“So müsste im Neubaugebiet geparkt werden. Mit zwei kleinen Kindern in Maxi-Cosi, eventuell noch mit Einkaufstaschen, sei das relativ schwierig. Die Familie hat zwei Fahrzeuge und nur einen Stellplatz am Haus. Ein Fahrzeug wird beruflich gebraucht, das andere für den Transport der Kinder zur Kita und für die Einkäufe. So müsse man immer schon vorher wissen, mit welchem Auto die Kinder in die Kita gebracht werden. Und es müsse ständig umgeparkt werden. Für Besucher werde es dann keinen Parkraum mehr geben.
Diese Probleme beträfen alle Anwohner, da in der Straße viele junge Familien lebten. Sowohl Alexander Götz als auch Andreas Povse bedauern den schweren Unfall.
Dass die Verkehrssituation verbessert wird, liege auch in ihrem Interesse. Aber die vorliegende Planung sei weder durchdacht noch befriedigend. Besonders ärgert sich Povse, dass er erst aus der Zeitung erfahren habe, dass in der Wertachstraße Veränderungen geplant seien. Zu einem Gespräch mit den Vertretern der Stadt sei es erst auf Betreiben der Anwohner gekommen und auch erst dann, als die Beschlüsse bereits gefasst worden waren. „Das ist keine gute Kommunikation. Man hätte zumindest einmal im Vorfeld mit den direkt Betroffenen sprechen müssen.“Das Gespräch im Rathaus sei unbefriedigend gewesen. Man sei kaum auf das Anliegen eingegangen und habe die anwesenden Anwohner „von oben herab“behandelt, so Povse.
Bürgermeister Klaus Förster sagt auf Nachfrage: „Aufgrund der Novelle der StVO müssen die Fahrradfahrer auf die Straße geleitet werden, der ehemalige Geh- und Radweg darf so nicht gewidmet werden. Deswegen wurde ‘Fahrradfahrer frei’ angeordnet.“Vor allem die Polizei habe auf eine dauerhafte Lösung gedrängt. „Parkende Autos, Radfahrer in zwei Richtungen und Kfz im Begegnungsverkehr sind zu viel für die Straßenbreite. Dadurch könnten gefährlichen Situationen vermehrt auftreten.“
Zur Parkplatzsituation müsse man bedenken, dass es sich dort um keine privaten Parkplätze handele, so der Bürgermeister. Selbst weitere Anwohner hätten zugestimmt, dass die Stadt Bobingen nicht für die Schaffung privater Parkplätze verantwortlich sein könne, auch wenn durch verkehrsbedingte Maßnahmen ein Teil der öffentlichen Stellplätze wegfalle.