„The Final Countdown“, immer wieder
Vor 30 Jahren lieferte die Band „Europe“die größte aller Silvesterhymnen. Was noch?
Augsburg Jetzt alle: „Dä-dä-dä-döö – dädädä-dödö / Dä-dä-dä-döö …“
Es war das Jahr der Katastrophe von Tschernobyl und der Challenger-Explosion, Deutschland verlor das Finale der Fußball-WM gegen Argentinien, Reinhold Messner meisterte als erster Mensch die Besteigung aller 14 Achttausender der Erde, Mike Tyson wurde jüngster Boxweltmeister im Schwergewicht aller Zeiten, Lady Gaga und Usain Bolt wurden geboren, Joseph Beuys und Cary Grant starben. 1986. Es war das Jahr, als Joey Tempest vom Abschied von der Erde sang: „Wir halten Kurs auf die Venus…“Und zum ersten Mal johlte im Refrain alle Welt mit dem 23-jährigen Schweden an Silvester: „It’s The Final Countdown!“
In 26 Ländern auf Platz eins, acht Millionen Mal verkauft – es ist die bis heute größte Jahres-AbschiedsHymne und war der größte Hit von Tempests Band „Europe“. Vor kurzem nun war das wiedervereinigte Quintett aus jener Zeit damit quer durch Europa auf „The Final Countdown 30th Anniversary Tour“unterwegs. Männer Mitte 50, die damals durchweg wild wogenden Lockenmähnen gebändigt, ausgedünnt, teils sogar abrasiert, Tempests Stimme ohne die damals obligatorischen Höhen des Hard-RockFalsetts: Natürlich meinten sie mit dem Titel der Tournee das ganze nach dem Song benannte Album – ihre drittes, auf dem mit der Ballade „Carrie“ja noch ein zweiter Hit war. Aber eigentlich hängt daran ja auch eine gar nicht so schöne Geschichte für Europe.
Denn die Schweden waren HardRocker! Danach aber waren sie Futter für Bravo-Leser. Und so begann schon bei der vermeintlichen Triumphtour 1986 das Zerbröseln der Heldentruppe – das sich noch drastisch beschleunigte, als bei den nachfolgenden Alben ähnliche Erfolge aus- und die Konzerthallen halb leer blieben.
Sechs Jahre nach dem Welterfolg hörte Europe auf zu existieren, „The Final Countdown“aber dröhnte unverdrossen weiter durch die Silvesterabende der Welt, kurz vor Raketenstart. Und so gab es, obwohl die Band nicht mehr existiert, sogar eine Neuveröffentlichung des Songs zum Jahrtausend-Wechsel, „The Final Countdown 2000“, der es immerhin wieder international in die Charts schaffte.
Das ist den inzwischen also wiedervereinigten Europe seitdem mit keinem Lied mehr gelungen, obwohl sie in den gut zwölf Jahren seit Wiedervereinigung schon vier Alben veröffentlicht haben. Aber dafür können sie jetzt einfach wieder Hard-Rocker sein, die, natürlich, bei jedem Auftritt der versammelten Fangemeinde das immer gleich gegniedelte Gitarrensolo von John Norum, den ewigen Abflug Richtung Venus mit Joey Tempests Gesang servieren, und das unverwechselbare Keyboard von Mic Michaeli: „Dä-dä-dä-döö – dädädä-dödö …“