Historie
Besucht man Heidi in ihrem edwardianischen Haus in London, fühlt man sich wie auf einer Zeitreise. Denn die vielen Antiquitäten scheinen einem die Geschichte Englands zuzuflüstern.
Wahrscheinlich war es eine Art Rebellion, die Heidi Maude dazu veranlasste, Antiquitäten zu sammeln. Als Kind wuchs sie in Belgien in der Nähe von Maastricht auf – in einem Haus, das von oben bis unten modern und minimalistisch eingerichtet war. Sie selbst konnte sich für diesen Stil nicht begeistern und entwickelte eine Vorliebe für Vintage-Stücke mit Geschichte. Seit fünfzehn Jahren lebt Heidi nun mit ihrem Mann Gavin und ihren beiden Kindern Ella (13) und Louis (9) in England. Ihr Umzug in das große edwardianische Haus im Norden Londons war für Heidi eine echte Offenbarung. „Ich liebe das historische Flair dieses alten Gebäudes und den Platz“, schwärmt die zweifache Mutter. Das Haus, das innen von den Vormietern in den Farben Grün und Gelb gestaltet worden war, benötigte eine komplette Restauration, und das Paar hatte keine Scheu, diese mit Elan anzugehen. Sie arbeiteten sich Raum für Raum vor. Als erstes
nahmen sie sich dem Dachgeschoss an. Heidi und Gavin verwandelten den Bereich in eine Art Loft, indem sie Wände einrissen. Heute befindet sich hier oben das Elternschlafzimmer samt Ankleidebereich. Im Erdgeschoss wurde ein kleiner Anbau errichtet, der sich bis in den Garten erstreckt und den Übergang zwischen innen und außen fließend erscheinen lässt. Hiermit konnte Heide die Hintertür in der Küche, die einst der Durchgang zum Garten war, für immer verschließen und ein Küchenregal davor platzieren. „Dadurch habe ich mehr Ablagefläche für meine zahlreichen Küchenhelfer“, erklärt sie. Die offenen Regale wirken außerdem wohnlich und sorgen für Gemütlichkeit in ihrer Küche. Zu ihrer Sammlung gehören antike Glasflaschen und Vorratsgläser. „Oft benutze ich sie auch, um Blumen darin zu arrangieren“, verrät die gebürtige Belgierin, die heute als Fotostylistin arbeitet und ein Auge für hübsche Stillleben hat. Als Kulisse für ihre zahlreichen Fundstücke dienen Wände in reinem Weiß oder softem Hellgrau. Obwohl
Heidi ihre Räume mit sämtlichen Antiquitäten gefüllt hat, kommt keineswegs ein Gefühl von Unordnung oder Chaos auf. Denn die Stylistin hat ein feines Gespür dafür, was zu viel ist, welche Stücke gut zusammen passen und wie am Ende ein harmonischer Gesamteindruck entsteht. Besonders stolz ist sie auf ihre Sammlung antiker Spiegel, mit denen sie die Wände neben der Treppe dekoriert hat. Kleinere Schätze, wie alte Münzen oder Knöpfe, präsentiert Heidi auf einem Briefmarkentablett, das in den gläsernen Couchtisch eingelassen wurde. Bei diesem Projekt half Ella mit, deren Schlafzimmer bereits Hinweise gibt, dass sie eines Tages das Zeug zu einer guten Stylistin hat. „Gavin und ich haben die Kinder von Anfang an mit auf Antiquitätenmärkte genommen“, berichtet Heidi. „So konnten sie auch ein bisschen Geschichte lernen. All diese Fundstücke haben eine eigene Historie. Ich könnte Leute stundenlang mit diesen Stories langweilen“, sagt sie lachend. „Ich finde, dass Antiquitäten einem Haus eine Seele geben.“