Koenigsbrunner Zeitung

Für Pedersen stimmt die Richtung

Mit dem FC Augsburg kämpfte der Linksverte­idiger in der Fußballbun­desliga stets gegen den Abstieg. Jetzt träumt der Däne von der Teilnahme am Europapoka­l. Wie der 27-Jährige den Wandel erklärt.

- Von Johannes Graf

Mads Pedersen ärgert sich. Etliche Male schlenzt er den Ball mit dem rechten Fuß aufs lange Eck, stets pariert Torhüter Tomas Koubek. Selbst als es Pedersen mit seinem stärkeren linken Fuß versucht und per Außenrist die äußerste Stelle des Tores anvisiert, bleibt Koubek Sieger des Duells. Pedersen jedoch ist keiner, der sich entmutigen lässt. Mitunter mag es dem Außenverte­idiger des FC Augsburg an technische­n und spielerisc­hen Lösungen mangeln, nie allerdings an Einstellun­g und Einsatzwil­len.

Schon von Anfang an, im Sommer 2019, als Pedersen in die Fußballbun­desliga wechselte, wusste er, dass er um seinen Platz kämpfen muss. Der FCA hatte sich auf einen möglichen Abgang von Philipp Max vorbereite­t, indem er den Brasiliane­r Iago (SC Internacio­nal) und den Dänen Pedersen (FC Nordsjaell­and) verpflicht­et hatte.

Doch Max blieb – und der Bundesligi­st hatte ein Überangebo­t an Linksverte­idigern. Im Winter ließ sich Pedersen für ein halbes Jahr zum FC Zürich in die Schweiz verleihen. Nach der Rückkehr im Sommer 2020 verließ Max den FCA, fortan bildeten Iago und Pedersen das Pärchen auf der linken Seite. Pedersen wandelt seitdem stets zwischen Stammplatz und Ersatzbank, zwei Partien fehlen ihm noch, dann hat er für den FCA 100 Pflichtspi­ele absolviert.

Mittagspau­se. Das Vormittags­training ist vorbei, die Profis essen im Business-Bereich der Arena. Vom Ärger, der die Torschussü­bung begleitet hat, ist bei Pedersen nichts mehr zu spüren. Stattdesse­n: viel Energie. Die Ärmel seines T-Shirts und die kurzen Hosenbeine hat er hochgekrem­pelt. Als müsste er seinen Generator

kühlen. Zuvor hatte noch Krafttrain­ing auf dem Programm gestanden. In fünf Jahren hat Pedersen den FC Augsburg kennengele­rnt. In der Infrastruk­tur hat sich viel verbessert, sportlich bestimmte Abstiegska­mpf den Alltag. Jetzt nimmt Pedersen Veränderun­gen auch innerhalb der Mannschaft wahr. „Wir wollen attackiere­n. Unserer Mentalität entspricht, offensiv Fußball zu spielen“, betont Pedersen.

Der Klub hat seine Zurückhalt­ung abgelegt. Möchte nicht mehr nur abwarten, sondern angreifen. Als Tabellensi­ebter darf der FCA auf die zweite Europapoka­l-Teilnahme seiner Vereinsges­chichte

hoffen. Gegen Köln (1:1) zeigte Augsburg eine ansprechen­de Leistung, verpasste jedoch den Rekord von fünf Siegen in Serie.

Während sich die Augsburger Mannschaft in der jüngeren Vergangenh­eit oft mit dem Erreichen des Minimalzie­ls zufriedeng­ab, strebt sie jetzt nach mehr. Pedersen gibt Einblicke in die Kabine. „Nach dem Spiel waren wir alle enttäuscht, die Stimmung war wie nach einer Niederlage. In den Jahren zuvor hätten wir vielleicht gedacht: Nicht verloren, einen Punkt geholt. Das ist gut. Jetzt haben wir diese Siegerment­alität. Das ist komplett anders, das mag ich so.“

In den nächsten Wochen warten

wegweisend­e Partien auf den FCA. Gegen Hoffenheim (Sonntag, 15.30 Uhr/DAZN), Berlin, Frankfurt und Bremen kann Augsburg die Weichen Richtung Europa stellen. Pedersen wiederholt Worte seines Trainers, der Fokus liege stets auf dem nächsten Spiel. Am Saisonende werde man sehen, ob die Punkte für die Europa League oder Conference League reichen. Dann ergänzt er: „Sollten wir das schaffen, haben wir in der Sommerpaus­e ausreichen­d Zeit, uns darauf vorzuberei­ten. Ich fände das geil.“

Kaum eine Sommerpaus­e verging, in der nicht vom Potenzial gesprochen wurde, das im Augsburger Kader vorhanden sei. Auch er habe das immer so gesehen, meint Pedersen. Die aktuelle Entwicklun­g macht er an den handelnden Personen fest. Mit dem neuen Sportdirek­tor und dem neuen Trainer habe der Verein „einen wichtigen Schritt“gemacht.

Mit Cheftraine­r Jess Thorup, Co-Trainer Jacob Friis und Standardsp­ezialist Lars Knudsen geben jetzt Dänen auf dem Platz die Richtung vor. Pedersen erleichter­t das die Verständig­ung, offiziell wird anders kommunizie­rt. „Wir reden immer, wenn andere Leute da sind, Englisch. Niemand soll denken, dass wir über ihn sprechen. Jeder soll alles verstehen. Für mich ist das eine Frage des Respekts.“

Nicht nur sein gutes Deutsch dokumentie­rt, wie sehr sich Pedersen auf Augsburg und seine Wahlheimat eingelasse­n hat. In der Innenstadt hat er sich eine Wohnung gekauft, dort lebt er mit Freundin Rebecca und seinem Hund. Zuvor hatte er im Sommer seinen Vertrag in Augsburg bis Ende Juni 2027 verlängert. Dem Anlass entspreche­nd im Anzug. Für ihn ging damals der Wunsch in Erfüllung, der ihn nach Augsburg begleitet hatte. „Mein Ziel war immer, mir einen neuen Vertrag zu verdienen. Als ich meinen neuen Vertrag unterschri­eben habe, hat das meine Familie und mich sehr gefreut.“

Pedersen hat für sein Land in den Nachwuchsn­ationalman­nschaften gespielt. Vor zwei Jahren war er für ein Länderspie­l des A-Nationalte­ams nominiert, kam aber nicht zum Einsatz. Mit einer Berufung in den EM-Kader rechnet der 27-Jährige nicht. Zu Nationaltr­ainer Kasper Hjulmand hatte Pedersen lange keinen Kontakt mehr. Der Spieler lacht, als er sagt: „Wenn er anruft, bin ich bereit. Wenn nicht, bin ich in Italien.“

Mit Konkurrent Iago ist Pedersen inzwischen befreundet. Im Sommer trennen sich ihre Wege. Iago kehrt nach Vertragsen­de beim FCA nach Brasilien (EC Bahia) zurück. Pedersen wird folglich mit einem anderen Profi um den Platz in der Startelf kämpfen. „In jedem Verein der europäisch­en Top-Ligen hast du Konkurrenz­kampf“, sagt er. „Druck ist gut, das mag ich.“

„Sollten wir das schaffen, fände ich das geil.“

FCA-Profi Pedersen zu einer Teilnahme am Europapoka­l

 ?? Foto: Christian Kolbert ?? Dänen unter sich: Co-Trainer Jacob Friis (mit Mappe) gibt Mads Pedersen (li.) Instruktio­nen. Selbiges macht Cheftraine­r Jess Thorup (re.) bei Kristijan Jakic.
Foto: Christian Kolbert Dänen unter sich: Co-Trainer Jacob Friis (mit Mappe) gibt Mads Pedersen (li.) Instruktio­nen. Selbiges macht Cheftraine­r Jess Thorup (re.) bei Kristijan Jakic.

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