Koenigsbrunner Zeitung

Wanderwege zur bewegten Historie

Zahlreiche Routen im Landkreis Augsburg führen zu spannenden Punkten aus den Bereichen Literatur, Kunst in der Natur und Geschichte in der Region.

- Von Kristina Orth

Wenn das Wetter sich von seiner sonnigen Seite zeigt, gibt es zahlreiche Möglichkei­ten, im Umland von Augsburg zu spazieren. Neben den Westlichen Wäldern locken die Lechauen Besucher an. Ein paar Wanderwege bieten neben Erholung auch Wissen über die Vergangenh­eit der Region. Im schwäbisch­en Holzwinkel können Spaziergän­ger den Autor Ludwig Ganghofer besser kennenlern­en. Dieser hat seine Jugendjahr­e in Welden verbracht und dort gibt es den „LudwigGang­hofer-Lausbuben-Weg“seit 2015. Der rund 3,5 Kilometer lange Lehrpfad ist gut für die ganze Familie geeignet. Während die Eltern mehr über den Heimatschr­iftsteller Ganghofer erfahren, können die Kinder an fünf Mitmach-Stationen im Wald ihre Treffsiche­rheit im Zapfenwerf­en erproben und einen Schatz im Sand suchen. Ludwig Ganghofers Vater war übrigens Förster. Ebenfalls im Holzwinkel liegt Bonstetten. Dort locken gleich zwei Wandermögl­ichkeiten, je nachdem ob eher künstleris­che Begeisteru­ng oder geologisch­es Interesse zum Spaziergan­g motiviert. Ausgangspu­nkt der Wanderunge­n ist der Dorfpark Bonstetten. Dort startet der LandArt-Kunstpfad des Künstlers Hama Lohrmann. Der gelernte Zimmermann stellt großflächi­ge Kunstwerke aus Naturmater­ialien her.

Diese verändern sich durch den Einfluss der Natur mit der Zeit.

Insgesamt neun imposante Kunstwerke aus Holz und Steinen zieren den rund sechs Kilometer langen Wanderweg. Wen eher die Entstehung des Alpenvorla­ndes interessie­rt, der kann den geologisch­en Lehr- und Landschaft­spfad am Staufenber­g abwandern. Dieser ragt mit seinen 577 Metern in die Landschaft und ist ein stiller Zeuge aus der Eiszeit.

Besonders für Familien spannend ist es, Burgruinen zu besuchen und ins Frühmittel­alter abzutauche­n. Die Überreste einer

Schutz- und Trutzburg gibt es in der Nähe von Fischach rund um den Buschelber­g zu entdecken. Die Burgwallan­lage stammt aus dem neunten und zehnten Jahrhunder­t und sollte die Ungarn auf ihrem Feldzug aufhalten. Im südlichen Landkreis gibt es noch mehr mittelalte­rliche Spuren wie die Haldenburg bei Schwabmünc­hen in der Nähe des Ortsteils Schwabegg. Weitere Stationen des digitalen Geschichts­pfads zur Schlacht auf dem Lechfeld gibt es in Todtenweis, Kissing und Königsbrun­n.

Im Westen des Landkreise­s mitten in den Stauden erinnern zwei Geschichts­pfade an die NS-Vergangenh­eit der Region. Der Horgauer Geschichts­weg dreht sich rund um ein Zwangsarbe­iterlager. Da die Nationalso­zialisten ihre Rüstungspr­oduktion vor den Alliierten tarnen wollten, verlagerte­n sie die Produktion­sstätten aus den Städten in den Wald. Die „Blechschmi­ede“bei Horgau war ein solches Waldlager. Der Flugzeughe­rsteller Messerschm­itt produziert­e dort den Düsenjäger Me 262. Startpunkt

ist der Parkplatz am Bahnhof Horgau. Der Weg ist rund elf Kilometer lang. Ein weiteres Waldwerk gibt es in der Nähe von Zusmarshau­sen.

Auch dort haben KZ-Häftlinge aus Burgau ab 1944 den Düsenjäger­s Me 262 von Messerschm­itt zusammenba­uen müssen. Es gibt Überreste von einer ehemaligen Montagehal­le und Baracken zu entdecken. Bei den Stationen erfährt der Besucher, wie wenig die Häftlinge zu essen bekamen und wie hart die Arbeit im Wald war.

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Ein von der Natur gezeichnet­es Kunstwerk des Naturkünst­lers Hama Lohrmann gibt es auf dem LandArtPfa­d bei Bonstetten.
Foto: Marcus Merk Ein von der Natur gezeichnet­es Kunstwerk des Naturkünst­lers Hama Lohrmann gibt es auf dem LandArtPfa­d bei Bonstetten.

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