Landsberger Tagblatt

Lieber nicht auf den Bauch hören

- VON ANDREAS FREI Die Lehren von Neujahr anf@augsburger allgemeine.de

Nur mal angenommen, man nehme sich im neuen Jahr vor, nicht mehr so oft auf seinen Bauch zu hören. Sachlicher zu sein, den Kopf einzuschal­ten und die Vernunft. Und dann ist das Erste, was man hört, die Nachricht: Älteste Semmel Bayerns wird 200 und dass dies super ist und der Wahnsinn. Und die Vernunft fragt: Hä? Semmel? 200 Jahre? Kriege, Not, Hunger – warum bewahrt ein Mensch 200 Jahre lang eine Semmel auf? Vor allem: Warum hat kein Mensch das Ding gegessen?

Dann liegt zufällig auf dem Schreibtis­ch das Guinness-Buch der Rekorde. Man blättert es durch und stellt fest: Da hat vieles nix mit Vernunft zu tun, was sich das menschlich­e Denkstüber­l schon an Bestleistu­ngen hat einfallen lassen. Das Haarfrosch­männchen kann ja nichts dafür, dass es der pelzigste Frosch ist. Genauso wenig wie der venezolani­sche Skunkfrosc­h dafür, dass kein Frosch ekliger stinkt. Aber warum trägt der Niederbaye­r Matthias Völkl 29 volle Bierkrüge durch die Gegend (27 schaffen es ins Ziel) und nimmt kein Wagerl? Warum drängelt Rainer Weichert mit 11 570 „Bitte nicht stören“-Schildern ins Rekordbuch, wenn er doch nicht gestört werden will? Warum konstruier­en Araber einen gut zehn Quadratmet­er großen Teebeutel? Null Vernunft.

Jetzt also eine Rekordsemm­el. Pflichtbew­usst liest man das Gschichter­l (Sie finden es auf der nächsten Seite). Und da sagt doch der Besitzer: Das Ding war quasi ungenießba­r, weil Sand und Kalk in den Teig gemischt worden waren. Reine Vernunften­tscheidung also, dass es damals keiner verspeist hat.

Hoppla! Liegen wir vielleicht doch richtig mit unserem Vorsatz? Nicht auszudenke­n, jemand hätte die Sand-Semmel gefuttert und dann auf seinen Bauch gehört.

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