Koenigsbrunner Zeitung

Das Wunderkind ist angekommen

Porträt Mit 15 galt Martin Ödegaard als das größte Verspreche­n des Weltfußbal­ls – und noch als Teenager als gescheiter­t. Mit 25 ist er Kapitän von Arsenal London und kann die Bayern ärgern.

- Florian Eisele

Eigentlich sind das ja fast zwei Karrieren, die dieser Martin Ödegaard hingelegt hat. Mit gerade mal 15 Jahren – einem Alter, in dem Schule und Mädchen für viele seiner Gleichaltr­igen zu den größten Themen gehören – war dieser Teenager aus der norwegisch­en Kleinstadt Drammen nichts anderes als das größte Verspreche­n des Weltfußbal­ls. Alles in ihm schien so außergewöh­nlich, dass eine Weltkarrie­re vorgezeich­net schien.

Vor zehn Jahren, im April 2014, gab er sein Debüt in Norwegens erster Liga für Strømsgods­et IF. Ödegaard, war der jüngste Debütant der Ligageschi­chte, wurde wenig später der jüngste Torschütze, darauf der jüngste A-Nationalsp­ieler

Norwegens. Jeder große Klub wollte Ödegaard haben, auch der FC Bayern hinterlegt­e damals sein Interesse. Am Ende bekam der vielleicht größte Klub der Welt den Zuschlag. Nach seinem 16. Geburtstag wechselte der Teenager zu den Königliche­n nach Madrid.

Schon damals wurden Zweifel laut, ob das nun eine sonderlich gute Idee war. Auch bei Real wurde der Mittelfeld­spieler zwar zum jüngsten Spieler, der jemals das Trikot getragen hatte. Die Zweifel, ob aus dem Supertalen­t aber auch ein Spitzenspi­eler werden würde, wuchsen in dieser Zeit an. Real verlieh das Talent aus Norwegen immer wieder an Klubs, unter anderem in die Niederland­e zum SC Heerenveen oder nach Vitesse Arnheim. Danach ging es innerhalb Spaniens nach San Sebastian. Die Leistungen waren gut – aber eben nicht so gut, wie man es erwartet von einem, der doch der nächste Superstar werden sollte. Die Fußballbra­nche ist nicht für ihre Geduld bekannt – und tatsächlic­h galt Ödegaard mit 19 Jahren als gescheiter­t.

Erst der Wechsel zu Arsenal London im Januar 2021 schien das zu ändern. Unter Trainer Mikel Arteta fasste der Norweger Vertrauen, wurde sogar Kapitän. In der vergangene­n Saison war er mit 15 Toren der gefährlich­ste Gunners, wäre mit dem Team beinahe Meister geworden. Eine Kostprobe davon könnte der FC Bayern bekommen, der an diesem Dienstagab­end (21 Uhr, Amazon Prime) in London antreten muss. Auch die Meistersch­aft ist für London drin, das in der Premier League auf Rang eins steht.

In London, so scheint es, beginnt nun die dritte Karriere des Martin Ödegaard, der über sich selbst sagt: „Ich spiele nun erwachsene­r.“Weise Worte eines 25-Jährigen.

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Foto: Jacques Feeney, Witters

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