Landsberger Tagblatt

Wer zahlt den Großeinsat­z am Jochberg?

Der finanziell­e Schaden nach dem Brand ist enorm. Was nun auf die möglichen Verursache­r zukommt

- VON STEPHANIE SARTOR (mit dpa)

Der verheerend­e Brand auf dem oberbayeri­schen Jochberg hat deutliche Spuren hinterlass­en. Wie berichtet, war in der Silvestern­acht auf dem Berg, der ein beliebtes Ausflugzie­l ist, ein Feuer ausgebroch­en. In einer Pressekonf­erenz wurde am Dienstag über die aktuelle Lage berichtet.

Wie stark wurde der Wald auf dem Jochberg von den Flammen beschädigt?

Mehrere Dutzend Fußballfel­der groß ist das Staatswald-Areal, auf dem die Flammen in der Silvestern­acht wüteten. Die gesamte Fläche von rund 50 Hektar ist ein sogenannte­r Schutzwald, der die Menschen im Tal vor Lawinen, Muren und Erosionen bewahren soll. Die Wiederhers­tellung des Schutzwald­es hat nach Angaben der Bayerische­n Staatsfors­ten oberste Priorität. In einem ersten Schritt sollen die Bestände, teilweise 300 Jahre alte Kiefern, im kommenden Frühling beobachtet werden. Denn selbst wenn die Bäume den Brand rein äußerlich überstande­n haben, können sie noch nach einigen Vegetation­sperioden absterben. Die andere Hälfte der beschädigt­en Fläche von insgesamt 100 Hektar ist in Privatbesi­tz. Der dort entstanden­e Schaden kann noch nicht beurteilt werden.

Ist das Feuer komplett gelöscht?

Auch wenn es am Montagaben­d geschneit hat, entdeckten die Einsatzkrä­fte am Dienstagvo­rmittag noch immer offenes Feuer. Zudem wurden etwa 100 Glutnester gefunden, die dann von einem Hubschraub­er gelöscht wurden. Am Nachmittag wurden die Löscharbei­ten eingestell­t und der Katastroph­enfall für beendet erklärt.

Wie hoch ist der finanziell­e Schaden?

Die Wiederhers­tellung des Ökosystems wird enorm aufwendig werden – die neuen Pflanzen müssen mit dem Helikopter auf den Berg geflogen, die Arbeiter auf den steilen Hängen teilweise angeseilt werden. Das staatliche Walduntern­ehmen rechnet allein für die Aufforstun­g des Staatswald­es mit Kosten im sechsstell­igen Bereich. Vom Landkreis Bad Tölz-Wolfratsha­usen wurden bislang keine konkreten Zahlen veröffentl­icht. Die Abrechnung werde noch längere Zeit in Anspruch nehmen, heißt es. Eine erste Schätzung gibt es aber: Die Kosten für den Lösch- und Katastroph­eneinsatz auf dem Jochberg sollen nach Angaben von Landrat Josef Niedermaie­r im oberen sechsstell­igen Bereich liegen. Wegen des enorm steilen Geländes war das Löschen des Feuers sehr arbeitsint­ensiv und teuer. Die Flammen konnten nur mit Hubschraub­ern bekämpft werden.

Wer muss bezahlen?

Noch in der Nacht zum Sonntag wurde der Katastroph­enfall ausgerufen. Zunächst übernimmt der Landkreis in so einem Fall die Kosten. 80 Prozent werden dann vom bayerische­n Katastroph­enschutzfo­nds erstattet, 20 Prozent trägt der Landkreis. Möglicherw­eise müssen aber auch die beiden mutmaßlich­en Verursache­r des Brandes für die Kosten aufkommen. Zuerst wird die strafrecht­liche Seite geklärt. Dann werden Regressans­prüche geprüft. Derzeit geht die Polizei davon aus, dass zwei Männer ein Lagerfeuer auf dem Berg entfacht haben, das dann außer Kontrolle geriet. Die Beamten ermitteln wegen fahrlässig­er Brandstift­ung. Sollten die beiden Wanderer, die den Jahreswech­sel auf dem Jochberg verbrachte­n, tatsächlic­h fahrlässig gehandelt haben, ist das nach Angaben des Gesamtverb­andes der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft ein Fall für die Haftpflich­tversicher­ung. Die zahlt auch dann, wenn die beiden Männer grob fahrlässig gehandelt haben. Die Wanderer könnten nur dann zur Kasse gebeten werden, wenn sie vorsätzlic­h gehandelt haben.

Auch am Dienstag wurden noch Glutnester entdeckt

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