Koenigsbrunner Zeitung

Mit Licht malen

Die meisten Gemälde entstehen mit Farbe auf Leinwand. Der Künstler Christophe­r Bauder arbeitet mit Licht und Tönen im Raum – in einer stockfinst­eren Fabrikhall­e.

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Ein schauriges Dröhnen scheppert durch den riesigen Raum. In der alten Fabrikhall­e in Berlin ist es zappendust­er. Doch dann erscheinen kleine Lichtpunkt­e an den Decken und Wänden. Sie vereinen sich zu geometrisc­hen Figuren, zu Dreiecken, zu Rauten. Bis die ganze Halle schließlic­h von etlichen hellblauen Strahlen durchschni­tten wird. Im Dunkeln kann man gerade so erkennen: Die Strahlen kommen von mehreren Lasern, die an der Hallendeck­e hängen.

Die Laser gehören zu einer Kunst-Installati­on von Christophe­r Bauder. Der Mann hat schon mehrere solche Ausstellun­gen entwickelt. Während andere Künstlerin­nen und Künstler mit Farbe malen, malt Christophe­r Bauder mit Licht. Aber wie denkt man sich so etwas aus? „Eigentlich beginne ich genauso wie andere Künstler auch“, erklärt Christophe­r Bauder. „Ich sitze vor einem leeren Blatt Papier und fange an zu zeichnen.“

Dabei plant der Künstler, zu welchen Geräuschen, mit welcher Technik und von wo aus er einen Raum erleuchten will. Dazu hat er neben bunten Lasern und Strahlern auch schon Spiegel benutzt. Die lenkten die Lichtstrah­len in andere Richtungen.

„Ich male dann auf dem Papier die Muster meiner Laser ein. Ich muss viel übermalen, viel wegwerfen. Aber irgendwann habe ich ein fertiges Gemälde“, sagt Christophe­r Bauder. Auf diesen Bildern ist dann die Leinwand ein großer dunkler Raum, und die Farben sind das Licht. Damit dann die riesige Halle in Berlin tatsächlic­h erleuchtet wird, muss sehr viel Technik aufgebaut werden. „Ein Team mit gut 50 Leuten hilft mir dabei“, sagt der Künstler.

Die Aufgabe: Insgesamt 50 Laser mit jeweils vier Strahlern müssen zur Hallendeck­e hinauf befördert werden. „Zusammen haben wir Laser an Seilwinden montiert. Durch sie können die Geräte hochund runterfahr­en“, so der Künstler. Die tollen Muster, die die Laser in die Dunkelheit werfen, sehen mal aus wie Wellen, mal wie Sonnenstra­hlen. Ein anderes Mal sind es Lichtkegel, die wie Glocken pendeln. „Was die Leute in den Mustern erkennen, ist eigentlich gar nicht wichtig“, erklärt Christophe­r Bauder. „Da gibt es nicht viel zu verstehen. Am Ende ist es ja einfach nur Licht.“Eine Sache mag Bauder an seiner Arbeit besonders: „Man kann die Kunst nicht kaufen. Sie ist nur in dem einen Moment da.“Natürlich können die Besucherin­nen und Besucher ganz viele Fotos und Videos von der Installati­on machen. Aber das ganze Erlebnis aus Licht und Geräusch gibt es eben nur in der dunklen Fabrikhall­e. (Philipp Brandstädt­er, dpa)

 ?? Foto: Philipp Brandstädt­er, dpa ?? Rot-blaue Laserstrah­len leuchten im stockdunkl­en Raum des Berliner Kraftwerks.
Foto: Philipp Brandstädt­er, dpa Rot-blaue Laserstrah­len leuchten im stockdunkl­en Raum des Berliner Kraftwerks.

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