„Kinder stehen schon in der Grundschule unter großem Druck“
In Aystetten kommt zweimal in der Woche eine Sozialpädagogin an die Grundschule. Sie weiß, welche Probleme Schulkinder schon im jüngsten Alter belasten.
Bereits seit 2010 arbeitet Sabine Meir-Brenner als Jugendarbeiterin an der Grundschule Aystetten, zehn Stunden ist sie jede Woche dort. Sie führt Gespräche mit Schülerinnen und Schülern, Eltern sowie Lehrkräften; knapp die Hälfte aller Kinder nimmt ihr Angebot in Anspruch. Dabei offenbaren sich viele unterschiedliche Probleme. Im Aystetter Gemeinderat stellt sie ihre Arbeit vor.
„Schule hat heutzutage einen enormen Einfluss auf das Leben der Kinder“, sagt Sabine MeirBrenner. Für einige könne die Schule zwar auch ein Ort der Sicherheit sein, für andere allerdings nicht. Daher betreibe die Jugendarbeiterin eine „intensive Form der Zusammenarbeit“mit den Schülerinnen und Schülern. Im Fokus steht dabei primär die Prävention. So sollen kleinere Angelegenheiten schnell angesprochen werden, bevor daraus größere Probleme werden können.
Dafür bietet die Sozialpädagogin Sprechstunden an. „Ich merke dabei immer wieder, dass es bedeutungsvoll ist, dass ich eine unabhängige Ansprechperson bin. Ich komme nicht aus dem System Schule, sondern bin eine neutrale
Hilfe“, sagt sie. So hat die Pädagogin eine Schweigepflicht, die nur dann außer Kraft tritt, wenn Gefahr besteht. „Andere Dinge aus den Beratungsgesprächen darf ich nicht an Eltern oder Lehrer weitergeben. Das ist für viele Kinder sehr wichtig.“
In den Gesprächen geht es dann zunächst darum, herauszufinden, welche Probleme bestehen. „Das können kleinere Streitigkeiten mit Freunden, aber auch größere Probleme, unter anderem die Trennung der Eltern, sein.“Auch die Zeit kurz vor dem Übertritt auf die weiterführende Schule sei für viele Schülerinnen und Schüler eine Herausforderung.
Aber auch weltweite Missstände können zu Ängsten und Problemen führen. „Viele Kinder nutzen verschiedene Medien und sind daher auch über aktuelle Nachrichten gut informiert. Ich habe in meinen Gesprächen gemerkt, dass Kriege oder Corona bewegende Themen an der Grundschule waren“, erklärt Meir-Brenner den Mitgliedern des Aystetter Gemeinderats. So sei vielen Kindern während der Coronapandemie beispielsweise erstmals klar geworden, dass geliebte Menschen sterben könnten.
Zu den Gesprächen mit der Pädagogin haben sich im vergangenen Schuljahr 45 Kinder angemeldet. „Das ist fast die Hälfte der Aystetter Schüler“, sagt Meir-Brenner. Die meisten Kinder melden sich für diese Gespräche von sich aus bei ihr. „Nur ab und zu werde ich von Lehrerinnen auf ein Kind hingewiesen, das ich dann anspreche.“
Einige der Probleme werden in einem ersten Gespräch gelöst, andere Kinder müssen öfter kommen. Dazu wird unter Umständen dann auch ein Gespräch mit den Eltern vereinbart. Aber auch Schülerinnen und Schüler ohne Probleme können sich melden. „Dazu bin ich in den Pausen da und spiele mit den Kindern“, sagt die Sozialarbeiterin. In ihren Sitzungen betreut sie hauptsächlich Kinder aus der vierten Klasse, aber auch Erstklässler sind teilweise schon bei ihr zu Gast. „Kinder stehen schon in der Grundschule unter großem Druck“, sagt Meir-Brenner dazu.
Ursprünglich wurde das Gehalt der Sozialpädagogin vom Landkreis Augsburg bezuschusst. Im September 2021 stellte der Landkreis diese Zuschüsse allerdings ein. „Wir haben uns als Gemeinde daraufhin dazu entschieden, die fehlenden Zuschüsse auszugleichen, weil uns die Arbeit von Frau Meir-Brenner einfach sehr wichtig ist“, erklärt Aystettens Bürgermeister Peter Wendel (Freie Wähler).