Koenigsbrunner Zeitung

Spectrum macht Platz für neue Wohnungen

Der traditions­reiche Augsburger Club ist eine Institutio­n der Musikszene, dennoch denken die Macher ans Aufhören. Für Kriegshabe­r ergeben sich neue Perspektiv­en.

- Von Michael Hörmann Kommentar

Der Spectrum-Club ist eine Institutio­n der lokalen Musikszene. Regelmäßig finden Konzerte im Gebäude an der Ecke Ulmer Straße, Neusässer Straße im Augsburger Stadtteil Kriegshabe­r statt. Michael Klein und Ufuk Aykut betreiben den Club, doch nun denken die Geschäftsf­ührer ans Aufhören. Ein paar Jahre lang möchten sie das Spectrum noch am Laufen halten. In zehn Jahren könnte dann Schluss sein. Die Stadt deutet an, dass sich ohne das Spectrum neue Perspektiv­en für das Areal bieten könnten. Das ehemalige LindeAreal soll wiederbele­bt werden, sagt Wirtschaft­sreferent Wolfgang Hübschle.

Die Betreiber planen, den Betrieb des Spectrums mittelfris­tig zu beenden. „Wir werden in sieben bis zehn Jahren beide weit über 60 Jahre alt sein und haben keine Nachfolger im Familienkr­eis“, begründet Geschäftsf­ührer Michael Klein diesen Schritt. Der Großteil des Personals sei „ewig dabei“und werde dann zwischen 45 und 70 Jahre alt sein. „Auch unser Stammpubli­kum wird älter“, so Klein.

Zentraler Punkt sei außerdem, dass ein Großteil der Künstler, die im Spectrum auftreten, aus den 1960ern, 1970ern und 1980ern ist. „Auch diese Künstler werden rarer. Es wird immer schwierige­r, ein gutes Live-Programm zu machen, das sich auch rechnet“, sagt Klein weiter.

Zudem zeige sich ein Generation­enkonflikt: Schon jetzt ließen sich zu wenig neue, junge Mitarbeite­r finden. Das Ausgehverh­alten der nachfolgen­den Generation ändere sich gravierend, „sodass wir in der Zukunft keine 100.000 bis 200.000 Personen jährlich sehen, die das Nacht- und Konzertleb­en im Spectrum konstant genießen möchten“. Die Entscheidu­ng sei damit getroffen. „Wir werden zusammen mit unserem Publikum und unserem Personal in Rente gehen und das Thema Spectrum beenden.“Diese werde nicht vor den Jahren 2031 und 2032 sein, so Klein. Die Entwicklun­g hängt nach seinen Worten auch vom Baufortsch­ritt der Nachbarbeb­auung ab – dies könne noch zehn Jahre dauern. Klein: „Das Spectrum-Gelände wird von uns und unserem Partner mit Wohnbau entwickelt.“

Das ehemalige Linde-Areal, das seit Jahren brach liegt, erhält laut Wirtschaft­sreferent Hübschle „eine vielverspr­echende Perspektiv­e für eine Weiterentw­icklung“. Nach fast 30 Jahren Stillstand gebe es die Option, das Areal wiederzube­leben und zu einer Bereicheru­ng für Kriegshabe­r zu machen. Gernot Braun, Geschäftsf­ührer der Firma Jack.immobilien, hat laut Hübschle die Spectrum-Betreiber für die Idee gewinnen können. Das ehemalige Linde-Areal gehört der Stadt Augsburg.

In den vergangene­n beiden Jahren hätten etliche Gespräche zwischen Stadt und Entwickler stattgefun­den. „Nun ist es gelungen, einen Interessen­ten zu gewinnen, der auch die perspektiv­ische Gesamtentw­icklung des Gebietes angehen kann.“Man habe die Chance, „aus einer unschönen Industrieb­rache ein städtebaul­ich attraktive­s Ensemble zu entwickeln, das zugleich ein markantes Eingangsto­r an einem wichtigen Verkehrskn­otenpunkt in die Stadt bilden kann“. Diese Entwicklun­g könne Impulse für das Stadtteilz­entrum in Kriegshabe­r setzen.

Der Augsburger Stadtrat hat einer Überplanun­g und Entwicklun­g der beiden Areale zugestimmt, heißt es. Seit dem Wegzug der Firma Mapag (ehemals Linde AG) im Jahr 1996 aus Kriegshabe­r nach Horgau liegt das ehemalige Linde-Areal neben dem Spectrum Club an der Kreuzung Ulmer Straße/Neusässer Straße still. In den vergangene­n Jahren gab es verschiede­ne Ideen für die Entwicklun­g der rund 4000 Quadratmet­er großen Fläche. Zuletzt scheiterte­n

Planungen der Wohnbaugru­ppe Augsburg (WBG) 2019 aufgrund der Belange von Nachbarn, erläutert Hübschle. Diese ergaben sich vorrangig von Besuchern und Biergarten­betrieb des Spectrums. Der Lärm habe mit der geplanten Wohnbebauu­ng nicht in Einklang gebracht werden können.

Entwickler Braun sagt jetzt: „Die gemeinsame Entwicklun­g von Linde-Areal und SpectrumGe­lände zum urbanen Quartier ist für uns aufgrund der exponierte­n Lage am Eingang zu Kriegshabe­r eine spannende und bedeutsame Aufgabe.“Im ersten Schritt werden die Grundlagen für eine Bebauung ermittelt. Voraussich­tlich 2025 sollen Planer beauftragt werden. In Abstimmung mit der Stadt soll ein Entwurf für eine gemischte Bebauung entwickelt und das Gelände schrittwei­se von Osten nach Westen bebaut werden. Der Bereich des Spectrums wird dabei frühestens im Jahr 2031 betroffen sein.

Eine direkte Wegeverbin­dung von der Ulmer Straße zum Friedhof (der sogenannte Herrgottsw­eg) und eine barrierefr­eie Erschließu­ng der Synagoge seien dabei zentrale Maßnahmen, so die Stadt. Die Stadtverwa­ltung werde eng mit den Partnern zusammenar­beiten, um sicherzust­ellen, dass die Entwicklun­g des Areals im Einklang mit allen Interessen und den strategisc­hen Grundlagen für die Gesamtentw­icklung erfolgt. Jack.immobilien ist ein in Augsburg ansässiger mittelstän­discher Projektent­wickler und Bauträger in Familienha­nd. In Kriegshabe­r wurde die ehemalige Landwirtsc­haftliche Sozialvers­icherung zu kleinen Apartments umgebaut.

Lärm konnte mit geplanter Bebauung nicht in Einklang gebracht werden.

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Foto: Annette Zoepf Das Spectrum bleibt noch einige Jahre als Club bestehen. Dann aber wird es abgerissen, stattdesse­n ist dort Wohnbebauu­ng vorgesehen.

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