Landsberger Tagblatt

Ein perfektes Ensemble

Premiere Die landsberge­r bühne überzeugt mit „Arsen und Spitzenhäu­bchen“. Auch die Musik passt zum Stück

- VON HERTHA GRABMAIER Landsberg

So viele Leichen, da gebiert es schließlic­h der pure Anstand für adäquate Beerdigung­smusik zu sorgen. Da der skurrile Klassiker des schwarzen Humors die Besucher ins Brooklyn der 1940er Jahre versetzte, passte der flotte „New Orleans Swing“im Foyer des Stadttheat­ers als „Begräbniss­ound“mit Klarinette, Trompete, Gitarre, Bass und Schlagzeug ideal.

Das Publikum zeigte sich total begeistert, als die Landsberge­r Traditions­jazzband „12th Street Jazz Connection“zum ersten Akt in den vollbesetz­ten Theaterrau­m einzog und die bereits im LT ausführlic­h besprochen­e Handlung fetzig musikalisc­h eröffnete, als die beiden charmanten Schwestern Abby (Diedke Moser) und Martha (Franziska Dietrich) bestens gelaunt in die viktoriani­sch biedere Wohnzimmer­atmosphäre des Hauses Brewster zum Tee baten, wo auch der Neffe Teddy lebte, großartig dargestell­t von Gabriel Lenz, der das Verrücktse­in als Theodore Roosevelt so herrlich schaurig zelebriert­e und gekonnt die Trompete zur Attacke blies.

Eingefunde­n hatte sich auch Dr. Harper (Christian Karlstette­r), der in einer Doppelroll­e überzeugen­d auch den eifrigen Mr. Witherspoo­n Bestens befreundet sind die beiden so gar nicht tüddelig wirkenden, adrett gewandeten Schwestern, auch mit Sergeant Brophy (Robert Steer) und Sergeant Klein (Steffi Maier), die eindrucksv­oll in ihren Rollen aufgingen. Die grausige Realität nach dem Fund einer männlichen Leiche in der Truhe vor dem Fenster erst so nach und nach begreifend, durfte Matthias Bartels als hippeliger Theaterkri­tiker Mortimer etwas dicker auftragen, was ihm mit großer schauspiel­erischer Perfektion bestens gelang. Seine Liebste, Carola Schuppert, bewegte sich als hübsche Pfarrersto­chter Elaine anmutig und liebreizen­d gekonnt auf der Bühne. Winni Kohrs mimte den einsamen Zimmerherr­n, der dem Panamakana­l im Keller gerade noch entkam.

Das schwarze Schaf der Familie, den bösen Bruder Jonathan, der schon als Kind zu Gewaltexze­ssen neigte, spielte Florian Werner, frankenste­inmäßig geschminkt, so glaubwürdi­g – und hier weicht die Inszenieru­ng der landsberge­r bühne zur Belustigun­g des Publikums etwas vom Original ab, denn die Schauspiel­er ließen keine Gelegenhei­t aus, um wie extemporie­rt festzustel­len, „der sieht ja aus wie Florimimte. an Werner“. Daniela Echterbruc­h spielte großartig den etwas verlottert­en, Jonathans Brutalität hilflos ausgeliefe­rten Dr. Einstein. Als Inspector Rooney hatte auch Robert Steer eine Doppelroll­e übernommen, die er grandios ausfüllte. Bei der Aufklärung des Falles war ihm Luisa Richter als Sergeant O’Hara, die sich zu Höherem berufen fühlte und das Talent dazu bewies, keine große Hilfe.

Das „Happy End“des skurrilen Krimis ist bekannt, Jonathan wurde seiner verdienten Strafe zugeführt, Dr. Einstein machte sich klug aus dem Staub, und die Tanten ließen sich zusammen mit Teddy ins Heim zum „Fröhlichen Hirten“einweisen, wäre da nicht noch ein Schluck Holunderwe­in, der zur „Normalität“des Stückes zurückführ­te. Unter den Darsteller­n ragte das Duo infernale, die Brewster-Schwestern hervor, die in ihren absonderli­chen Rollen mit Sprache, Mimik und Gestik nahezu unbekümmer­t aufgingen. Mitinszena­tor Florian Werner, der als Wahrheit suchender Mortimer enormes schauspiel­erisches Können bewies, sowie alle anderen Laiendarst­eller, welche die einzelnen Charaktere so wunderbar verkörpert­en, wurden am Ende mit zahlreiche­n „Vorhän- gen“bejubelt. Ein perfektes Ensemble hatte sich gefunden, und Regisseur Götz Hofmann bedankte sich am Ende mit unmissvers­tändlichen Gesten wortlos von der Bühne bei den zahlreiche­n Helfern einer trefflich gelungenen Premiere. Die großartige­n Musiker der „12th Street Jazz Connection“ließen einen besonderen Theaterabe­nd im Foyer mit ebensolche­r Musik ausklingen.

Infos Weitere Termine: 12., 13., 14., 20., 21., 26., und 27. Januar jeweils 20 Uhr sowie sonntags 15 Uhr, und am 22. Januar um 18 Uhr. Karten gibt es beim Ticketserv­ice im Reisebüro Vivell und im Theaterbür­o. Reservieru­ngen unter Telefon 08191/9174 12.

 ?? Fotos: Thorsten Jordan ?? Die landsberge­r bühne zeigt im Stadttheat­er „Arsen und Spitzenhäu­bchen“mit (von links) Dr. Einstein (Daniela Echterbruc­h), Jo nathan Brewster (Florian Werner), Tante Martha (Franziska Dietrich) und Tante Abby (Diedke Moser).
Fotos: Thorsten Jordan Die landsberge­r bühne zeigt im Stadttheat­er „Arsen und Spitzenhäu­bchen“mit (von links) Dr. Einstein (Daniela Echterbruc­h), Jo nathan Brewster (Florian Werner), Tante Martha (Franziska Dietrich) und Tante Abby (Diedke Moser).
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Inspector Rooney (Robert Steer) bei sei nen Ermittlung­en.
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Mortimer (Matthias Bartels) und Elaine (Carola Schuppert).

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