Warum der AktiVVo noch nicht funktioniert
Die Kleinbusse im Rufsystem fahren nicht an jeden Ort. Landrat Sailer wollte das Problem bis Juni gelöst wissen. Doch das wird wohl nicht klappen.
Wer in den Stauden mit dem Bussystem AktiVVo unterwegs ist, hat nicht viele Ziele zur Auswahl. Ihr Unverständnis über die Ausgestaltung des Rufsystems im öffentlichen Nahverkehr des Augsburger Verkehrs- und Tarifverbunds (AVV) hat bei einem Termin im Landratsamt Cornelia Thümmel, die Bürgermeisterin von Mittelneufnach, deutlich gemacht. Ihr Hauptkritikpunkt: In der gesamten Verwaltungsgemeinschaft (VG) Stauden leben nur 6500 Bürgerinnen und Bürger – und die können mit dem AktiVVo nicht einmal von einem Ort in alle anderen Gemeinden der VG fahren. Das hat seinen Grund in der Planung des Systems.
AktiVVo, das ist ein System mit Kleinbussen, die der Nutzer oder die Nutzerin zu bestimmten Betriebszeiten anfordern kann. Dabei gibt er seinen Stand- und Zielort an eine von 350 Haltestellen und die Uhrzeit an, zu der er fahren will und bekommt kurz darauf einen Fahrtvorschlag. Im Holzwinkel und im Raum Altenmünster läuft das System schon seit vielen Monaten mit gutem Zuspruch. Von Juni bis Oktober 2023 wurden dort bereits mehr als 9000 Fahrgäste transportiert.
Doch in den Stauden ist das anders: Da gibt es drei verschiedene Zuständigkeitskreise, in denen man sich jeweils bewegen kann. Von einem in den anderen zu kommen, ist nicht leicht. Ähnliches hatten auch Bürgerinnen und Bürger aus Ustersbach bereits berichtet. Dort sei der Ort überhaupt nicht im Fahrplan verknüpft, sodass es keine Querverbindung über Aretsried in die im Grunde nahe gelegene Marktgemeinde Fischach gibt, die von den Ustersbachern für Einkäufe und Arztbesuche oft besucht wird.
Bei dem Austausch, der im Rahmen eines runden Tischs mit Pendlerinnen und Pendlern aus der Region um Langenneufnach sowie dem AVV-Aufsichtsratsvorsitzenden Martin Sailer und AVVGeschäftsführerin Linda Kisabaka stattfand, wurde Thümmel deutlich: „Ich habe den Eindruck, in Ihrem Haus sitzt jemand an einem Konzept, der von der Realität keine Ahnung hat“, sagte sie. Unterstützung erhielt sie von den Bürgermeistern aus den Nachbargemeinden, Margit Jungwirth-Karl aus Walkertshofen und Peter Ziegelmeier aus Fischach.
Der AktiVVo ist Teil der Umstellung des Fahrtkonzepts im südlichen Landkreis, das seinen Ausgangspunkt in der Abschaffung der Schulbusse zum Schulzentrum Schwabmünchen hat. Der Schülerverkehr ist dort seit September 2023 in den Linienbetrieb des AVV integriert.
Das Konzept sieht eine halbstündige Bedienung der Hauptlinien vor, dazu an den Werktagen einen stündlichen Betrieb auf den Nebenlinien. Wer an ein weiter abgelegenes Ziel möchte, kann den AktiVVo nutzen. Doch der werde bisher nicht stark beworben, so die AVV-Geschäftsführerin. Denn es gebe bislang nur zwei Fahrzeuge, und die könnten schnell überlastet sein, wenn zu viele Fahrtenwünsche bestünden, erläuterte sie. Am liebsten wäre es Aufsichtsratsvorsitzendem
Sailer gewesen, wenn die Probleme beim AktiVVo bis Juni gelöst werden könnten, wenn der sogenannte kleine Fahrplanwechsel anstehe. Er wollte die vielfältigen Schwierigkeiten beim AVV endlich abgearbeitet wissen. Schließlich beschäftige er sich damit nicht nur in diesem, sondern auch in weiteren runden Tischen. „Jetzt reden wir nicht mehr nur, jetzt werden klare Ansagen gemacht.“
Doch bis Juni, das sei nicht zu schaffen, machte Linda Kisabaka klar. Das System des AktiVVo soll nun bis Ende des Jahres wirklich funktionieren. Bis Juni jedoch soll ein Fahrplan ausgearbeitet und dann auch tatsächlich eingesetzt werden, der den Pendlerinnen und Pendlern von Gessertshausen in die Staudenorte eine halbstündige Fahrt zwischen 15 und 18 Uhr garantiere. Im Anschluss an die Sitzung warnte Cornelia Thümmel jedoch, die südlichen Staudengemeinden dann im Übereifer von den praktischen Fahrtverbindungen in Richtung Schwabmünchen abzuschneiden.
Am Rande des Treffens wies Martin Sailer nochmals auf einen Hintergrund der Schwierigkeiten in der Praxis auf den Linien rund um das Schulzentrum Schwabmünchen hin. Ein Ziel der Integration des Schülerverkehrs war, bessere Konditionen für den Landkreis umsetzen zu können. Ein Busunternehmen, das damals nicht zum Zug kam, habe jedoch gegen die Vergabe geklagt. Dasselbe geschah mit der danach erfolgten Notvergabe. Beide Vorgänge liegen derzeit zur Prüfung bei der Vergabekammer. Einen Teil der betroffenen Linien, etwa die Linie 704 von Gessertshausen über Langenneufnach nach Schwabmünchen, habe dann die Busgesellschaft Regionalbus Augsburg (RBA) übernommen.
Das habe zunächst für verständliche Startschwierigkeiten gesorgt, müsse nun aber zufriedenstellend gelöst werden. Dazu gehöre auch, dass Busfahrerinnen und Busfahrer endlich die Möglichkeit bekämen, in Gessertshausen eine Toilette aufzusuchen. Gegenwärtig scheitere das noch daran, dass bei der Bahn kein Ansprechpartner gefunden werden konnte, der die Schlüssel weitergeben könnte, sagte RBA-Geschäftsführer Martin Pöhler.