Das neue Jahr wird teurer
Finanzen Lange dümpelte die Inflationsrate nahe Null. Nun steigen die Preise wieder stärker
Schlechte Nachrichten für Verbraucher: Die Inflation in Deutschland hat 2016 auf niedrigem Niveau angezogen. Die Preise stiegen im Jahresdurchschnitt zum Vorjahr um 0,5 Prozent, wie das Statistische Bundesamt gestern in einer ersten Schätzung mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte die Teuerungsrate bei 0,3 Prozent gelegen – so niedrig wie im Jahr der Wirtschaftskrise 2009. Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Thema.
Wie haben sich die Verbraucherpreise zuletzt entwickelt?
Die Zeiten extrem niedriger Teuerungsraten nahe der Nullmarke oder gar darunter scheinen vorbei zu sein. Zum Jahresende lag die jährliche Teuerungsrate bei 1,7 Prozent nach jeweils 0,8 Prozent im Oktober und November. Das war der höchste Stand seit Mitte 2013. Hauptgrund dafür: Erstmals seit Herbst 2013 mussten Verbraucher für Tanken und Heizen wieder tiefer in die Tasche greifen als im Vorjahresmonat. Energie war im Dezember 2016 um 2,5 Prozent teurer als vor Jahresfrist, als Sprit und Heizöl zeitweise extrem günstig waren. Teurer als vor einem Jahr waren im Dezember auch Nahrungsmittel (plus 2,5 Prozent) und Wohnungsmieten (plus 1,5 Prozent). Insgesamt stiegen die Preise von November auf Dezember um 0,7 Prozent. Im längeren Vergleich jedoch ist die Inflation nach wie vor vergleichsweise gering.
Warum sorgt die weiterhin niedrige Inflation die Währungshüter?
Wenn die Preise für viele Waren und Dienstleistungen über einen längeren Zeitraum kaum noch oder gar nicht mehr steigen, könnte das Verbraucher und Unternehmer bei Investitionen bremsen. Mit viel billigem Geld versucht die Europäische Zentralbank (EZB) gegenzusteuern. Im Dezember verlängerte die Notenbank ihr Programm zum Kauf von Staats- und Unternehmensanleihen um neun Monate bis mindestens Ende 2017. Mittelfristig strebt die EZB ein stabiles Preisniveau bei knapp unter 2,0 Prozent an.
Wie werden sich die Preise 2017 entwickeln?
„Grundsätzlich befinden sich die Inflationsraten in Deutschland und die des Euroraums im Aufwärtstrend“, konstatierte Commerzbank-Ökonom Marco Wagner. Der leichte Ölpreisanstieg dürfte sich nach Meinung von Experten fortsetzen, zudem fällt der Preisunterschied zum Vorjahr 2017 nicht mehr so stark ins Gewicht. Volkswirte trauen auch der Weltwirtschaft im laufenden Jahr wieder mehr Wachstum zu – wenn die globale Konjunktur besser läuft, steigen tendenziell Löhne und Preise. Einen rasanten Anstieg der Teuerungsraten erwarten Ökonomen gleichwohl nicht. Die Bundesbank rechnet für das Jahr 2017 für Deutschland mit einer Inflationsrate von 1,4 Prozent.
Jörn Bender, dpa