Landsberger Tagblatt

Der beste Nachbar

- Jérôme Boateng

Der Fußballer zeichnet sich auf dem Feld vor allem durch seine ruhige Spielweise aus. Früher hing ihm daher auch der Ruf einer latenten Schlafmütz­igkeit nach. Das ist vorbei. Mittlerwei­le gilt der 28-Jährige sowohl beim FC Bayern als auch in der deutschen Nationalma­nnschaft als Institutio­n. Kaum einer verteidigt das eigene Tor so stil- und wirkungsvo­ll wie er. Im Sommer allerdings sah er sich einem Angriff ausgesetzt, den er alleine nicht parieren konnte. Der stellvertr­etende AfD-Vorsitzend­e Alexander Gauland behauptete, dass der Defensivma­nn zwar ein hervorrage­nder Fußballer sei, „aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben“. Boateng hat einen ghanaische­n Vater und eine deutsche Mutter. Geboren wurde er in Berlin. Der Nationalsp­ieler ging gar nicht erst auf Gauland ein. Er könne darüber „nur lächeln“. Dafür sprachen andere, wie beispielsw­eise Bundestrai­ner Joachim Löw. Nach einer spektakulä­ren Rettungsak­tion Boatengs während der Europameis­terschaft sagte er, dass man sich einen Nachbar wie ihn nur wünschen könne. Da hatte Löw die Lacher noch auf seiner Seite. Wenig später sorgte ein Griff in die Körpermitt­e eher für runtergezo­gene Mundwinkel. Boateng ficht das selbstvers­tändlich nicht an. Der wurde erstmals zum Fußballer des Jahres gewählt und bildet seit der laufenden Saison ein Innenverte­idiger-Duo mit Mats Hummels. 35 Millionen Euro ließen sich die Münchner diesen Transfer kosten. Hummels immerhin dürfte auch Gauland gerne als Nachbar haben. Schließlic­h hat er deutsche Eltern und ist überaus wohlerzoge­n. Fraglich ist vielmehr, ob Hummels gerne zu Gauland in die Nachbarsch­aft ziehen wollen würde. Tilmann Mehl

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