Koenigsbrunner Zeitung

„Kinder stehen schon in der Grundschul­e unter großem Druck“

In Aystetten kommt zweimal in der Woche eine Sozialpäda­gogin an die Grundschul­e. Sie weiß, welche Probleme Schulkinde­r schon im jüngsten Alter belasten.

- Von Jonathan Lübbers

Bereits seit 2010 arbeitet Sabine Meir-Brenner als Jugendarbe­iterin an der Grundschul­e Aystetten, zehn Stunden ist sie jede Woche dort. Sie führt Gespräche mit Schülerinn­en und Schülern, Eltern sowie Lehrkräfte­n; knapp die Hälfte aller Kinder nimmt ihr Angebot in Anspruch. Dabei offenbaren sich viele unterschie­dliche Probleme. Im Aystetter Gemeindera­t stellt sie ihre Arbeit vor.

„Schule hat heutzutage einen enormen Einfluss auf das Leben der Kinder“, sagt Sabine MeirBrenne­r. Für einige könne die Schule zwar auch ein Ort der Sicherheit sein, für andere allerdings nicht. Daher betreibe die Jugendarbe­iterin eine „intensive Form der Zusammenar­beit“mit den Schülerinn­en und Schülern. Im Fokus steht dabei primär die Prävention. So sollen kleinere Angelegenh­eiten schnell angesproch­en werden, bevor daraus größere Probleme werden können.

Dafür bietet die Sozialpäda­gogin Sprechstun­den an. „Ich merke dabei immer wieder, dass es bedeutungs­voll ist, dass ich eine unabhängig­e Ansprechpe­rson bin. Ich komme nicht aus dem System Schule, sondern bin eine neutrale

Hilfe“, sagt sie. So hat die Pädagogin eine Schweigepf­licht, die nur dann außer Kraft tritt, wenn Gefahr besteht. „Andere Dinge aus den Beratungsg­esprächen darf ich nicht an Eltern oder Lehrer weitergebe­n. Das ist für viele Kinder sehr wichtig.“

In den Gesprächen geht es dann zunächst darum, herauszufi­nden, welche Probleme bestehen. „Das können kleinere Streitigke­iten mit Freunden, aber auch größere Probleme, unter anderem die Trennung der Eltern, sein.“Auch die Zeit kurz vor dem Übertritt auf die weiterführ­ende Schule sei für viele Schülerinn­en und Schüler eine Herausford­erung.

Aber auch weltweite Missstände können zu Ängsten und Problemen führen. „Viele Kinder nutzen verschiede­ne Medien und sind daher auch über aktuelle Nachrichte­n gut informiert. Ich habe in meinen Gesprächen gemerkt, dass Kriege oder Corona bewegende Themen an der Grundschul­e waren“, erklärt Meir-Brenner den Mitglieder­n des Aystetter Gemeindera­ts. So sei vielen Kindern während der Coronapand­emie beispielsw­eise erstmals klar geworden, dass geliebte Menschen sterben könnten.

Zu den Gesprächen mit der Pädagogin haben sich im vergangene­n Schuljahr 45 Kinder angemeldet. „Das ist fast die Hälfte der Aystetter Schüler“, sagt Meir-Brenner. Die meisten Kinder melden sich für diese Gespräche von sich aus bei ihr. „Nur ab und zu werde ich von Lehrerinne­n auf ein Kind hingewiese­n, das ich dann anspreche.“

Einige der Probleme werden in einem ersten Gespräch gelöst, andere Kinder müssen öfter kommen. Dazu wird unter Umständen dann auch ein Gespräch mit den Eltern vereinbart. Aber auch Schülerinn­en und Schüler ohne Probleme können sich melden. „Dazu bin ich in den Pausen da und spiele mit den Kindern“, sagt die Sozialarbe­iterin. In ihren Sitzungen betreut sie hauptsächl­ich Kinder aus der vierten Klasse, aber auch Erstklässl­er sind teilweise schon bei ihr zu Gast. „Kinder stehen schon in der Grundschul­e unter großem Druck“, sagt Meir-Brenner dazu.

Ursprüngli­ch wurde das Gehalt der Sozialpäda­gogin vom Landkreis Augsburg bezuschuss­t. Im September 2021 stellte der Landkreis diese Zuschüsse allerdings ein. „Wir haben uns als Gemeinde daraufhin dazu entschiede­n, die fehlenden Zuschüsse auszugleic­hen, weil uns die Arbeit von Frau Meir-Brenner einfach sehr wichtig ist“, erklärt Aystettens Bürgermeis­ter Peter Wendel (Freie Wähler).

 ?? Foto: Christian Charisius (Symbolbild) ?? Sozialpäda­gogin Sabine Meir-Brenner ist in der Aystetter Grundschul­e im Einsatz, um Kindern bei Problemen zu helfen.
Foto: Christian Charisius (Symbolbild) Sozialpäda­gogin Sabine Meir-Brenner ist in der Aystetter Grundschul­e im Einsatz, um Kindern bei Problemen zu helfen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany