Wanderwege zur bewegten Historie
Zahlreiche Routen im Landkreis Augsburg führen zu spannenden Punkten aus den Bereichen Literatur, Kunst in der Natur und Geschichte in der Region.
Wenn das Wetter sich von seiner sonnigen Seite zeigt, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, im Umland von Augsburg zu spazieren. Neben den Westlichen Wäldern locken die Lechauen Besucher an. Ein paar Wanderwege bieten neben Erholung auch Wissen über die Vergangenheit der Region. Im schwäbischen Holzwinkel können Spaziergänger den Autor Ludwig Ganghofer besser kennenlernen. Dieser hat seine Jugendjahre in Welden verbracht und dort gibt es den „LudwigGanghofer-Lausbuben-Weg“seit 2015. Der rund 3,5 Kilometer lange Lehrpfad ist gut für die ganze Familie geeignet. Während die Eltern mehr über den Heimatschriftsteller Ganghofer erfahren, können die Kinder an fünf Mitmach-Stationen im Wald ihre Treffsicherheit im Zapfenwerfen erproben und einen Schatz im Sand suchen. Ludwig Ganghofers Vater war übrigens Förster. Ebenfalls im Holzwinkel liegt Bonstetten. Dort locken gleich zwei Wandermöglichkeiten, je nachdem ob eher künstlerische Begeisterung oder geologisches Interesse zum Spaziergang motiviert. Ausgangspunkt der Wanderungen ist der Dorfpark Bonstetten. Dort startet der LandArt-Kunstpfad des Künstlers Hama Lohrmann. Der gelernte Zimmermann stellt großflächige Kunstwerke aus Naturmaterialien her.
Diese verändern sich durch den Einfluss der Natur mit der Zeit.
Insgesamt neun imposante Kunstwerke aus Holz und Steinen zieren den rund sechs Kilometer langen Wanderweg. Wen eher die Entstehung des Alpenvorlandes interessiert, der kann den geologischen Lehr- und Landschaftspfad am Staufenberg abwandern. Dieser ragt mit seinen 577 Metern in die Landschaft und ist ein stiller Zeuge aus der Eiszeit.
Besonders für Familien spannend ist es, Burgruinen zu besuchen und ins Frühmittelalter abzutauchen. Die Überreste einer
Schutz- und Trutzburg gibt es in der Nähe von Fischach rund um den Buschelberg zu entdecken. Die Burgwallanlage stammt aus dem neunten und zehnten Jahrhundert und sollte die Ungarn auf ihrem Feldzug aufhalten. Im südlichen Landkreis gibt es noch mehr mittelalterliche Spuren wie die Haldenburg bei Schwabmünchen in der Nähe des Ortsteils Schwabegg. Weitere Stationen des digitalen Geschichtspfads zur Schlacht auf dem Lechfeld gibt es in Todtenweis, Kissing und Königsbrunn.
Im Westen des Landkreises mitten in den Stauden erinnern zwei Geschichtspfade an die NS-Vergangenheit der Region. Der Horgauer Geschichtsweg dreht sich rund um ein Zwangsarbeiterlager. Da die Nationalsozialisten ihre Rüstungsproduktion vor den Alliierten tarnen wollten, verlagerten sie die Produktionsstätten aus den Städten in den Wald. Die „Blechschmiede“bei Horgau war ein solches Waldlager. Der Flugzeughersteller Messerschmitt produzierte dort den Düsenjäger Me 262. Startpunkt
ist der Parkplatz am Bahnhof Horgau. Der Weg ist rund elf Kilometer lang. Ein weiteres Waldwerk gibt es in der Nähe von Zusmarshausen.
Auch dort haben KZ-Häftlinge aus Burgau ab 1944 den Düsenjägers Me 262 von Messerschmitt zusammenbauen müssen. Es gibt Überreste von einer ehemaligen Montagehalle und Baracken zu entdecken. Bei den Stationen erfährt der Besucher, wie wenig die Häftlinge zu essen bekamen und wie hart die Arbeit im Wald war.