Kitas für Kiebitz Junge
Das schwäbische Wiesenbrüter-Pilotprojekt zeigt erste Erfolge. Ein Hoffnungsschimmer. Warum es beim Brachvogel mit dem Nachwuchs nicht klappt
Er traute seinen Augen nicht: Auf einer Viehweide im Donauried (Landkreis Dillingen) sah Anton Burnhauser 14 noch nicht flügge Kiebitze aller Altersstufen zwischen Jungrindern herumspazieren. Für ihn ist es ein Indiz, dass es doch eine Zukunft für die Wiesenbrüter geben kann – vorausgesetzt das Umfeld passt. Die Vögel brauchen Deckung, genügend Nahrung und sie dürfen während der Brutzeit nicht gestört werden. Die Weide des Biobauern ist ideal. Sie bietet den Kiebitzen alles.
Durch die Trittspuren der Rinder entstehen feuchte Stellen, wo die Vögel stochern können. Das Gras wird nicht gleichmäßig abgefressen und bietet somit Deckung. Und mit den Kuhfladen baut sich eine Nahrungskette auf mit Käfern, Fliegen und Würmern. Außer Weideflächen brauchen die Wiesenbrüter größere feuchte Mulden in Äckern. Sie sind zentrale Anlaufstellen. Die Kiebitze kommen von weit her und führen dort die Jungen zusammen. Die Gruppe betreibt eine gemeinsame Feindesabwehr und attackiert energisch sich nähernde Krähen und Greifvögel.
Das schwäbische Pilotprojekt „Wiesenbrüter-Brutplatzmanagement“läuft nun seit zwei Jahren, und Burnhauser, der bei der Regierung von Schwaben dafür zuständig ist, zieht eine Zwischenbilanz: Maßgeschneiderte Maßnahmen in enger Zusammenarbeit mit den Landwirten bringen etwas. 2016 haben dadurch etwa 48 junge Kiebitze überlebt. Der Biologe freut sich, dass die Bauern begeistert mitziehen. Sie säen den Mais später aus, sparen Nassmulden-Fenster in Äckern und ● Das dreijährige Pilotprojekt „Wie senbrüter Brutplatzmanagement“der Regierung von Schwaben bezieht sich auf Es werden Maßnahmen und Methoden getestet, wie in Zusammenarbeit mit den Landwirten der Bruterfolg der be drohten Arten erhöht werden kann. ● Im Einsatz sind fünf Beraterteams. Für und die
der beteiligten Land Wiesen von der Bewirtschaftung aus. Dafür bekommen sie unbürokratisch einen finanziellen Erschwernis-Ausgleich. Die Vereinbarung – 20 waren es vergangenes Jahr – umfasst nicht mehr als eine Seite. Und ganz wichtig: Der Bauer verpflichtet sich nur für ein Jahr. Dann kann er neu entscheiden. Burnhauser weiß, dass es keine Selbstverständlichkeit ist. Denn es bedeutet Ertragseinbußen und einen zusätzlichen Aufwand. Deshalb wirte sind in 2016 insgesamt rund
geflossen. ● Projektträger sind der Landkreis Donau Ries mit den Rie ser Naturschutzvereinen,
der Bund Naturschutz und der Landschaftspflegeverband Donautal Aktiv, die ARGE Schwäbisches Donaumoos,
die Landschaftspflegeverbän de Günzburg und Unterallgäu. (AZ) freut er sich um so mehr, dass bereits im Dezember mehrere Landwirte bei seinem Team vor Ort nachgefragt haben, ob sie wieder mitmachen können. Im Mindeltal sah er an einem Sonntag bei seinen Kontrollfahrten eine Gruppe Radfahrer auf dem Feldweg stehen. „Es waren Landwirte. Sie schauten, ob ihre Kiebitze noch auf ihren Äckern sind. Die sind mit Herzblut dabei.“
Für das Pilotprojekt wurden die wichtigsten Wiesenbrütergebiete im Donauried, im Donaumoos, im Mindeltal und im Nördlinger Ries ausgewählt. „Wenn wir erfolgreich sein wollen, müssen wir uns in die Wiesenbrüter reinversetzen und lernen, was sie wann brauchen“, sagt Burnhauser, der sich seit Jahrzehnten für Kiebitz, Brachvogel, Bekassine und Co engagiert. Burnhauser testet auch unkonventionelle Lösungen: In einem Fall – es war inzwischen viel zu trocken – überredete er einen Landwirt, Güllefässer voll mit Wasser in eine ausgetrocknete Mulde zu schütten. Und es funktionierte: Von überall her kamen Kiebitze mit ihren Jungen. Die Nester waren zum Teil hunderte Meter entfernt. Für den Biologen steht deshalb fest: „Wir brauchten in jedem Gebiet mindestens eine solche Kiebitz-Kita.“
Unverzichtbar beim Wiesenbrüterschutz ist ein enges Betreuernetz, sagt Burnhauser. 14 Leute machen bei dem Projekt, das noch ein Jahr läuft, bislang mit – Fachpersonal und angelernte Berater. „Wir bräuchten aber noch mehr.“Burnhauser denkt dabei unter anderem an pensionierte Landwirte, die den Kontakt zu ihren Kollegen besser halten können.
Mit dem Erfolg beim Kiebitz ist der Biologe bisher recht zufrieden. Ganz anders sieht es beim Brachvogel aus, dem größten Wiesenbrüter. „2016 wurde in den Projektgebieten kein einziger Jungvogel flügge.“ Und das trotz des enormen Aufwands, der betrieben wurde. Es wurde sogar mit großflächigen mobilen Zäunen rund um die Nester gearbeitet, um natürliche Feinde wie den Fuchs abzuhalten. „Auch wenn das wahnsinnig personalintensiv ist, wollen wir die Zäunung 2017 weiter testen.“
Das Hauptproblem beim Brachvogel ist die Entwicklung in der Landwirtschaft. Das Grünland ist zu wenig, die Schnittfolgen auf den vorhandenen Wiesen zu dicht. Gefragt sind laut Burnhauser innovative Lösungen. Momentan fehlen die Anreize, um Landwirte für den Schutz zu gewinnen. „Wir brauchen dafür gezieltere und besser honorierte Förderprogramme.“Das damalige Wiesenbrüter-Programm sei ja recht erfolgreich gewesen.
Autofahrer verhindert eine Geisterfahrt
Ein geistesgegenwärtiger Bürger hat in Oberfranken eine lebensgefährliche Geisterfahrt mit mehr als vier Promille verhindert. Der stockbetrunkene Autofahrer kollidierte in der Nacht zum Samstag auf der Autobahn 70 bei Bamberg zunächst mit dem Wagen des 40 Jahre alten Zeugen, anschließend fuhr der alkoholisierte Mann auf einen Parkplatz, inspizierte den Unfallschaden und wollte in falscher Richtung auf die A70. Der 40-Jährige blockierte die Auffahrt und verhinderte so die Geisterfahrt.
Die Eltern betreiben zusammen Feindesabwehr Wiesenbrüter Brutplatzmanagement Mobile Zäune rund um die Nester
SPD lehnt Abschuss von Wölfen ab
Die SPD-Fraktion im Landtag wendet sich gegen eine Freigabe des Wolfs zum Abschuss. Die Sozialdemokraten kritisieren entsprechende Pläne der CSU. Der SPD-Umweltexperte Florian von Brunn sagt: „Wer jetzt nach Abschuss ruft, fordert zum Rechtsbruch auf und ermutigt insgeheim kriminelle Wilderer.“Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hatte am Wochenende eine beschränkte Abschussfreigabe für Wölfe gefordert.
Rauchentwicklung in Lok: Zug wurde evakuiert
Nach starker Rauchentwicklung in einer Lok haben Rettungskräfte einen Intercity nahe Bad Grönenbach (Unterallgäu) evakuiert. Bundespolizei und Deutscher Bahn zufolge war ein technischer Defekt im Betriebsraum ursächlich für den Vorfall. Die rund 320 Reisenden konnten nach kurzer Zeit wieder einsteigen, ab Bad Grönenbach wurden sie aber mit Bussen nach Memmingen und Ulm gebracht, wie ein Sprecher der Bahn mitteilte. Eine Zugbegleiterin wurde für dienstunfähig erklärt.