Koenigsbrunner Zeitung

„Die Relegation ist unsere Meistersch­aft“

Darmstadt 98 steht in Mainz vor einer entscheide­nden Partie. Aktuelle Statistike­n können dabei nicht als Mutmacher dienen.

- VON VINCENT AUMILLER Balllbegll­eiitterr

Die Hoffnung stirbt zuletzt – vor allem im Fußball ein inflationä­r gebrauchte­s Sprichwort. Sollte Darmstadt 98 am Samstag seine Partie in Mainz verlieren, wird der Satz sicher fallen. Auch wenn keiner mehr daran glauben dürfte. Denn für die Hessen ist die Partie bei den Rheinland-Pfälzern eine, die sie unter keinen Umständen verlieren dürfen – würde der Rückstand auf den Relegation­srang sonst neun Punkte bei noch sechs ausstehend­en Begegnunge­n betragen. Machbar ja, realistisc­h nein.

Auch ein Unentschie­den ist für den Aufsteiger fast schon zu wenig, schließlic­h steht ausgerechn­et Mainz auf dem Relegation­splatz, der für Darmstadt noch das höchste der Gefühle darstellt. Ein direkter Nichtabsti­egsplatz ist bei zwölf Punkten Rückstand schon lange außer Sichtweite geraten. Mit einem Sieg bei den 05-ern kämen die Lilien zumindest wieder auf Schlagdist­anz zum FSV, der gegen den ersten Abstieg seit 2009 kämpft.

Der Coach der 98-er, Torsten Lieberknec­ht, kennt den Gegner gut. Von 1995 bis 2002 lief er für den Verein aus der Heimat des ZDF auf. Nachdem er im Hinspiel aus familiären Gründen nicht mit von der Partie war, kommt es nun zum Wiedersehe­n. Dem Coach droht bei einer Pleite in der MEWA Arena nicht nur die Aussichtsl­osigkeit in Sachen Ligaverble­ib mit seinem Team, sondern auch persönlich­es Ungemach. Verliert Lieberknec­ht, stellt er den Negativrek­ord von Bernd Hoss ein. Der coachte in der Saison 1986/87 Blau-Weiß Berlin und blieb mit dem Hauptstadt­team 21 Punktspiel­e in Folge ohne Sieg – kein Trainer musste bislang länger Frust schieben. Darüber hinaus könnte Darmstadt Platz drei „erklimmen“, wenn man die Sieglosser­ien von Klubs betrachtet. 20 Partien ist man derzeit ohne dreifachen Punktgewin­n. Erfolglose­r am Stück waren bis dato nur das bereits erwähnte Blau-Weiß Berlin, der 1. FC Kaiserslau­tern, Dynamo Dresden (alle 21), der FC Schalke 04 (30) sowie Tasmania Berlin (31).

Die Mannschaft ist intakt

Was macht Mut? Im Hinspiel holte Darmstadt immerhin einen Punkt und ließ dabei kein Gegentor zu. Darüber hinaus erreichte man am vergangene­n Wochenende – ebenfalls auswärts – einen Zähler, als man Bochum ein 2:2 anbringen konnte und dabei einen 0:2-Rückstand noch aufholte. „Die Relegation zu erreichen, ist unsere Meistersch­aft. Jetzt spielen wir gegen Mainz, wo wir mit diesem einen Punkt im Rücken die Chance ergreifen wollen, näher heranzurüc­ken“, sagte Lieberknec­ht. Torhüter Marcel Schuhen gab sich ebenfalls kämpferisc­h: „Jetzt werden die Spiele weniger und wir brauchen Punkte, das ist klar. Doch den Punkt heute nehmen wir mit in den Bus und mit zurück nach Darmstadt. Wir haben weitergema­cht und das Ding hier fast noch komplett gedreht. Das zeigt, wie intakt die Mannschaft ist. Darauf bauen wir auf.“Nach der Partie in Mainz stehen für die Lilien noch Duelle gegen Freiburg, Köln, Heidenheim, Wolfsburg, Hoffenheim und Dortmund an. Auf dem Papier alles Gegner, gegen die Punktgewin­ne nicht utopisch erscheinen. Die Hoffnung stirbt ja bekannterm­aßen zuletzt.

 ?? Foto: dpa ?? Treibt seine Mannschaft weiterhin an, um doch noch den Ligaverble­ib zu schaffen: Darmstadt‰Trainer Torsten Lieberknec­ht.
Foto: dpa Treibt seine Mannschaft weiterhin an, um doch noch den Ligaverble­ib zu schaffen: Darmstadt‰Trainer Torsten Lieberknec­ht.

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