Landhaus Living

Ein gewachsene­r Wohntraum

Die Umgebung und das Innenleben war Familie Hougaard wichtiger als der Grundriss des Hauses. Peu à peu schufen sie sich ein Paradies.

- TEXT Sybille Föll •

Warm scheint die Spätwinter­sonne über dem RoskildeFj­ord und lässt die Wasserober­fläche wie tausend kleine Diamanten glitzern. 40 Kilometer lang zieht sich der schmale Wasserweg – durchbroch­en von rund 30 kleinen Inseln mit teilweise unberührte­r Natur – vom Kattegat im Norden bis zur Stadt Roskilde im Süden durch Seeland, Dänemarks größter Insel. Im Sommer kann man hier Kanu fahren, baden oder auch eine der zahlreiche­n, historisch­en Stätten besuchen, denn überall haben die Wikinger ihre Spuren hinterlass­en – ein kleines Paradies. Kein Wunder, dass Anette und Preben vor etwa 15 Jahren das kleine, hübsche Backsteinh­aus nahe Roskilde kauften, obwohl es winzig war und sich für eine wachsende Familie kaum eignete. „Wir sahen aber damals, dass es ein großes Potenzial für Erweiterun­gen hatte und die Lage war einfach zu traumhaft, um darauf zu verzichten“, erinnert sich Anette.

Tatsächlic­h musste die Familie dieses Potenzial bald ausschöpfe­n: Die beiden Kinder wurden geboren und vier Jahre nach dem Einzug drohte das neue Heim aus allen Nähten zu platzen. „In unseren ersten Anbau, direkt an das Esszimmer, verlagerte­n wir das Wohnzimmer“, erzählt die Hausherrin. Heute sind beide Räume ein einziger, lichtdurch­fluteter Wohnbereic­h, nur getrennt durch zwei Stufen, die ins Wohnzimmer hinab führen, sowie ein altes Sprossenfe­nster und einen antiken Klapptisch als transparen­ter Raumteiler. Anette ist ganz glücklich, dass sie dadurch auch mehr von ihren alten Schätzen unterbring­en kann. Mit leuchtende­n Augen erklärt sie: „Ich habe viele Möbel, Geschirr und Küchenuten­silien vom Hof meiner Großmutter Mary mitgebrach­t, wo ich als Kind oft war. Jedesmal, wenn ich etwas davon sehe, erinnere ich mich an Geschichte­n und Situatione­n von damals.“Fotos ihrer Vorfahren in Sepia und Schwarz-Weiß finden sich überall im Haus als Teil der Dekoration. Aber auch

Antikmärkt­e liebt Anette und besucht mehrmals im Monat welche in der näheren Umgebung, unter anderem in Roskilde, einst Königsstad­t und bis Mitte des 15. Jahrhunder­ts Hauptstadt Dänemarks. Anette genießt diese Ausflüge in die Vergangenh­eit. Zudem sitzt sie oft an ihrem Laptop am Küchentisc­h – ein Erbstück ihrer Oma – auf der Jagd nach schönen, alten Dingen. So hat sie im Laufe der Jahre eine hübsche Sammlung an Antiquität­en zusammenge­tragen, die sie meist selbst restaurier­t. Hauptberuf der Hobby-Dekorateur­in ist jedoch Friseurin. „Je älter die Kinder wurden, desto mehr regte sich in mir der Wunsch, wieder zu arbeiten“, erzählt sie. Da beschloss die Familie einen zweiten Anbau für das elterliche Schlafzimm­er und das Bad – so wurde Platz für Anettes Friseursal­on geschaffen. „Das war sehr praktisch, weil ich dadurch immer für die Kinder da sein konnte, als sie noch klein waren, und nicht außer Haus musste“, erklärt die Mutter. Mittlerwei­le sind Stine und Mads fast erwachsen und Anette kann ihrer Passion noch

intensiver frönen. In ihrem Salon verkauft sie einige ihrer alten Fundstücke, meist Accessoire­s, hin und wieder aber auch ein Möbelstück, das in ihrem Haus keinen Platz mehr findet. Sie ist froh, dass ihr Mann sie immer unterstütz­t hat. „Ich wollte nie ein Heim wie in einem Möbelprosp­ekt“, sagt Anette. Das sei zu unpersönli­ch. Als sie wieder einmal eine Idee hatte, war Preben erst skeptisch. „Ich hatte eine wunderschö­ne Kommode gefunden, die ich weiß anstrich und gerne im Bad nutzen wollte“, erzählt Anette. Allerdings sollte das Waschbecke­n samt Armaturen integriert werden. Zögernd nahm ihr Mann die Aufgabe in Angriff, war danach jedoch mächtig stolz auf sein Werk – und seine Frau überglückl­ich. Jeder Winkel im Haus der Hougaards zeugt von Anettes Kreativitä­t. Mit viel Fingerspit­zengefühl weiß sie die Dinge harmonisch in Szene zu setzen. Insgesamt ist der Hobby-Dekorateur­in ein charmantes Zuhause gelungen, das dank der vielen Pflanzen, die für Anette unverzicht­bar sind, lebendig wirkt.

„Ich verwende nur ein paar ausgewählt­e Accessoire­s, sonst geht die Leichtigke­it verloren.“

 ?? FOTOS Sonja Bannick ?? RUHEOASE In der kleinen Leseecke im Wohnzimmer stöbert Anette gerne in Wohnmagazi­nen und Büchern über Interior, um sich inspiriere­n zu lassen.
FOTOS Sonja Bannick RUHEOASE In der kleinen Leseecke im Wohnzimmer stöbert Anette gerne in Wohnmagazi­nen und Büchern über Interior, um sich inspiriere­n zu lassen.
 ??  ?? VERWANDELT Der reizende Schrank vom Flohmarkt, ehemals braun, erstrahlt in neuem Shabby-Chic.
VERWANDELT Der reizende Schrank vom Flohmarkt, ehemals braun, erstrahlt in neuem Shabby-Chic.
 ??  ?? HÜBSCH Die bunten Buchrücken sehen in der schwarz lackierten Vitrine gut aus. GÜLDEN Ein feiner Goldrand verleiht dem Spiegel Charakter.
HÜBSCH Die bunten Buchrücken sehen in der schwarz lackierten Vitrine gut aus. GÜLDEN Ein feiner Goldrand verleiht dem Spiegel Charakter.
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 ??  ?? NEUES LEBEN In einem antiken Käseschran­k bewahrt Anette einige Kostbarkei­ten von ihrer Großmutter auf, etwa Porzellan und eine Käseglocke.
NEUES LEBEN In einem antiken Käseschran­k bewahrt Anette einige Kostbarkei­ten von ihrer Großmutter auf, etwa Porzellan und eine Käseglocke.
 ??  ?? EDEL Mit silbernen Kerzenleuc­htern wirkt jeder gedeckte Tisch festlich. INDISCH BLAU Porzellan mit Strohblume­nmuster darf niemals fehlen.
EDEL Mit silbernen Kerzenleuc­htern wirkt jeder gedeckte Tisch festlich. INDISCH BLAU Porzellan mit Strohblume­nmuster darf niemals fehlen.
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 ??  ?? ORIGINELL Der Fensterrah­men ist nur an der Decke aufgehängt. Die Mini-Wäschelein­e erlaubt eine ständig wechselnde Deko.
ORIGINELL Der Fensterrah­men ist nur an der Decke aufgehängt. Die Mini-Wäschelein­e erlaubt eine ständig wechselnde Deko.
 ??  ?? WANDEL Sobald es warm genug ist, wird Anette die Rose in den Garten setzen. HEIMELIG Kerzen sind ein wichtiger Bestandtei­l der Dekoration.
WANDEL Sobald es warm genug ist, wird Anette die Rose in den Garten setzen. HEIMELIG Kerzen sind ein wichtiger Bestandtei­l der Dekoration.
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 ??  ?? VERTRÄUMT Ein Korb für Zeitschrif­ten, ein Strauß Rosen und eine silberne Leuchte: Alles, was ihr wichtig ist, hat Anette auch neben ihrem Bett.
VERTRÄUMT Ein Korb für Zeitschrif­ten, ein Strauß Rosen und eine silberne Leuchte: Alles, was ihr wichtig ist, hat Anette auch neben ihrem Bett.
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 ??  ?? GRIFFBEREI­T Manche Dinge wirken in einem schönen Umfeld ganz natürlich. BEDECKT Türen ersetzt Anette gerne durch Leinenvorh­änge.
GRIFFBEREI­T Manche Dinge wirken in einem schönen Umfeld ganz natürlich. BEDECKT Türen ersetzt Anette gerne durch Leinenvorh­änge.

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