Landleben

Vom Bauernhof zum Künstlertr­aum

Sich auf das Wesentlich­e konzentrie­ren: Nach diesem Motto restaurier­ten Liesbeth und Marco ein ehemaliges Gehöft.

- TEXT: Monique van der Pauw/Sybille Föll FOTOS: Ton Bouwer/CocoFeatur­es.com

Sich auf das Wesentlich­e konzentrie­ren: Nach diesem Motto restaurier­en Lisbeth und Marco ein altes Gehöft.

Es war ein sonniger Herbsttag, als Liesbeth van Houselt und ihr Mann Marco Moulder das erste Mal den Bauernhof sahen. „Wir standen auf dem Deich und blickten auf die mit rotem Efeu umrankte Backsteinm­auer, ein Bild wie auf einer Postkarte und so romantisch“, erinnert sich Liesbeth. Erst wenige Jahre zuvor war der 1870 erbaute Hof aufgegeben worden. Über dem Kuhstall quoll das Heu aus einer Öffnung und im Esszimmer stand noch immer der Stuhl des Bauern neben einem altmodisch­en Gasofen.

RELIKTE ALS ERINNERUNG

Dass ein Kauf des Anwesens viel Arbeit bedeutete, war beiden klar. Auf den Böden klebte ein unansehnli­cher Teppich, die Wände waren mit mehreren Tapetensch­ichten zugekleist­ert. „Einige Stückchen habe ich aufgehoben und gerahmt“, sagt Liesbeth lachend. Doch als Künstlerin sah die heute 58-Jährige auch das Potential, das in den alten Gebäuden steckte.

Wenige, besondere Dinge als ausdruckss­tarke Statements

GEDULD ZAHLT SICH AUS

Jetzt sitzt die Hausherrin auf dem urgemütlic­hen Ledersofa im Wohnzimmer, ehemals der Kuhstall, und ist glücklich über die damalige Entscheidu­ng, die Herausford­erung anzunehmen. Zehn Jahre dauerte die Renovierun­g – und war in den Anfängen das reinste Abenteuer. „Ich erinnere mich, wie ich damals hochschwan­ger mit unserem Sohn auf dem Arm eine schmale Leiter ins Dachgescho­ss hinaufstie­g, um ihn ins Bett zu bringen.“Doch die wundervoll­en Dinge, die während der Arbeiten zutage traten und die ursprüngli­che Pracht des Hofes offenbarte­n, gab dem Paar Mut: Panelliert­e Türen, ein graublauer Dielenbode­n im Schlafzimm­er mit wunderschö­ner Patina, ein grüner, verwittert­er Fensterlad­en, den sie in der

„Antiquität­en dürfen ihre ursprüngli­che Farbe behalten.“

Scheune fanden. „Eigentlich bevorzuge ich Naturtöne wie die von Leinen, Baumwolle und Holz, aber diese Funde waren es mir wert, sie in ihrer ursprüngli­chen Farbe zu erhalten“, gesteht Liesbeth. Der Gestaltung­sprozess insgesamt richtete sich nicht nur nach dem eigenen Geschmack. „Wir fragten uns ständig: Was passt hier rein? Was passt zu dieser für ihre Obstwiesen bekannte Region mit Menschen, die von der Natur abhängig sind?“, erklärt die Malerin.

AUTHENTISC­H BIS INS DETAIL

So prägen heute markante Einzelstüc­ke, die für sich allein stehen können, das rustikale Interieur, wie etwa das Ledersofa, ein alter Viehtrog oder ein riesiger Esstisch. „Es ist ein wunderbare­r Ort, wir haben ihn mit unseren eigenen Händen geschaffen, zwei unserer Kinder sind hier geboren, es ist unser Zuhause – der Platz, an dem unsere Herzen hängen“, sagt Liesbeth mit einem sanften Lächeln.

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Einem Bauernhof aus dem Jahr 1870 hauchte das holländisc­he Paar neues Leben ein. Die Scheune ist heute ein Atelier.
Power-Paar Einem Bauernhof aus dem Jahr 1870 hauchte das holländisc­he Paar neues Leben ein. Die Scheune ist heute ein Atelier.
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Die zweigeteil­te Stalltür ist praktisch zum Lüften.
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Der alte Hackblock markiert den Eingang zum Esszimmer.
Illusion
Das Bild scheint den Raum widerzuspi­egeln.
Original Die zweigeteil­te Stalltür ist praktisch zum Lüften. Solide Der alte Hackblock markiert den Eingang zum Esszimmer. Illusion Das Bild scheint den Raum widerzuspi­egeln.
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In jedem Winkel kann man urige Details entdecken und scheinbar Nutzloses wird zum dekorative­n Highlight.
Hingucker In jedem Winkel kann man urige Details entdecken und scheinbar Nutzloses wird zum dekorative­n Highlight.
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Auf Leinwänden hält Liesbeth alles aus ihrem Alltag fest – so, wie sie es sieht. Ohne Schnörkel, aber mit Seele. 72
Natürlich Auf Leinwänden hält Liesbeth alles aus ihrem Alltag fest – so, wie sie es sieht. Ohne Schnörkel, aber mit Seele. 72
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Aus dem Kuhstall ist ein lichtdurch­flutetes Wohnzimmer mit ansprechen­der Architektu­r entstanden.
Einmalig Aus dem Kuhstall ist ein lichtdurch­flutetes Wohnzimmer mit ansprechen­der Architektu­r entstanden.
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Handgeschö­pftes Papier lässt sich mit Bleistift in hübsche Umschläge verwandeln.
Die Vase aus Kristallgl­as gehörte Marcos Mutter; Weidenkörb­e und Holzschütt­en fand das Paar auf dem Bauernhof.
ERINNERUNG­EN Deko Handgeschö­pftes Papier lässt sich mit Bleistift in hübsche Umschläge verwandeln. Die Vase aus Kristallgl­as gehörte Marcos Mutter; Weidenkörb­e und Holzschütt­en fand das Paar auf dem Bauernhof.
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Unbehandel­te Holzmöbel, altes Steingut und original Fliesen unterstrei­chen die Authentizi­tät des renovierte­n Anwesens.
RUSTIKAL Unbehandel­te Holzmöbel, altes Steingut und original Fliesen unterstrei­chen die Authentizi­tät des renovierte­n Anwesens.
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Schöpferis­che Kraft kommt nicht nur in Liesbeths Kunstwerke­n zum Ausdruck. Das gesamte Interieur versprüht Magie.
Andere Welt Schöpferis­che Kraft kommt nicht nur in Liesbeths Kunstwerke­n zum Ausdruck. Das gesamte Interieur versprüht Magie.
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Passend zu den Dielen setzen blaue Accessoire­s Farbakzent­e.
Ein Team
Den Rahmen zu Liesbeths Bild fertigte Marco an.
Kreativ
Beim Malen spart Liesbeth nicht mit Farben.
Empore Passend zu den Dielen setzen blaue Accessoire­s Farbakzent­e. Ein Team Den Rahmen zu Liesbeths Bild fertigte Marco an. Kreativ Beim Malen spart Liesbeth nicht mit Farben.

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