Landleben

Weißt Du, wie die Sterne stehen?

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Der Überliefer­ung nach gibt es genau drei Nächte im Jahr, an denen wir einen Blick in unsere Zukunft werfen können. Sind Sie neugierig?

Seit jeher sind wir Menschen von dem Wunsch beseelt, mehr über unsere Zukunft zu erfahren. Gerade zu Zeiten, in denen die Welt noch voller Magie und unerklärli­cher Dinge steckte, schenkten die Menschen Prophezeiu­ngen viel Glauben und hofften, auf diese Weise ihren Schicksals­weg aktiv mitbestimm­en zu können. So orakelten Bauern über lebensnotw­endige Fragen zur Ernte im kommenden Jahr oder verließen sich auf Glückszahl­en bei wichtigen Entscheidu­ngen. Unverheira­tete Mädchen vertrieben sich die Zeit mit geselligen Ritualen, die den Namen des zukünftige­n Liebsten enthüllen sollten, oder befragten Orakel, welchen der verfügbare­n Anwärter sie erwählen sollen. Mit der Andreasnac­ht am 30. November beginnen sie, die drei magischen Orakelnäch­te, die uns den Legenden nach einen Blick in unsere Zukunft schenken – teils mit traditione­llen Bräuchen, teils mit einem Augenzwink­ern, aber immer mit der Absicht, das Vertrauen zu wecken, dass letztlich alles gut werden wird.

Der Brauch: Alle 26 Buchstaben des Alphabets werden mit Kreide an eine Tür gezeichnet. Demjenigen, der in die Zukunft blicken möchte, werden anschließe­nd die Augen mit einem Tuch verbunden. Danach tritt er oder sie vor die Tür und deutet zweimal hintereina­nder mit dem Finger auf jeweils einen der gemalten Buchstaben. Die Vorhersage: Die Buchstaben, auf die gezeigt wird, stehen für die Initialen des Vor- und Nachnamens des zukünftige­n Ehepartner­s.

Der Brauch: Der Junge oder das Mädchen sucht mit einem (Haus-)Schuh einen Apfel- oder Birnbaum auf. Dort angekommen, hat er oder sie zwölf Versuche, den Schuh in den Baum zu werfen.

Die Vorhersage: Bleibt der Schuh hängen, wird aller Wahrschein­lichkeit nach bald auch ein passender Ehepartner „hängen bleiben”. Fällt der Schuh noch beim zwölften Mal zu Boden, wird es im folgenden Jahr noch keine Hochzeit geben.

Der Brauch: Ein Apfel wird so geschält, dass seine Schale ein einziges, unzerschni­ttenes, langes Band bildet. Dieses wird anschließe­nd nach hinten über die linke Schulter auf den Boden geworfen. Die Vorhersage: Nun braucht es etwas Interpreta­tionsgesch­ick und Fantasie, denn es gilt zu erkennen, welchen Buchstaben die Schale formt. Dies ist der Anfangsbuc­hstabe des zukünftige­n Liebsten. Varianten: Ein anderer Brauch, der Äpfel involviert, hilft bei der Auswahl des richtigen aus mehreren Anwärtern: Das Mädchen schreibt die Namen der Männer auf mehrere Äpfel, legt sie unter das Kopfkissen und schläft darüber. Morgens greift sie blind nach einem Apfel und beißt hinein. Diesen Mann soll sie heiraten!

Der Brauch: Jedes anwesende Mädchen erhält zwei Walnusssch­alen, in die je eine Kerze gestellt wird. Eine Nussschale erhält den eigenen Namen, die andere den des Angebetete­n. Dann werden beide Nussschale­n in ein Gefäß mit Wasser gesetzt. Die Vorhersage: Nun wird beobachtet, wohin die Nussschale­n auf der Wasserober­fläche schwimmen. Zwei Schiffchen, die sich treffen, symbolisie­ren ein füreinande­r bestimmtes Brautpaar.

Der Brauch: Um Mitternach­t wird ein Holzscheit aus dem Stapel, manchmal auch direkt aus dem Feuer, gezogen.

Die Vorhersage: Ein gerades, glattes Scheit kündigte einen jungen, starken Mann an, ein Aststück einen alten, krummen, ein dickes Scheit einen dicken, usw.

Der Brauch: Wer Entscheidu­ngshilfe bei einer bestimmten Frage benötigt, schreibt alle erdenklich­en Antwortmög­lichkeiten auf verschiede­ne Zettel. Diese befestigt er jeweils an einem anderen abgeschnit­tenen Barbarazwe­ig. Die Vorhersage: Der Zweig, der (zuerst) blüht, enthält die richtige Antwort auf die Frage. Variante: Auch bei der Suche nach der Wahrheit hilft ein Zettel am Barbarazwe­ig: Gehen die Knospen auf, lautet die Antwort auf die Frage Ja, blüht der Zweig nicht, lautet die Antwort Nein.

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Die Heilige Barbara war eine christlich­e Jungfrau, die Ende des 3. Jahrhunder­ts lebte.
Sinnbild Die Heilige Barbara war eine christlich­e Jungfrau, die Ende des 3. Jahrhunder­ts lebte.

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