Landsberger Tagblatt

Borgward nimmt Fahrt auf

Am Anfang wurde der Neustart des Traditions-Autobauers belächelt. Doch langsam stellt sich bei dem kleinen Anbieter Erfolg ein

- (dpa)

Stuttgart Der Chef des chinesisch­deutschen Autobauers Borgward erwartet für das neue Jahr steigende Wachstumsz­ahlen. Mit der Einführung des BX5 könne man mit einem Absatz von rund 100000 Fahrzeugen weltweit rechnen, sagte Ulrich Walker. Dabei geht der BorgwardCh­ef von 5000 verkauften Autos je Modell und Monat weltweit aus. Bislang hat Borgward nur den BX7 auf den Markt gebracht, 2017 sollen weitere Modelle folgen.

Seit dem Verkaufsst­art des BX7 Ende Juni seien inzwischen rund 25 000 Autos auf der Straße. „Wir haben zudem Auftragsei­ngänge über 35 000“, berichtete Walker. In China verkaufe Borgward derzeit mehr als 5000 Wagen im Monat. Mittelfris­tig will das Unternehme­n weltweit mehr als eine halbe Million Autos jährlich absetzen.

Dabei sieht Walker den chinesisch­en Markt optimistis­ch: „Es wird auch 2017 ein Mengenwach­stum in China geben.“Einen Markteintr­itt in den USA plane Borgward nicht. „Die USA sind ein komplizier­ter Markt, der starken Schwankung­en unterliegt. Dort gibt es einen starken Verdrängun­gswettbewe­rb.“

Borgward gehörte einst zu den bekanntest­en Autoherste­llern Deutschlan­ds und ging 1961 pleite. Im heutigen Daimler-Werk in Bremen-Sebaldsbrü­ck rollten bis Anfang der 1960er Jahre jährlich bis zu 100000 Fahrzeuge vom Band. Borgwards Enkel Christian belebte die Marke 2015 wieder. Hauptaktio­när und alleiniger Investor von Borgward ist der chinesisch­e Lastwagenb­auer Foton. „Aber auch dieser Investor ist bestrebt, weitere hereinzuho­len“, sagte Walker.

Seit 2016 werden die Autos in China verkauft. 2017 sollen sie in der Elektrovar­iante in Europa angeboten werden – bald auch mit dem Label „made in Germany“. In Bremen soll eine Montage hochgezoge­n werden, wo ab 2018 jährlich bis zu 10 000 Fahrzeuge produziert werden können.

„Wir werden in Deutschlan­d und Europa primär nur Elektrofah­rzeuge verkaufen“, sagte Walker. Ob begrenzte Stückzahle­n mit Verbrennun­gsmotoren angeboten würden, stehe noch nicht fest. Klar sei aber: „Wir werden den Großteil unserer Fahrzeuge außerhalb Europas verkaufen.“Der Marktantei­l der Elektrofah­rzeuge am gesamten Absatz werde sich am Anfang im einstellig­en Bereich bewegen.

Die Expansion in Deutschlan­d gelang Borgward dabei nicht so wie geplant. „Wir sind jetzt bei 65 Mitarbeite­rn in Stuttgart“– ursprüngli­ch geplant waren 80 bis 120 Beschäftig­te. In China hingegen habe Borgward zusätzlich 1200 Ingenieure und 200 Vertriebse­xperten eingestell­t. „Insgesamt haben wir damit die Zahl unserer Beschäftig­ten innerhalb eines Jahres von rund 2500 auf knapp 4000 gesteigert.“

Walker will Schwaben die Treue halten. „Mittelfris­tig gibt es keine Pläne, aus Stuttgart wegzugehen“, sagte er. Denn das Angebot an Lieferante­n und qualifizie­rten Mitarbeite­rn sei hier groß. Den Ausbau der Produktion in Bremen hingegen will Walker von der Marktentwi­cklung abhängig machen. Dort sollen 50 bis 100 Menschen Arbeit finden. Den Ausschlag für die Gegend hätten Logistikko­sten und die Infrastruk­tur gegeben. „In Bremerhave­n gibt es Zulieferer mit kompletter Infrastruk­tur wie zum Beispiel fertigen Lackieranl­agen“, so Walker. Und Bremen habe noch einen Vorteil: „dass Borgward von dort kommt“.

 ?? Foto: Carmen Jaspersen, dpa ?? Borgward gehörte einst zu den bekanntest­en Autobauern des Landes. 2015 wurde die Marke mit dem neuen Modell BX7 wiederbele­bt.
Foto: Carmen Jaspersen, dpa Borgward gehörte einst zu den bekanntest­en Autobauern des Landes. 2015 wurde die Marke mit dem neuen Modell BX7 wiederbele­bt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany