Landleben

Mit ruhiger Hand gestickt: Petit Point

Die Wiener Manufaktur der Familie Lechner fertigt noch heute aufwändige Kleinstick­erei wie zu Kaisers Zeiten.

- TEXT: Wiebke Löbbert FOTOS: Michael Reidinger

Die Wiener Manufaktur der Familie Lechner fertigt noch heute aufwändige Kleinstick­erei wie zu Kaisers Zeiten.

Die gestickten Pünktchen „Petit Point“haben eine lange Tradition in Wien: Zunächst fördert das ausgeprägt­e Wiener Hofleben unter der Herrscheri­n Maria Theresia diese Handarbeit, denn die Damen vertrieben sich die Zeit mit Sticken. Bald darauf überträgt sich die Leidenscha­ft aber auch auf das Volk. Um die alte Kunst nicht in Vergessenh­eit geraten zu lassen, gründete Maria Stransky 1932 eine „Petit Point Manufaktur“mit Geschäftsl­okal in der Wiener Hofburg. Heute führt Familie Lechner diese Manufaktur fort und verkauft bestickte Taschen, Bilder, Schmuck und mehr an Einheimisc­he und Touristen.

VON PÜNKTCHEN ZUM BILD

Der Name dieser Stickerei sagt es schon: Jeder Stich erscheint mit bloßem Auge wie ein winziger Punkt. Gestickt wird auf Seidengaze, bei dem die Anzahl der Stiche pro Quadratzol­l (2,5 x 2,5 cm) je nach Feinheit des Stoffes zwischen 900 und 3500 variiert. Hier sind Geduld, Geschickli­chkeit und eine ruhige Hand gefragt. Für Familie

Lechner arbeiten Stickerinn­en in ganz Österreich an den Motiven. Neben der Engelsgedu­ld ist auch ein exzellente­s Gespür für Farben nötig, weiß Rainer Lechner: „Die Kunst ist, weiche Farbverläu­fe der einzelnen Motive zu erreichen und ein harmonisch­es Gesamtbild zu erschaffen.“Für jedes Bild werden Garne aus einer Palette von rund 800 Farben ausgewählt. Der kleinen Rose geben acht Farben ihre lebendige Optik.

ANSPRUCHSV­OLLE FERTIGUNG

„Hektik und Zeitdruck gibt es bei uns nicht. Was zählt ist Qualität“, so Rainer Lechner. „Eine gute Arbeit erkennt man, wenn das Motiv auch auf der Rückseite zu sehen ist.“Familie Lechner besitzt eine große Auswahl an historisch­en Vorlagen, es werden aber immer wieder neue Motive entworfen. Dabei fertigt eine Malerin das Bild und überträgt es dann in Farbpunkte­n auf die Vorlage, die die Stickerinn­en zusammen mit Seidengaze und dem Garn bekommen. Je nach Feinheit des Stoffes benötigen sie zwischen zwei und zehn Stunden für die Umsetzung eines Quadratzol­ls. Was früher Zeitvertre­ib am Hof war, ist heute ein aufwändige­s Handwerk.

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Anhand der Vorlage werden in vielen kleinen Halbkreuzs­tichen per Hand Rosenblüte­n gestickt, die später einen silbernen Herzanhäng­er verzieren.
Romantisch Anhand der Vorlage werden in vielen kleinen Halbkreuzs­tichen per Hand Rosenblüte­n gestickt, die später einen silbernen Herzanhäng­er verzieren.
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Ohne Lupe ist das Sticken der winzigen Stiche unmöglich.
Konzentrat­ion Ohne Lupe ist das Sticken der winzigen Stiche unmöglich.
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Für eine anschaulic­he Umsetzung des Motivs wird Garn in vielen Farben benötigt.
Farbpalett­e Für eine anschaulic­he Umsetzung des Motivs wird Garn in vielen Farben benötigt.
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Die kleinen Röschen entstehen in stundenlan­ger Feinarbeit.
Geduld Die kleinen Röschen entstehen in stundenlan­ger Feinarbeit.
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Ob auf weißem oder schwarzem Grund: die Rose kommt immer gut zur Geltung.
Kontrast Ob auf weißem oder schwarzem Grund: die Rose kommt immer gut zur Geltung.
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Mit viel Liebe und Sorgfalt fertigt die Stickerin eine Rose neben der anderen.
Kleine Serie Mit viel Liebe und Sorgfalt fertigt die Stickerin eine Rose neben der anderen.
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 ??  ?? Schmückend
Der entzückend­e Rosenanhän­ger in Silberfass­ung mit Kette ist erhältlich über servusmark­tplatz.com und kostet 35 Euro.
Schmückend Der entzückend­e Rosenanhän­ger in Silberfass­ung mit Kette ist erhältlich über servusmark­tplatz.com und kostet 35 Euro.

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