Zu Ostern räuchern
Heute erfreut sich das alte Ritual des Räucherns wieder neuer Beliebtheit. Wir besuchen Margot Strötz, eine der drei Bad Tölzer Hollerfeen, und fragen nach, wie und warum man zu Ostern räuchert.
Wir besuchen Margot Strötz, eine der Tölzer Hollerfeen, um zu erfahren, wie und warum man zu Ostern räuchert.
Margot Strötz räuchert rund ums Jahr. Nicht nur an traditionellen Räuchertagen, wie etwa Allerheiligen, den Rauhnächten, Lichtmess oder Ostern. Nein, sie räuchert täglich und verbindet das mit einer morgendlichen Gebetsmeditation – mit Dank an den Schöpfer. Denn für die gläubige Katholikin ist „Dankbarkeit der Schlüssel zum Glück“. Während sie den Rauchfiguren zusieht, die aus dem Stövchen im Herrgottswinkel ihrer Stube steigen, denkt sie nach, was war und was sein wird und bedankt sich für vieles, was manch anderem als selbstverständlich erscheint. Das Ritual ist wie ein Innehalten, eine stille Andacht und vielleicht sogar eine kleine Ruheinsel im hektischen Alltag.
Neubeginn zu Ostern
„Alles ist Energie“, sagt die charismatische Räucherfachfrau, „auch Gespräche, Streit, Freud’ und Leid“. Aus diesem Grund räuchert Margot von Zeit zu Zeit alle Zimmer ihres Hauses, um sie von sämtlichen Altlasten zu reinigen. Man kann das als rituelles Aufräumen oder zurück-auf-Start-setzen verstehen: Das Zimmer wird somit wieder zur weißen Leinwand, die neu bemalt werden darf. Den Neubeginn zelebriert auch das Räucherritual zu Ostern: Die Natur erwacht aus ihrem Winterschlaf, der Lebenszyklus beginnt wieder von vorne. Christen auf der ganzen Welt feiern zur gleichen Zeit die Auferstehung Jesus Christus.
„Der Ostersonntag ist der wichtigste Tag im Jahreskreis – wir feiern Jesus’ Sieg über den Tod und die damit verbundene Hoffnung auf das ewige Leben“, erklärt Margot. Zeitgleich mit dem kirchlichen Fest der Auferstehung passieren wahre Wunder in unseren Gärten. Die Natur ist voller Vitalität, die Zeichen stehen auf Aufbruch. Nun ist es Zeit, uns zu fragen: „Wohin führt der Weg, den ich eingeschlagen habe? Was möchte ich jetzt säen?“, gibt Margot zu bedenken. „Wenn ich Roggen säe, kann ich keinen Weizen ernten! Alles, was wir jetzt beginnen, müssen wir bewusst und behutsam pflegen.“Das Nachsinnen kann man gut mit einem Räucher-Ritual begleiten; eines, das „den Enthusiasmus fördert, so dass uns diese kraftvolle Energie durch das Jahr trägt“. Zu jedem Neubeginn gehört ein Abschied und damit dieser gelingt, empfiehlt Hollerfee Margot, „kann man vor dem Ritual schon alle Themen, die man loswerden will, auf einen Zettel schreiben. Nach dem Räuchern verbrennt man den Zettel in der Räucherpfanne und die Altlasten werden mit Dank und Liebe verabschiedet.“