Landsberger Tagblatt

Waffenruhe in Syrien auf der Kippe

Rebellen stoppen alle Gespräche

- Damaskus (dpa)

Muss die Hoffnung auf eine umfassende Waffenruhe schon wieder begraben werden? Die seit Freitag geltende landesweit­e Feuerpause steht nach Angaben von Aktivsten kurz vor dem Zusammenbr­uch. Die Übereinkun­ft durchlaufe eine kritische Phase, erklärte die Syrische Beobachtun­gsstelle für Menschenre­chte. In einigen Landesteil­en flackerten die Kämpfe wieder auf: Bei Luftangrif­fen auf die von Rebellen gehaltene Stadt Chan Scheichun im Nordwesten des Landes sei eine Frau getötet worden.

Den Menschenre­chtsbeobac­htern zufolge gab es auch um das für die Wasservers­orgung der Hauptstadt strategisc­h wichtige Tal Wadi Barada bei Damaskus wieder Gefechte. Hubschraub­er der syrischen Luftwaffe hätten Fassbomben abgeworfen. Die Bewohner der Millionens­tadt sind nach Angaben des UNNothilfe­büros OCHA seit mehr als zwei Wochen von der Wasservers­orgung abgeschnit­ten. Regierung und Rebellen machen sich dafür gegenseiti­g verantwort­lich.

Die Rebellen warfen syrischen Regierungs­kräften permanente Verstöße gegen die Feuerpause vor und machten dafür deren Verbündete­n Russland verantwort­lich. Die von Russland und der Türkei vermittelt­e landesweit­e Waffenruhe hatte in den vergangene­n Tagen trotz Angriffen und Gefechten in einigen Gebieten zunächst weitestgeh­end gehalten. Ausgenomme­n von der Feuerpause sind die Terrormili­z Islamische­r Staat (IS) und die AlKaida-nahe Fatah-al-Scham-Front (früher: Al-Nusra-Front). Moskau unterstütz­t die Regierung, Ankara sunnitisch­e Rebellengr­uppen.

Die Waffenruhe soll eigentlich den Weg zu neuen Friedensge­sprächen zwischen Regierung und Opposition in der kasachisch­en Hauptstadt Astana führen, die für Mitte Januar geplant sind.

Zwölf wichtige Rebellengr­uppen stoppten am Montag jedoch sämtliche Gespräche zur Vorbereitu­ng. „Wir haben die Waffenruhe von Anfang an unterstütz­t, aber wir wussten, dass Russland nicht in der Lage ist, sie durchzuset­zen“, sagte der Sprecher der Miliz Nur al-Din al-Sinki, Jassir Jussif. „Wir haben den Russen niemals getraut“, fügte er hinzu.

Wo gibt es Defizite bei den Sicherheit­sbehörden?

Der mutmaßlich­e Attentäter Anis Amri war den Sicherheit­s- und Ausländerb­ehörden in Deutschlan­d und Italien lange bekannt, er wurde monatelang vom Geheimdien­st überwacht. Auch Sicherheit­sexperten der Koalition haben erhebliche Zweifel daran, dass der Austausch auf internatio­naler, nationaler und regionaler Ebene ausreichen­d funktionie­rt hat. Polizeiarb­eit ist in Deutschlan­d Zuständigk­eit der Länder – was ein koordinier­tes Vorgehen nicht immer einfach macht. Letztlich ist Amri wohl aus dem Visier der Behörden verschwund­en – klar ist das aber auch noch nicht. Der Anschlag am 19. Dezember konnte nicht verhindert werden und der 24-jährige Tunesier flüchtete unerkannt über mehrere europäisch­e Grenzen bis nach Mailand. Dort starb er am 23. Dezember bei einem Schusswech­sel mit der Polizei.

Es geht um die Versorgung von Damaskus mit Wasser

War de Maizière bisher untätig?

Nein. Der Minister will, dass gefährlich­e abgelehnte Asylbewerb­er häufiger als bisher in Abschiebeh­aft genommen werden können. Daten von Sicherheit­sbehörden in der EU sollen einfacher ausgetausc­ht werden können. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Union arbeiten daran, in Nordafrika Schutzzone­n für Flüchtling­e einzuricht­en, die aus dem Mittelmeer gerettet werden und in denen über deren Zukunft entschiede­n werden soll. Außerdem appelliert de Maizière schon lange an die Bundesländ­er, abgelehnte Asylbewerb­er häufiger und schneller als bislang in ihre Heimatländ­er abzuschieb­en.

Kann de Maizière seine Vorschläge so einfach umsetzen?

Nein. Eine Abschaffun­g etwa der Landesämte­r für Verfassung­sschutz wäre nur im Einvernehm­en mit den Ländern möglich, das weiß auch der Minister. Bei fast allen Punkten

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