Wie Tischtennis im Hochfeldpark verbindet
Der Verein „TT Arena Augsburg“bietet den Sport im Hochfeld für alle an. Für die Spielerinnen und Spieler sind die Treffen wie ein zweites Zuhause an der frischen Luft.
Für viele sind die Tischtennisplatten im Hochfeldpark zu ihrem zweiten Zuhause geworden. Fast täglich trifft sich hier der Verein „Tischtennis Arena Augsburg“, abgekürzt auch „TTAA“genannt, neben dem Jugendzentrum „dreizehn“. Wenn es im Sommer richtig warm wird, kommen bis zu 80 Menschen im Park zusammen und spielen bis in die späten Abendstunden. Die Verantwortlichen des Vereins kritisieren, dass es bisher kaum solche niederschwelligen Angebote in Augsburg gibt. Mit „TTAA“wollen sie das nun ändern.
„Wir treffen uns hier schon seit drei oder vier Jahren. Angefangen hat alles während der LockdownZeit“, sagt Vereinsleiter Bayram Er. Damals sei es noch wichtiger gewesen, einen Ort zu haben, an dem soziale Kontakte stattfinden. Gegründet wurde der Verein offiziell Anfang 2024. Der Name leitet sich von einer Einbuchtung in der Nähe der Platten ab, die wie eine Arena aussieht. Das Besondere: „Jeder ist willkommen. Es gibt keine Anmeldung oder feste Spielzeiten. Man kann einfach vorbeischauen und mitmachen“, sagt Bayram Er. „Hier spielen neben Deutschen auch Menschen aus Vietnam, der Türkei, Georgien, Usbekistan und Rumänien“, sagt der gebürtige Hochfelder. „Unser jüngster Spieler ist neun, der älteste 77 Jahre alt.“
„Hier werden europäische Werte repräsentiert“, so Bayram Er. Alle gesellschaftlichen Schichten unabhängig von Alter, Herkunft oder Geschlecht kämen hier zusammen, um Tischtennis zu spielen. Früher habe es gar keine Angebote für Jugendliche im Hochfeld gegeben, das habe sich nun geändert. Auffällig ist, dass es kaum zu Konflikten komme. Mit einem Schmunzeln sagt Bayram Er, dass das angesichts der wenigen Frauen an den Platten überraschend sei. Tatsächlich sind von den etwa 20 Tischtennisspielern nur zwei oder drei Frauen.
Die Menschen an den Platten sind trotzdem ganz verschieden. „Wenn man so wie ich Adrenalin mag, ist man hier richtig“, sagt Grant Metreveli. Nach der Arbeit sei Tischtennis im Park der perfekte Ausgleich. „Wenn ich hier ein paar Matches gespielt habe, gehe ich glücklich nach Hause“, sagt der Augsburger. Ihm gefalle, wie freundlich alle hier seien. An den
Wochenenden im Sommer könnte man um 11 Uhr oder um 21 Uhr kommen, immer sei jemand an den Platten. Daniel Bortz, vor wenigen Jahren noch international tätiger DJ, kommt eher, um „daheim nicht
zu versumpfen.“Seit der CoronaPandemie lege der DJ kaum noch in Musikclubs auf. „Hier an der Platte muss ich mich nicht mit meinen persönlichen Problemen beschäftigen“, so Bortz.
Sebastian Panizza ist sportlicher Vorstand des Vereins und spielt schon seit 30 Jahren Tischtennis. Er hat keine Angst davor, dass der Verein irgendwann in der Versenkung verschwinden könnte: „Wir sind auf Telegram und WhatsApp sehr gut vernetzt und gewinnen so jede zweite Woche neue Mitglieder.“Dagegen würden andere Tischtennisvereine, die online kaum präsent sind und bei denen eine Anmeldung Pflicht ist, Mitglieder verlieren.
Trotz des ganzen positiven Feedbacks laufe noch nicht alles rund, gibt Vereinsleiter Bayram Er zu. Am Rande der Tischtennisplatten sitzen ein paar Jugendliche herum, hören dabei laute Musik und spielen kein Tischtennis. Auch das gehöre laut Bayram aber zur Parkkultur, die sich im Hochfeld gebildet hat. „Die Jungs würden am liebsten Fußball spielen“, sagt Panizza.
Die Stadt hat auf der angrenzenden Wiese extra dafür einen kleinen Bereich durch Holzhackschnitzel gekennzeichnet. Bayram Er kritisiert: „Wie man darauf Fußball spielen kann, ohne dass man ausrutscht oder die Holzschnitzel auf der ganzen Wiese verteilt, ist mir ein Rätsel.“
Verständnis für die Entscheidungen der Stadt hat Bayram Er wenig. Dabei würde er sich wünschen, dass es mehr solcher Angebote in Augsburg gibt. In Städten wie München oder Köln gäbe es viel mehr „Street-Culture“. Jugendliche sind seiner Meinung nach zu selten im Park, dabei werden soziale Kontakte immer wichtiger. Dass junge Menschen sich trotzdem für „TTAA“begeistern können, zeigt der neunjährige Noah Toksoy: „Ich gehe dreimal in der Woche in einen normalen Tischtennisverein, hier macht es mir aber am meisten Spaß.“Der Junge spiele so gut, dass viele Erwachsene gegen ihn verlieren würden, so Panizza.
Zukünftig möchte der Verein mehr in die Offensive gehen. Panizza dazu: „Wir wollen ab September eine eigene Mannschaft aufbauen und ins Rennen schicken.“Für diejenigen, die lieber beim Fußball bleiben, sollen eigene Tore aufgestellt werden. Vielleicht wird es bald eine Fußballmannschaft geben – bis es so weit ist, bleiben sie aber bei ihren Platten im Hochfeldpark. Davon dürften es gerne auch ein oder zwei neue sein – wünscht sich zumindest der Verein.