Meine Orangerie zum Träumen
Ein Haus ohne Blick in den Garten? Dem musste Lene Lauridsen unbedingt etwas entgegensetzen: eine Orangerie.
Ein Haus ohne Blick in den Garten? Dem musste Lene unbedingt etwas entgegensetzen: Eine Orangerie.
Ein fantastischer Ort, nicht von dieser Welt. Das ist der erste Gedanke, der einem durch den Kopf schießt, wenn man Lenes Orangerie betritt. Stille, der Duft unzähliger Blüten, in Würde ergraute Möbel aus längst vergangenen Zeiten unter üppig rankendem Wein und verwitterte Tontöpfe, aus denen das Grün quillt, verursachen einen wahren Sinnesrausch. Durch die nostalgischen Sprossenfenster zwischen den blassroten Backsteinmauern fällt an diesem Nachmittag mildes Licht. „Die Fenster hat mir ein Kunde meines Ladens geschenkt, ein Architekt, der gerade in seinem Haus neue hatte einbauen lassen“, erzählt Lene begeistert. Von ihm stammt auch der Vorschlag, ein Gewächshaus im Garten zu bauen. Vor Jahren hatten die heute 53-Jährige und ihr Mann Jan die alte Schule in Høng, einem entzückenden kleinen Ort auf der
dänischen Insel Seeland, gekauft und in Eigenarbeit renoviert. In einem Teil davon ist Lenes Vintage-Shop „Livsstilsboheme“eingerichtet. „Das alte Gebäude ist allerdings etwas seltsam situiert. Die Fenster sind alle zur Straße hin gerichtet, man hat keine Sicht auf den Garten hinter dem Haus und es gibt auch keine Terrasse“, erklärt die Dänin. Ein Jammer, dachte sich das Paar. Der Vorschlag des Architekten schlug ein wie der Blitz. „Auch wenn ich zu diesem
Zeitpunkt kaum wusste, was ein Gewächshaus überhaupt ist“, erzählt Lene und lacht. Vielleicht ist es gerade deswegen so außergewöhnlich schön geworden. Denn statt sich Anleitungen zu besorgen, setzten Lene und Jan einfach ihre eigenen Ideen um. Die Backsteine und das Holz für das Dachgebälk kauften sie über Internetplattformen für gebrauchtes Baumaterial, die Möbel flogen ihnen quasi zu, die meisten von einem Freund, der ein altes Gehöft in
der Nähe bewohnt. Nun haben Lene und Jan einen traumhaften Platz, an dem sie den Garten genießen können – auch bei Regen. „Von Frühjahr bis Herbst verbringe ich so viel Zeit wie möglich hier“, sagt Lene und zupft eine verwelkte Blüte von einer roten Pelargonie. Sie ist die älteste Mutterpflanze ihrer umfangreichen Zucht und stammt noch von ihren Eltern.
WUCHERNDES PARADIES
Die größte Freude, gleichzeitig aber auch die meiste Arbeit, bereitet ihr der Wein. „Er muss jede Woche geschnitten werden, sonst bleibt kein Platz mehr für uns“, erklärt die Hobbygärtnerin. So magisch schön ist Lenes Orangerie, dass Shop-Kunden schon fragten, ob sie den Anbau ähnlich wie ein Bed & Breakfast mieten dürften. Dann schüttelt die Dänin lächelnd den Kopf und lädt die Kunden zu einem Kaffee in ihr einzigartiges Reich ein.