Arbeiten an illegaler Mülldeponie gestoppt
Längst sollte das Areal in Haunstetten geräumt sein. Doch weiterhin lagern dort Tausende Tonnen Abfall – und das bleibt auch länger so.
Es ist wieder Ruhe eingekehrt in der Postillionstraße. Dort, wo sich Anfang vergangenen Jahres noch Dutzende schwer beladene Lkw entlangwälzten, sind heute einzelne Fahrradfahrer und Fußgänger unterwegs. Die Arbeiten auf der illegalen Mülldeponie, direkt an der Tramhaltestelle Haunstetten Südwest, pausieren. Nach wie vor türmen sich dort zahlreiche Haufen aus Schutt, dabei sollte der Abstransport ursprünglich bis April 2023 abgeschlossen sein. Schon im vergangenen Jahr zeichneten sich Verzögerungen ab – nun ist klar: Die Tonnen aus Abfall werden dort wohl noch deutlich länger lagern.
Auf der Anlage lagerten Schätzungen zufolge zwischen 18.000 und 22.500 Tonnen Abfall – vor allem mineralische Abfälle wie Ziegel, Beton und Betonbruch, aber auch Metalle, Dachpappen, Holz, Heraklith, Altreifen, Asphalt, Folien und Teppiche. Wie das Umweltamt auf Anfrage mitteilt, wurden bisher 11.240 Tonnen „an insbesondere mineralischen, gemäß Abfallrecht nicht gefährlichen Abfällen“entsorgt. Sie landeten in Spezialdeponien in ganz Deutschland. Dafür, so das Umweltamt, hätten die Grundstückseigentümer, die für die Entsorgung verantwortlich sind, bisher einen „hohen sechsstelligen Betrag“aufgewendet.
Gerade dieser finanzielle Aufwand spielt nun offenbar eine wichtige Rolle bei den Verzögerungen. Aufgrund der Höhe des bisher aufgewendeten Betrags, teilt das Umweltamt mit, habe man den Eigentümern Gelegenheit gegeben, „alternative Lösungen für die weitere Entsorgung der noch auf dem Grundstück verbliebenenen Haufwerke zu finden“. Dies betrifft offenbar insbesondere weitere mineralische Abfälle. Diese könnten, so das Umweltamt, nach Aufbereitung in Recyclinganlagen erneut als Baustoffe zum Einsatz kommen und so „in nicht unerheblichem Umfang Primärrohstoffe ersetzen“. Da der „größte Teil“der Abfälle mit den höchsten Schadstoffbelastungen
bereits entsorgt worden sei, sehe das Umweltamt derzeit „keine weitergehende Gefährdung der Umwelt“. Deshalb habe man den Grundstückseigentümern einen „großzügigen Zeitrahmen für die Suche nach alternativen Lösungen eingeräumt“.
Doch diese Suche lief offenbar erfolglos. „Bisher konnte leider keine für beide Seiten zufriedenstellende Lösung vorgelegt werden“, heißt es aus dem Umweltamt. Dadurch müssten „nun erneut entsprechende verwaltungsrechtliche Maßnahmen eingeleitet werden“. Komme es dabei zu einer rechtlichen Auseinandersetzung,
sei „kaum mit einer Wiederaufnahme der weiteren Entsorgungsmaßnahmen bis Ende 2024 zu rechnen“. Auf die Planungen zum Entwicklungsgebiet „Haunstetten-Südwest“, wo sich die Anlage befindet und langfristig Wohnraum für 15.000 Menschen entstehen soll, hätten die Vorgänge „bislang keinerlei Auswirkungen“.
Nach Bekanntwerden der Dimension der Anlage waren schnell Befürchtungen aufgekommen, der gelagerte Müll könne sich auf Untergrund und Grundwasser ausgewirkt haben. Nach Auskunft des Umweltamts haben die Grundstückseigentümer inzwischen
Grundwassergutachten in Auftrag gegeben. Dabei habe man „keine grenzwertüberschreitenden Schadstoffkonzentrationen festgestellt“. Ob darüber hinaus Schadstoffe in den Untergrund gelangt sind, sollen laut Umweltamt Bodenuntersuchungen zeigen – allerdings erst nach „vollständigem Abstransport der Haufwerke“.
Auf der umzäunten Anlage, etwa drei Fußballfelder groß, lief von 1999 bis 2003 eine genehmigte Anlage zur Behandlung von Abbruchabfällen. Als deren Betreiber insolvent ging, entsorgte er den Baustellenmüll nicht, sondern ließ ihn schlicht liegen. Er ist nach Angaben
der Stadt nicht mehr „greifbar“: Das Insolvenzverfahren wurde 2008 aufgehoben und die Gesellschaft – vormals die Betreiberfirma – 2009 wegen Vermögenslosigkeit aufgelöst. Dadurch ist der Grundstückseigentümer für die Abfälle verantwortlich, er muss auch für ihre Entsorgung aufkommen. Die Stadt wusste seit 2003 von der Anlage. Dass es mit dem Start des Abtransports so lange gedauert hat, hängt ihren Angaben zufolge auch mit „juristisch geprägten Verzögerungen“zusammen, zu denen es wegen der Lage im Entwicklungsgebiet „Haunstetten-Südwest“gekommen sei.