Grundwasser ist häufig belastet
Weil zu viel Dünger auf den Äckern landet, sind die Nitratwerte vielerorts überhöht – auch in der Region. Nach langem Ringen soll es nun Konsequenzen für Landwirte geben
Wegen anhaltend hoher Nitratwerte im Grundwasser pocht Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) auf ein strengeres Düngerecht. „Wir müssen wirklich noch ernsthaft gegensteuern“, sagte sie gestern bei der Vorstellung des Nitratberichts. Danach wurde der zulässige Grenzwert zwischen 2012 und 2014 an 28 Prozent der Messstellen überschritten. In den vergangenen Jahren habe sich die Nitratbelastung „nur geringfügig verbessert“, heißt es in dem Papier.
Die EU-Kommission hatte Deutschland schon im November wegen zu hoher Nitratwerte vor dem Europäischen Gerichtshof verklagt. Als Hauptursache gilt ein übermäßiger Einsatz von Gülle und stickstoffhaltigem Dünger auf den Äckern. Wo intensive Landwirtschaft betrieben wird – etwa in bestimmten Regionen Niedersachsens und Nordrhein-Westfalens – ist die Belastung am größten. Aber auch im Freistaat wird der gesetzliche Schwellenwert von 50 Milligramm pro Liter überschritten: Nach Angaben des Landesamts für Umwelt ist dies bei 8,6 Prozent der rund 500 Messstellen in Bayern der Fall.
dringt wegen der erhöhten Werte darauf, dass die vom Kabinett beschlossene Verschärfung der Düngeverordnung möglichst schnell in Kraft tritt. Grundlage dafür wäre eine Änderung des Düngegesetzes. Die Abstimmung über diese Novelle steht derzeit für den 19. Januar auf der Tagesordnung des Bundestags.
Nitrat ist eine chemische Verbindung aus Stickstoff und Sauerstoff. In Gewässern fördert sie das Algen- wachstum, was anderen Pflanzen schadet. Für Menschen ist der Stoff selber nicht gefährlich. Nitrat kann aber zu Nitrit werden, das wiederum den Sauerstofftransport im Blut blockiert. Außerdem besteht der Verdacht, dass Nitrit indirekt krebserregend ist. Beim Trinkwasser werden diese Stoffe deshalb herausgefiltert, was teuer ist und den Wasserpreis nach oben treibt.
Kritik an der Bundesregierung kommt von Umweltschützern, InteHendricks ressenverbänden und den Grünen. Bärbel Höhn, Vorsitzende des Bundestags-Umweltausschusses, twitterte, das Problem sei seit Jahren bekannt, und die Regierung müsse „endlich handeln“. Martin Weyand vom Bundesverband der Energieund Wasserwirtschaft (BDEW) beklagte: „Seit fast zwei Jahren wird die Umsetzung eines wirksamen Düngerechts in Deutschland verschleppt.“Martin Hofstetter von Greenpeace warf Agrarminister Christian Schmidt (CSU) vor, er mache sich zum „Büttel der Massentierhalter“.
Tatsächlich wird die Agrarlobby immer wieder kritisiert, weil sie strengere Regelungen beim Düngen verhindere. Hendricks sagte dazu lediglich: „Dass die Interessen unterschiedlich sind, ist keine Frage.“Allerdings müsse man sich klar werden, „wie wir in Zukunft die Landwirtschaft betreiben wollen“. Die Ministerin ließ auch durchblicken, dass sie sich durchaus noch strengere Düngeregeln wünschen würde: Sie hält es nach eigenen Worten für möglich, dass die EU weitere Nachbesserungen fordert. „Da hätte ich dann nichts dagegen.“