Koenigsbrunner Zeitung

Hausbesuch mit dem Blick des Einbrecher­s

Ferienzeit ist Einbruchze­it, warnt die Polizei. Ein Experte der Kripo Augsburg berät Haus- und Wohnungsbe­sitzer zum Schutz. Wir waren bei einem Vor-Ort-Termin im Landkreis Augsburg dabei.

- Von Steffi Brand

Kriminalha­uptkommiss­ar Thomas Schuster hat in seinem Job schon viele Straftaten gesehen. Auf Streife und beim Kriminalda­uerdienst hat er Opfer kennengele­rnt und weiß, wie sie mit den Folgen zu kämpfen haben. Mittlerwei­le hat sich Schuster einer anderen Sache verschrieb­en: Er möchte aufklären und informiere­n, bevor etwas passiert. Sein wichtigste­s Thema ist der Einbruchsc­hutz. An einer Beratung war eine Rentnerin aus dem Landkreis Augsburg interessie­rt, sie hat sich bei der Mobilen Wache informiert und einen Vor-Ort-Termin mit dem Hauptkommi­ssar vereinbart. Bei seinem Besuch nahm der Polizist – „mit den Augen eines Einbrecher­s“– die Schwachste­llen im Haus und ums Haus herum unter die Lupe und erklärte, wie sich Schwachste­llen beheben lassen.

Ein Blick von außen auf das frei stehende Haus zeigt: Bei der Frau, die einige Jahre im Ausland gelebt hat und dort Opfer eines Einbruchs geworden ist, ist im Außenberei­ch wenig Handlungsb­edarf. Vor Fenstern befinden sich Gitter, die bei Bedarf mit einem Schweißpun­kt stärker befestigt werden könnten. Zudem ist das Haus nicht ebenerdig zugänglich, was auch den Zugang zu den Fenstern erschwert – wenn im Außenberei­ch keine Hilfsmitte­l zur Verfügung stehen. Schuster erklärt: Leitern sollten weggesperr­t werden, um nicht auch noch das Hilfsmitte­l für einen Einbruch bereitzust­ellen.

Zudem sollte der Außenberei­ch bei Bewegung ausgeleuch­tet werden, auf eine unangenehm­e Art und Weise, die einen Täter abschreckt und im besten Fall auch noch die Aufmerksam­keit der Nachbarn erregt. Mit ihnen könnte vereinbart werden, dass das grelle Licht dann aufflacker­t, wenn die Rentnerin nicht zu Hause ist – und sich jemand am Haus zu schaffen macht. Moderne Beleuchtun­gen lassen sich so programmie­ren, dass sie auf Haustiere nicht ansprechen. Zudem dürfe der Außenberei­ch so aussehen, als ob die Bewohnerin­nen und Bewohner zeitnah zurückkehr­en.

Die Frage, ob es sinnvoll ist, die Fensterläd­en zu schließen, bestätigt Schuster mit Einschränk­ungen. Geschlosse­ne Fensterläd­en bieten Sicherheit, weil es laut ist, sie zu öffnen. Allerdings verrate ein dauerhaft geschlosse­ner Fensterlad­en

oder Rollladen, dass niemand zu Hause ist. Ein belebt wirkendes Haus mit wechselnde­r Beleuchtun­g, die sich über Zeitschalt­uhren regeln lässt, mit Rollläden, die nicht tagelang auf der gleichen Position stehen, und Briefkaste­n und Mülltonnen, die nicht überquelle­n, sind wichtige Tipps. Im Winter sind es zudem Spuren im Schnee, die auf dem Weg zum Haus oder in der Einfahrt zeigen, dass das Haus belebt ist.

Dass der kostenlose Vor-Ort-Besuch

der Polizei für jedermann aufschluss­reich sein könnte, erklärt Schuster, indem er mit einem Klischee aufräumt, das er immer wieder hört. „Bei mir ist doch nichts zu holen.“Auf Sätze wie diesen kontert er: Die meisten Täter sind Gelegenhei­tstäter und ergreifen eine günstige Gelegenhei­t, um schnell Beute zu machen. Wertsachen und Bargeld sind die erste Wahl, weil sie unauffälli­g aus dem Haus zu schaffen sind. Diese Täter haben es nicht auf große teure Wertgegens­tände wie Stereoanla­gen und Musikinstr­umente abgesehen und planen einen Einbruch nicht etwa von langer Hand. Stattdesse­n suchen sich die ungebetene­n Gäste meist in der Dämmerung ein Haus aus, in dem sie niemanden vermuten und bei dem der Einbruchss­chutz nicht groß zu sein scheint.

Dann erfolgt der Angriff an den Schwachste­llen – an Türen, Fenstern, Terrassent­üren oder im Keller. Klappt das nicht schnell, unauffälli­g und leise, lassen die Täter wieder ab. Schuster weiß aber auch: Keine Einbruchsc­hutzmaßnah­me bietet hundertpro­zentigen Schutz, wohl aber lasse sich das Schutznive­au so anheben, dass der Aufwand für einen Täter zu groß wird: „Je schwerer das Haus zugänglich ist, desto mehr sinkt das Objekt in der Priorität.“

Kontakt Kriminalpo­lizeiliche Beratungss­telle, Telefon 0821/323-3737, E-Mail: kripo-beratungss­telle-augsburg@polizei.bayern.de

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Foto: Marcus Merk Die Haustür und das Schloss gehören zu den Dingen, die der Kripo-Experte Thomas Schuster als Erstes checkt, wenn er wie hier bei einer Rentnerin im Landkreis Augsburg zur Beratung für einen besseren Einbruchss­chutz vorbeikomm­t.

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