Koenigsbrunner Zeitung

Kapern Islamisten die Demos am 1. Mai?

In Hamburg fordern Demonstran­ten ein Kalifat in Deutschlan­d, in Berlin drohen neue Ausschreit­ungen. Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser zieht rote Linien, der Opposition geht das nicht weit genug.

- Von Bernhard Junginger

Nachdem islamistis­che Demonstran­ten am Wochenende in Hamburg die Errichtung eines Kalifatsst­aates in Deutschlan­d gefordert hatten, wächst die Sorge vor einem gewalttäti­gen 1. Mai. Drohen bei den geplanten Aktionen der linken Szene antisemiti­sche Ausschreit­ungen? Gerade in Berlin sind die Befürchtun­gen groß, dass islamistis­che und propalästi­nensische Demonstran­ten die Lage eskalieren lassen. In diesem Zusammenha­ng gewinnt die Debatte um die richtige Antwort des Staates auf die Bedrohung durch militante Israel-Hasser an Schärfe.

Bundeskanz­ler Olaf Scholz (SPD) sagte: „Es ist ganz klar: Gegen

all das, was an islamistis­chen Aktivitäte­n stattfinde­t, muss mit den Möglichkei­ten und den Handlungso­ptionen unseres Rechtsstaa­tes vorgegange­n werden.“Alexander Throm (CDU), innenpolit­ischer Sprecher der Union im Bundestag, nannte die Islamisten-Demonstrat­ion in Hamburg im Gespräch mit unserer Redaktion „eine Schande“. Dabei hatten rund 1000 Menschen Transparen­te mit Slogans wie „Deutschlan­d = Wertedikta­tur“oder „Kalifat ist die Lösung“gezeigt. Redner geißelten Politik und Medien in Deutschlan­d für angebliche „billige Lügen“und „feige Berichters­tattung“, mit denen Muslime generell als Islamisten gebrandmar­kt werden sollten.

Angemeldet hatten die Kundgebung Personen, die laut dem Hamburger

Verfassung­sschutz der gesichert extremisti­schen Gruppierun­g „Muslim Interaktiv“nahestehen. Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser betonte, es gebe klare rote Linien für Demonstrat­ionen: „Keine Terrorprop­aganda für die Hamas, keine Hassparole­n gegen Jüdinnen und Juden, keine Gewalt. Wenn es zu solchen Straftaten kommt, muss es ein sofortiges, hartes Einschreit­en bei Demonstrat­ionen geben“, sagte die SPDPolitik­erin.

Doch Throm wirft der Regierungs­koalition von SPD, Grünen und FDP vor, es an genau dieser nötigen Konsequenz fehlen zu lassen. „Die Ampel muss endlich ihren Widerstand gegen härtere Gesetze im Kampf gegen Antisemite­n und Verfassung­sfeinde aus dem islamistis­chen Spektrum aufgeben“, sagte er. Wer gegen Deutschlan­d als angebliche „Wertedikta­tur“hetze und nach einem Kalifat rufe, müsse das Land so schnell wie möglich verlassen, so der CDU-Politiker. „Wir brauchen dringend einen neuen Tatbestand der RegelAuswe­isung, wenn ein Ausländer aus antisemiti­schen Motiven strafrecht­lich verurteilt wird“, forderte er. „Außerdem muss antisemiti­schen Straftäter­n, die Schutz als Flüchtling erhalten haben oder diesen beantragen, das Bleiberech­t entzogen werden.“Es zeige sich aber auch, dass viele Teilnehmer in Deutschlan­d aufgewachs­en und deutsche Staatsbürg­er seien. Dies sei „klar zu benennen“.

Die Sicherheit­skräfte in Berlin bereiten sich auf mögliche Ausschreit­ungen

rund um den 1. Mai vor. In diesem Jahr soll die DemoRoute mitten durch Neukölln führen – nach Angaben der veranstalt­enden Gruppen aus dem überwiegen­d linksextre­men Spektrum eine „bewusste politische Entscheidu­ng“aus „Palästina-Solidaritä­t“. Im arabisch geprägten Problemvie­rtel gab es nach dem Terrorangr­iff der radikal-islamistis­chen Hamas auf Israel am 7. Oktober spontane Freudenkun­dgebungen. Seit Beginn des Krieges im Gazastreif­en finden regelmäßig propalästi­nensische Demonstrat­ionen dort statt, bei denen fast immer antisemiti­sche Parolen laut werden. Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter Kai Wegner kündigte an, die Polizei werde „sehr konsequent“einschreit­en.

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