Koenigsbrunner Zeitung

Club in legendären Räumen: So kommt das „100 Hz“an

Wo lange das Strip-Lokal „Apollo“zu Hause war, hat seit gut einem halben Jahr der Club „100 Hz“geöffnet. Was macht ihn in Augsburgs Szene besonders? Ein Besuch.

- Von Sarah Hupka

Seit gut einem halben Jahr gibt es eine neue Anlaufstel­le im Augsburger Nachtleben – und das an einem Ort, der vielen gut bekannt ist. Im ehemaligen Strip-Lokal Apollo in der Fuggerstra­ße ist seit September 2023 der Nachtclub 100 Hz untergebra­cht. Dutzende, auch namhafte Künstlerin­nen und Künstler waren seitdem dort zu Gast, die Bandbreite reicht von melodische­m Elektro über harten Techno bis hin zu Hiphop. Wie kommt all das bislang an?

Rosa Schiering, 19 Jahre alt, hat ihren Geburtstag im 100 Hz gefeiert. Sie ist begeistert: Die Stimmung sei grandios gewesen, sie habe sich sehr wohl gefühlt. „Die Leute waren top, die Musik war richtig gut“, sagt sie. Auch Till Speckels ist zum Fan geworden. Er sagt, gerade die Technoeven­ts gefielen ihm. „Der Sound ist super und ich mag die Einrichtun­g des Clubs“, so der 31-Jährige. Sie, die Einrichtun­g, soll nach Wunsch der beiden Geschäftsf­ührer und Brüder Roman und Andreas Buchheim ein urbanes, progressiv­es, industriel­l angehaucht­es Flair transporti­eren – erkennbar etwa an viel Stahl. Inspiriere­n ließen sie sich dabei auch durch die Szenen anderer Städte, wie etwa Berlin. Besonderhe­it des Clubs sind Licht- und Tontechnik, beides wurde speziell aufeinande­r abgestimmt.

Rund 200 Menschen passen in den Nachtclub. Mit wenigen Ausnahmen – etwa, wenn Subgenres im Technobere­ich auf dem Programm stehen – ist der Zulauf groß, wie die Geschäftsf­ührer betonen. Gerade „klassische“Technound Hip-Hop-Events seien gut besucht. Barchefin Lucia Zink ist

mit den ersten Monaten zufrieden, wie sie sagt. Das Team sei seit der Eröffnung zusammenge­wachsen und „inzwischen in einer Spur“. Auch wenn alle im Team Erfahrung im Nachtleben hatten, blieben klassische Startschwi­erigkeiten zu Beginn nicht ganz aus – etwa bei Organisati­on oder Buchung

von Veranstalt­ungen. „Wir haben viel gelernt und natürlich auch Fehler gemacht“, sagt Roman Buchheim. „Aber inzwischen ist Routine da.“

Man wolle für das Publikum eine „Homebase“werden, erklärt Barchefin Zink, also „allen einen Platz geben, wo jeder so sein darf,

wie er will.“Auch deshalb richte man einen sogenannte­n „Safe Space“ein, einen geschützte­n Bereich für Menschen, die mit Diskrimini­erung zu kämpfen haben. Elektronis­che Musik stehe für Individual­ität und Freude, dafür wolle man Anlaufstel­le werden.

Auch darüber hinaus hat das „100 Hz“-Team Pläne – etwa zum Viertelfes­t im Theaterqua­rtier Ende Mai.

Der Nachtclub liegt zwar nicht im eigentlich­en Festivalbe­reich, trotzdem wollen die Verantwort­lichen dort zumindest mit einem Stand präsent sein. „Vielleicht ist da auch noch mehr drin“, sagt Zink. „Wir möchten das Viertel gerne mitgestalt­en.“Wie Roman Buchheim betont, liege ihm und dem Team auch der innerszeni­sche Austausch am Herzen. Bei Themen wie Drugchecki­ng oder Awareness gebe es noch Nachholbed­arf, er könne sich auch offene Diskussion­sveranstal­tungen vorstellen.

Lange hatte das 100 Hz nur freitags und samstags geöffnet, inzwischen ist es mittwochs auch Schauplatz der beliebten Studentenp­arty „123“. Idee der Verantwort­lichen ist, auch weitere Tage zu füllen – mit alternativ­en Konzepten, zum Beispiel Kunstforme­n, die über elektronis­che Tanzmusik hinausgehe­n.

Möglicherw­eise werde die Sommerpaus­e genutzt und der Raum geöffnet für verschiede­ne Künste, etwa einen Poetry Slam. Ziel könne eine kleine, experiment­elle Bühne sein, so die Verantwort­lichen. „Wenn man so nah am Theater ist, hat man ja schon fast die Verpflicht­ung, mehr als nur Musik zu präsentier­en und Kultur und Subkultur an die Leute zurückzuge­ben“, sagt Roman Buchheim dazu weiter.

 ?? Foto: Annette Zoepf ?? Barchefin Lucia Zink und Geschäftsf­ührer Roman Buchheim sind zwei der Menschen hinter dem Nachtclub 100 Hz. Seit September empfängt er Nachtschwä­rmer in der Fuggerstra­ße.
Foto: Annette Zoepf Barchefin Lucia Zink und Geschäftsf­ührer Roman Buchheim sind zwei der Menschen hinter dem Nachtclub 100 Hz. Seit September empfängt er Nachtschwä­rmer in der Fuggerstra­ße.

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