Koenigsbrunner Zeitung

Erschrecke­nd viele Straftaten

Es ist klein und praktisch. Und trotzdem gefährlich: ein eigenes Smartphone oder Tablet. Ein Experte der Polizei klärt Eltern in Königsbrun­n auf.

- Von Ute Blauert

Ein Handy kann für harmlose Zwecke genutzt werden, doch es können auch Gefahren für Kinder und Jugendlich­e von ihm ausgehen. Darüber informiert­e Kriminalha­uptkommiss­ar Klaus Kratzer von der Kripo Augsburg in der Königsbrun­ner Via-ClaudiaRea­lschule.

Immer wieder trifft Kratzer Kinder, die von ihrer ganzen Klasse monatelang grob beleidigen­de WhatsApp-Nachrichte­n bekommen. „Bisher ist es leider so, dass in solchen Fällen oft das gemobbte Kind die Schule verlässt, während die Täter ungeschore­n davonkomme­n“, berichtete Kratzer. Er plädierte für Medienpäda­gogen an den Schulen, mit deren Hilfe dieser Missstand geändert werden könnte. Um Mobbing per Handy zu verhindern, sollten Eltern täglich überprüfen, was für Nachrichte­n und Fotos das Kind bekommt und vom wem.

Erschrecke­nd viele Kinder bekommen Nachrichte­n von Fremden, die sich als freundlich­e Gleichaltr­ige ausgeben, tatsächlic­h aber Erwachsene sind, die das Ziel verfolgen, von dem Kind Nacktfotos zu bekommen. Andere Fremde geben sich als junge Frauen aus, die den jugendlich­en Adressaten auf seinen Instagramf­otos attraktiv finden. Leider gelinge es häufig, den jungen Mann zum Versenden von kompromitt­ierenden Fotos oder Filmen zu verleiten. Daraufhin werden die jungen Leute

mit Erpressung um viel Geld gebracht. Wer nicht zahlt, wird öffentlich bloßgestel­lt, mit oft schrecklic­hen Folgen. Die Polizei sei in solchen Fällen chancenlos, so Kratzer, denn die Server der Absender befänden sich in nicht kooperatio­nsbereiten Staaten und die Zahlungsda­ten seien so komplizier­t, dass die Zielkonten nicht ausfindig gemacht werden können.

In Deutschlan­d ist es verboten, jemanden ohne dessen Einverstän­dnis zu fotografie­ren oder Gespräche heimlich aufzunehme­n. Noch schwerer wiege es, solche Fotos oder Mitschnitt­e im Internet zu veröffentl­ichen, erst recht bei pornografi­schen Inhalten. Es handele sich um Straftaten, ab 14 Jahren sind Jugendlich­e strafmündi­g, erklärte Kratzer. Jugendlich­e sollten wissen, wie schwer sie es auf dem Arbeitsmar­kt haben werden, wenn sie einmal straffälli­g geworden sind. Und sie sollten wissen, was anständige­s Verhalten ist und was nicht. Dies zu vermitteln sei schwer, solange es Fernsehsen­dungen gebe, in denen das Beleidigen von Menschen zum Konzept gehöre und nackte Haut zu zeigen als alltäglich dargestell­t werde.

„Was ist zu tun, wenn mein Kind pornografi­sche Bilder zugeschick­t bekommt?“, fragte eine Mutter im Publikum. „Auf keinen Fall weiterschi­cken“, lautete die Antwort. Das Versenden solcher Bilder sei strafbar. „Auch keinen Screenshot anfertigen, denn dann haben Sie eine pornografi­sche Datei auf ihrem Gerät, was ebenfalls strafbar ist.“

Man solle mit dem Handy zur Schulleitu­ng oder zur Polizeiins­pektion Bobingen gehen oder die Polizei anrufen, die dann vorbeikomm­en werde.

Kratzer hatte noch weitere Ratschläge an die Eltern, deren Kinder die Realschule oder eine der drei Grundschul­en der Stadt besuchen. Damit sich Kinder positiv entwickeln können, müsse die Zeit vor dem Bildschirm begrenzt werden. Er kenne das Argument der Kinder, dass alle anderen in der Klasse etwas dürfen, nur er oder sie nicht. Er wisse aus der Erfahrung mit eigenen Kindern, dass darüber jahrelang gestritten werden könne. „Das ist die Aufgabe von Eltern. Sie sind nicht die Freunde ihrer Kinder, sondern deren Erzieher“, so Kratzer.

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Foto: Martin Schutt, dpa (Symbolbild) Immer wieder werden Kinder Opfer von Cybermobbi­ng.

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